Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
ruhte, als sei sie der einzige Mensch im Raum. »Ich finde, Sie sollten diesen plötzlichen Mangel an Aufopferungswillen erklären, Theresa«, sagte Lucas gerade so laut, dass sie ihn noch verstehen konnte, doch sonst keiner der Anwesenden. »Das hat uns alle doch ziemlich überrascht.«
»Ich will leben, das ist alles. Lassen Sie Chris und mich hier bei den Sicherheitsleuten. Wir passen sowieso nicht alle ins Auto.«
»Aber ich brauche gute Geiseln. Die Cops werden nicht auf Sie, die kleine Wissenschaftlerin schießen, und sie werden auf gar keinen Fall das Leben ihres Starunterhändlers gefährden. Er ist der einzige Cop, der ins Fernsehen kommt, ohne vorher angeklagt worden zu sein.«
»Lassen Sie ihn gehen«, sagte sie deutlich, nun mit einem verzweifelten Unterton.
»Nein.«
Cavanaugh schaltete sich ein. »Warum habe ich das Gefühl, dass Sie beide eine Unterhaltung führen, in die wir anderen nicht eingeweiht sind?«
»Können wir nicht einfach nur hier raus?«, fragte Jessica Ludlow. »Worauf warten wir noch?«
Lucas antwortete, ohne sie eines Blickes zu würdigen. »Zuerst muss ich wissen, was Theresa weiß und wem sie es gesagt hat.«
»Ich war doch die ganze Zeit hier bei Ihnen! Wie hätte ich da irgendwem etwas sagen können?«
Cavanaugh drehte sich zu ihr um und griff sich dann an die von der abrupten Bewegung schmerzende Brust. » Was hätten Sie jemandem sagen sollen?«
»Los, Theresa, fahren Sie fort«, stachelte Lucas sie an. »Ich werde ihn sowieso nicht gehen lassen.«
Theresa seufzte. »Hier ging es nie um das Geld. Sondern allein um die Ermordung von Mark Ludlow.«
Jessica starrte sie mit großen Augen an. »Lucas hat meinen Mann nicht umgebracht.«
»Nein«, erwiderte Theresa ruhig. »Das waren Sie.«
31
15:46 Uhr
Chris Cavanaugh schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
»Fangen Sie von vorne an«, befahl ihr Lucas.
Theresa versuchte, ruhig und besonnen zu sprechen. »Sie meinen, als Mark Ludlow starb? Oder als Sie, Bobby und Jessica, sich in der Kunsttherapie im Gefängnis in Atlanta kennen lernten?«
»Sprechen Sie leiser, außer Sie möchten, dass ich mich der drei Sicherheitsleute auch entledige. An dieser äußeren Wand befinden sich sowieso keine Lüftungsschächte, deshalb müssen Sie auch nicht laut und deutlich für die Mikrophone sprechen.«
»Woher wissen Sie das?«, verlangte Cavanaugh zu erfahren.
»Ich habe bei einem Experten gelernt. Ihr Buch war übrigens ziemlich beliebt in der Gefängnisbücherei – Sie sollten das Ihren Verleger wissen lassen.«
»Lass uns gehen!«, wiederholte Jessica Ludlow drängend.
»Gleich. Fahren Sie fort, Theresa.«
»Jessica ist Künstlerin.«
Lucas streckte eine Hand in Richtung der jungen Mutter aus, hielt dann jedoch inne, als er sich an die Kameras erinnerte. Doch ihre Blicke trafen sich, und zum ersten Mal an diesem Tag lächelte sie. »Sie ist eine fantastische Künstlerin. Aber hängen ihre Bilder bei ihr zu Hause? Nein. Ludlow hat sie nicht ernst genommen, und außerdem war es sein Haus.«
Theresa änderte ihre Sitzposition, zog die Knie an die Brust. »Ja, er wollte offensichtlich nicht einmal ihren Namen auf das Türschild nehmen. Ihr zwei habt euch also kennen gelernt, als Jessica als Kunsttherapeutin im Gefängnis in Atlanta gearbeitet hat, und habt euch ineinander verliebt. Aber Mark Ludlow hat Wind davon bekommen und um eine Versetzung gebeten, etwa zu dem Zeitpunkt, als Sie entlassen werden sollten, habe ich Recht?« Lucas nickte bejahend. »Sie sind ihr hierher gefolgt. Ab da, schätze ich mal, sind die Dinge aus dem Ruder gelaufen.«
Lucas antwortete: »Wir wollten einfach nur die Scheidung und das Sorgerecht.«
Jessica mischte sich leise ein. »Ich wäre eventuell auch mit geteiltem Sorgerecht einverstanden gewesen, aber Mark hat das rundweg abgelehnt. Er sagte, kein Gericht würde jemandem auch nur das Besuchsrecht einräumen, der auf Bewährung draußen war, und vermutlich hatte er damit Recht.«
»Wir hatten keine Wahl«, sagte Lucas zu Theresa. »Sie sind eine Mutter. Sie müssen das verstehen.«
»Also haben Sie ihn getötet.«
»Wir haben gestritten. Bobby hat ihn mit dem Gewehr geschlagen, hat immer weiter zugeschlagen. Ich habe ja schon gesagt, dass er eine sehr schlechte Impulskontrolle hatte.«
»Wie praktisch«, erwiderte Theresa. »Aber ich glaube es nicht. Sie haben da ein Muster aus Abschleuderblut, das sich Ihr Hosenbein hochzieht.«
»Dann habe ich ihn also umgebracht.«
»Sie
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