Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Geld legen können. Falls doch, wird er mein Kind umbringen.« Der Moment der Erleichterung, des Vertrauens, dass die Kavallerie sie retten könnte, war vorbei. Ihre Stimme wurde mit jedem Wort höher, und sie schien mehr Angst vor den Polizisten als vor den Bankräubern in der Lobby zu haben.
»Okay, okay«, beruhigte Mulvaney sie.
»Sie müssen mir mit dem Geld helfen.«
»Ganz ruhig«, sagte der Sicherheitschef. »Das machen wir. Kommen Sie mit.«
»Ich war noch nie auf diesem Stockwerk.« Sie folgte ihm, begleitet von Patrick und vier Sicherheitsleuten. »Im Aufzug habe ich erst den falschen Knopf gedrückt und bin im siebten Stock gelandet. Und dann musste ich so dringend auf die Toilette, ich musste einfach, sonst hätte ich mir in die Hose gepinkelt.« Sie schniefte. »Ich musste einfach. Aber wenn ich in zwanzig Minuten nicht zurück bin …«
»Ganz ruhig, Mrs. Ludlow. Sie haben noch elf Minuten, und das hier wird nicht lange dauern.«
Patrick wollte sie unbedingt fragen … ja, was eigentlich? Wie es Theresa ging? Das sah er selbst auf dem Monitor, und Jessica Ludlow kannte Theresa überhaupt nicht und würde nichts über ihren mentalen Zustand aussagen können. Ebenso wenig über den der Bankräuber, aber er musste es versuchen. »Wir haben über die Überwachungskameras in der Lobby das Geschehen verfolgt, Mrs. Ludlow, aber können Sie uns irgendetwas über diese beiden Männer sagen? Etwas, das sie vielleicht untereinander besprochen haben?«
»Nein.« Sie wandte ihren Blick keine Sekunde von Mulvaney, während sie ihm durch die Glastür folgte. »Sie reden nicht viel. Er spricht mehr zu uns als der andere.«
»Ist irgendetwas auffällig an ihnen? Eine Tätowierung? Ein Geruch?«
»Nein, mir fällt nichts ein, bitte entschuldigen Sie. Ich kann nur an Ethan und das Gewehr denken.«
Mulvaney führte sie und ihre Begleiter an einer Tischgruppe vorbei zu einer Doppeltür, die zu schmal war, um in einen Raum zu führen. Das Metallklinkensystem in der Mitte der Türen hatte einen kleinen Schlitz für eine Magnetkarte und einen Nummernblock. Mulvaney tippte rasch sechs Ziffern ein.
Trotz seiner Anspannung war Patrick neugierig auf die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Gebäude. Sie schienen ziemlich gründlich zu sein. Lucas musste etwas darüber wissen, zumindest so viel, um nicht selber zu versuchen, die technischen Hürden zu überwinden. »Sie haben den Code?«
»Der Direktor der Abteilung hat ihn mir vor fünf Minuten über sein Handy zugeflüstert«, sagte Mulvaney, als er an dem Metallgriff drehte. Die schweren Metalltüren öffneten sich und offenbarten eine Schubladenreihe, jede mit einem eigenen Schloss versehen. »Sobald das hier überstanden ist, wird er einen neuen Code einprogrammieren, der nur ihm und dem Vorstand bekannt ist. Sie wissen, wie das geht. Sie lassen uns Cops nicht in die Nähe des Geldes, nur die Gewehre.«
Jessica Ludlow schaute betroffen. In die Wand waren zwölf Schubladen eingelassen, drei waagrecht, vier senkrecht. Jede schien die Maße von Papiergeld zu haben. An jeder war eine kleine Version der Karten-Nummernblock-Vorrichtung montiert. »Ist hier das Geld? Wie werden wir da rankommen?«
»Zehn Minuten«, informierte einer der Sicherheitsmänner, der eine Stoppuhr in der Hand hielt, Mulvaney.
»Das war die zweite Sache, die mir der Direktor zugeflüstert hat«, beantwortete Mulvaney Jessica Ludlows Frage. »Ich hatte den Eindruck, dass es ihm fast schon körperliche Schmerzen bereitete.« Er öffnete drei Schubladen mit offensichtlich derselben Zahlenkombination, zog jede einzeln heraus und setzte sie auf dem Teppichboden ab. Jede war bis zur Oberkante mit Hundertdollarscheinen gefüllt, in mit Papierbanderolen zusammengefassten Bündeln.
Jessica Ludlow kniete sich auf den Boden und öffnete den Rucksack. Einer der Sicherheitsbeamten versuchte ihn ihr sanft abzunehmen. »Ich erledige das für Sie.«
Doch sie gab den Nylonrucksack nicht frei. »Nein! Ich muss es tun … Es geht um das Leben meines Sohnes. Bitte.«
»Natürlich«, beschwichtigte sie der junge Mann. »Aber wir werden schneller fertig sein, wenn ich Ihnen helfe.«
Sie hielt den Rucksack auf, während der junge Mann die Geldbündel hineinlegte. »Es dürfen aber keine Farbpäckchen oder was es sonst noch für Sicherheitsvorkehrungen gibt mit hinein.«
»Keine Angst, Mrs. Ludlow«, versicherte ihr Mulvaney. »Wir haben so etwas nicht in diesen Schubladen. Wir haben immer geglaubt, ein
Weitere Kostenlose Bücher