Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
überhaupt, was hier gegenüber passiert? Sollten wir die Geiselnehmer nicht anrufen oder irgendwas? Herausfinden, was sie wollen? Du weißt schon, etwas tun ?«
Jason hatte mittlerweile ein Telefonheadset, ein Tonbandgerät, ein großes elektronisches Gerät mit Schaltern und Knöpfen und genug Kabel bereitgelegt, die verbunden einmal quer durch die Stadt reichen würden. »Wir wollen im Moment noch nicht mehr unternehmen, als die Geiselnehmer sich beruhigen lassen. Die ersten dreißig Minuten in einer Krisensituation sind immer die gefährlichsten.«
Theresa verschränkte die Arme, vor Kälte und vor Ungeduld. »Außerdem ist Chris ja noch nicht da.«
Jason antwortete diplomatisch: »Ja.«
»Wird das FBI nicht seinen eigenen Unterhändler einsetzen wollen?«
»Sie werden einen einfliegen, aber wenn der Kontakt erst mal hergestellt ist, wird man nicht plötzlich einen neuen Verhandlungsführer übernehmen lassen. Wenn Chris also bereits im Gespräch mit den Geiselnehmern ist, wird man ihn nicht abziehen und den FBI -Vermittler als Zweitbesetzung behalten. Ich hoffe nur, dass es nicht Laura sein wird.« Er wühlte in einer Plastikkiste und holte einen Adapter und ein Buch heraus, das er Theresa reichte. »Das hat Chris geschrieben.«
Sie betrachtete das glänzende Cover. Wie man mit Geiselnehmern verhandelt , von Christopher Cavanaugh. Auf dem Cover war eine Art Ninjakrieger mit einem Schnellfeuergewehr zu sehen, und Theresa fragte sich, ob das der Gute oder der Böse sein sollte. Auf jeden Fall wirkte es eher beängstigend als beruhigend. Sie blickte zu Jason auf, dessen stolzes Lächeln ein wenig kleinlaut wurde.
»Officer Patrick hat mir von Ihrem Verlobten erzählt, und … ich dachte, vielleicht würden Sie gern sehen, wie renommiert Chris ist. Er weiß, was er tut.«
»Danke.« Sie wusste nicht, was sie noch hätte sagen sollen und versuchte sich einzureden, dass, wenn Chris Cavanaugh gut genug war, veröffentlicht zu werden, dann würde er auch Paul lebend da rausholen können. Ganz bestimmt.
Jason kehrte zu seinen elektronischen Gerätschaften zurück, und Theresa öffnete das Buch an einer willkürlichen Stelle. Kapitel 11 begann folgendermaßen: » Der Geiselnehmer wird sich zur Aufgabe überreden lassen, wenn er einem vertraut, wenn er einem mehr vertraut als seiner Mutter oder seinem besten Freund oder sogar sich selbst. Der schnellste Weg, ein solches Vertrauensniveau aufzubauen, ist, ihm etwas zu geben, von dem er gedacht hätte, dass es ihm keiner geben könne. Dies wird in jedem Fall etwas anderes sein. Es könnte etwas so Kleines wie ein Kompliment sein, so durchschnittlich wie eine perfekte Pizza, oder aber auch so einzigartig wie die Asche des Hundes seines Kindheitsfreundes. Wenn man das herausgefunden und umgesetzt hat, dann kann man seine Frau anrufen und ihr sagen, dass man pünktlich zum Abendessen daheim ist. «
Aha. Die Frau kocht also das Abendessen. Wie fortschrittlich.
Sie schlug das Buch zu und wollte es auf den Tisch legen. Die Bibliothekarin folgte ihr aufmerksam mit den Augen wie ein Mitglied der National Audubon Society einer Gartengrasmücke, weshalb Theresa es ihr in die Hand drückte. Mit Bibliothekaren ebenso wie mit Lehrern musste man sich gutstellen. »Es tut mir leid, dass wir Ihre Büros in Beschlag genommen haben.«
»Ist schon in Ordnung.«
Theresa betrachtete die verblassten Buchrücken und die kunstvolle Wandbemalung. »Was ist Heraldik?«
»Wappenkunde.«
»Wie Familienwappen?«
»Genau, und andere genealogische Verzeichnisse. Ich bin übrigens Peggy Elliott.«
Theresa stellte sich ebenfalls vor, und sie gaben sich die Hände, gingen instinktiv eine Gemeinschaft ein, wie Frauen es oft tun, wenn sie ausschließlich von Männern umgeben sind. Peggy Elliott hatte diskrete blonde Strähnchen in ihrem schulterlangen Haar, trug keinen Ehering, und ihr Gesicht war mitfühlend. Mehr erfasste Theresa nicht, bevor sie zu dem Teleskop zurückeilte, von plötzlicher Panik erfüllt, sie sei schon zu lange weggewesen, und es hätte etwas geschehen sein können. Die Leichen der Geiseln könnten schon auf dem edlen Marmor liegen. Darunter Paul.
Doch die Szenerie hatte sich nicht nennenswert verändert.
Neben ihr befahl Frank über sein Handy einem Officer, Ludlows nächste Angehörige aufzutreiben und eventuell über diese den Aufenthaltsort seiner Frau und des Kindes herauszufinden. Außerdem müsste Ludlows finanzieller Hintergrund so schnell wie möglich
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