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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Gefühle kämpfte. «Wenn Sie glauben, dass jemand anders besser geeignet ist, trete ich zu-rück.»
    «Genau das ist das Problem», antwortete Wagner. «Es
    ist niemand besser geeignet. Wenn ich einen meiner Jungs
    schicke, wissen die Schützen genau, was los ist. Ich glaube,
    die beste Vorgehensweise ist, Sie beide reinzuschicken.
    Mit Frauen haben sie weniger Probleme.»
    «Oder sie nehmen euch beide ebenfalls als Geiseln»,
    warf Nick ein. «Oder erschießen euch einfach.»

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    «Er hat Recht», sagte Wagner. «Wir können nichts tun,
    um sie daran zu hindern.» Sie verschränkte die Arme vor
    der Brust. «Wollen Sie immer noch unbedingt da rein?»
    Lena zögerte nicht. «Ja.»
    Jetzt richteten sich alle Blicke auf Molly.
    «Ms. Stoddard?», fragte Wagner.
    Molly tauschte einen Blick mit Nick aus. «Ja.»
    Wagner sagte: «Ihre Entschlossenheit scheint ein wenig
    nachgelassen zu haben.»
    «Nein.» Molly stand auf. «Ich bin bereit.»

    14.15 Uhr

    Lena wusch sich im Waschraum des Grant County Me‐
    dical Center die Hände. Sie zitterten, aber das war nichts Neues. Seit ihrer Entführung vor zwei Jahren zitterten
    ihre Hände immer wieder einmal. Manchmal dachte Lena,
    es lag an den Verletzungen, doch die Ärzte versicherten
    ihr, dass die Nerven nicht beschädigt worden seien.
    «Alles in Ordnung?», fragte Molly Stoddard. Sie sah
    Lenas Hände an.
    «Alles bestens», sagte Lena und riss ein Papierhandtuch
    von der Rolle.
    «Es ist normal, nervös zu sein», sagte Molly. «Ehrlich
    gesagt ist es mir sogar lieber, wenn Sie auch nervös sind.»
    «Na dann», gab Lena zurück. Sie nahm sich die Sanitä‐
    teruniform vom Waschtisch und ging in eine der Kabinen,
    um sich umzuziehen.
    «Ich bin jedenfalls nervös», sagte Molly. Als Lena im‐
    mer noch nicht antwortete, seufzte sie: «Na gut.»
    Lena zog die Jacke aus und hängte sie an den Haken an

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    der Kabinentür. Als sie sich die Bluse aufknöpfte, klopfte es an die Tür des Waschraums.
    Nick Shelton rief: «Seid ihr angezogen?»
    Molly rief ja, Lena nein.
    «Entschuldigung», sagte Molly, doch Lena hörte, dass
    Nick schon im Raum war. Sie setzte sich auf den Klodeckel.
    Sie wollte nicht nackt sein, wenn er im Raum war, selbst wenn sie hinter einer geschlossenen Kabinentür stand.
    «Ich wollte nur sagen ...», begann Nick unsicher, «ich
    wollte nur ...»
    «Es wird schon klappen», beruhigte ihn Molly, als
    wüsste sie genau, was er auf dem Herzen hatte. Lena
    spähte durch den Türspalt und sah, dass Molly Nicks
    Wange streichelte. «Mir wird schon nichts passieren»,
    flüsterte sie.
    «Du musst das nicht tun», sagte Nick.
    «Wenn ich da drin wäre, würde Sara –»
    «Sara hat keine zwei Kinder zu Hause, und genau das
    würde sie dir jetzt auch sagen, wenn sie könnte.»
    Molly sah in Lenas Richtung, und Lena stand auf, um
    sich weiter umzuziehen, damit die beiden nicht dachten,
    sie beobachtete sie. Sie ließ ihre Hose auf den Boden gleiten und hörte ein gedämpftes Klappern, als das Taschen‐
    messer, das sie immer in der hinteren Hosentasche hatte,
    auf die Fliesen fiel. Lena spähte durch den Spalt, um sich zu vergewissern, dass Molly und Nick nichts gesehen hatten. Sie flüsterten immer noch, als wäre es ihnen völlig egal, dass Lena kaum einen Meter neben ihnen stand. Offensichtlich wollte Nick nicht, dass Molly in das Gebäude ging. Lena konnte es ihm nicht verübeln. Es gab keine
    Garantie, dass die Schützen sie nicht auch als Geiseln
    nahmen.

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    Lena öffnete das Klappmesser und strich über die
    scharfe Klinge. Das Messer war kaum acht Zentimeter
    lang, doch es war nicht ungefährlich. Die Frage war nur, wo Lena es verstecken sollte, wenn die Geiselnehmer sie
    durchsuchten.
    Nick sprach jetzt lauter, um auch Lena anzusprechen.
    «Die Typen haben zu leicht klein beigegeben», sagte er.
    «Normalerweise sind Geiselnehmer viel unnachgiebiger.
    Sie handeln rein emotional. Man muss erst eine ganze
    Weile mit ihnen verhandeln und ihr Vertrauen gewinnen,
    bevor sie Zugeständnisse machen. Die hier geben Maria zu
    früh raus.»
    Lena schlüpfte in die weiße Hose. Sie war mindestens
    eine Nummer zu groß, doch sie hatte mit Schlimmerem
    gerechnet. Sie sagte: «Vielleicht haben sie Hunger.»
    «Irgendwas stimmt da nicht», beharrte Nick. «Sie schei‐
    nen zu wissen, was wir vorhaben. Den Belüftungsschacht
    haben sie nicht zum Spaß blockiert. Sie wussten, dass wir Kameras reinbringen wollen und dass wir es nach

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