Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Bankräuber käme nicht so weit.«
Sein Ton überzeugte Patrick nicht, und er fing den Blick des Sicherheitschefs auf. Mulvaney schien leicht zu nicken, und der Detective schwieg. Er befand sich auf dem Einsatzgebiet einer anderen Einheit und musste deren Einschätzung auf einem Verbrechensgebiet glauben, auf dem Patrick wenig Erfahrung hatte. Doch bei jeder unerwünschten Überraschung könnte Lucas eine weitere Geisel töten. Er hatte auf Paul geschossen; Theresa als nächstes Opfer, die sich für Paul eingetauscht hatte, könnte für den kranken Scheißkerl eine verlockende Symmetrie darstellen. »Wir würden nichts tun, was die Geiselnehmer erschrecken könnte«, sagte Patrick, zu Jessica Ludlow gebeugt, doch mit Blick zu Mulvaney.
»Nein, das würden wir nicht«, bestätigte der Sicherheitschef.
»Mehr passt nicht hinein.« Jessica Ludlow kämpfte mit dem Reißverschluss des Rucksacks. »Wie viel ist es? Ich habe den Überblick verloren.«
Der Sicherheitsbeamte, der ihr geholfen hatte, sagte: »Achthundertvierzigtausend.«
»Sieben Minuten«, verkündete sein Kollege.
Die junge Frau wog den Rucksack mit verzerrtem Gesicht. Patrick hatte für einen Moment den Eindruck, ihre Furcht riechen zu können, einen scharfen, verschwitzten Geruch. »Das könnte nicht genug sein«, sorgte sie sich. »Ich bin mir sicher, er sagte, ich solle eine Million bringen.«
»Mehr passt nicht in den Rucksack«, bemerkte Mulvaney.
Jessica schlang sich einen Träger über die Schulter und schlängelte sich an den Arbeitsplätzen vorbei auf den Aufzug zu, wie eine Schülerin, die zu spät zum Unterricht kommt. Die Männer mussten in Laufschritt verfallen, um mit ihr Schritt zu halten.
Die Aufzugtüren standen offen, was sie offensichtlich verwirrte, da sie davor stehen blieb.
»Wir haben den Strom unterbrochen«, erklärte Mulvaney und legte einen roten Schalter im Aufzug um, während er ihr die Türen aufhielt. »Damit Sie nicht auf ihn warten mussten.«
Dann ging sie hastig in die Kabine und blieb direkt an den Türen stehen, als ob sie ihnen den Eintritt verwehrte. »Sie können nicht mit mir kommen. Er sagte, ich müsse allein zurückkommen.«
»Das wissen wir«, sagte der Sicherheitschef. »Und wir bedauern es sehr. Um nichts in der Welt würden wir Sie lieber hier behalten, Mrs. Ludlow. Sie sind eine sehr tapfere Frau.«
Sie drückte den Lobby-Knopf. »Er hat mein Kind.«
Die Türen begannen sich zu schließen. Patricks Magen krampfte sich zusammen; es war gegen das Berufsethos eines Polizisten, einen unbewaffneten Zivilisten einem Kriminellen in die Arme laufen zu lassen, es widersprach allen seinen beruflichen Instinkten. Doch in diesem Fall gab es keine andere Lösung.
Als noch ein etwa zehn Zentimeter breiter Spalt zwischen den beiden Türen war, schlug sie mit der Handfläche dagegen. Sie sprach hastig auf Patrick ein, als ob sie eine seiner früheren Fragen beantwortete. »Eins noch. Nachdem sie den Mann im Sakko angeschossen haben, den, den die neue Lady herausgeholt hat, sagte Lucas zu seinem Partner: ›Wenn die Cops hier hereinstürmen, dann müssen wir alle töten.‹ Und er hat in unsere Richtung genickt, er hat nicht euch Polizisten gemeint. Die Geiseln wollen sie dann töten.«
Die Türen schlossen sich.
Bevor er sich verabschiedete, fragte Patrick den Sicherheitschef nach den Geldbündeln. »Und es ist wirklich nichts dazwischen?«
»Nichts, was dieser Mistkerl herausfinden könnte.«
»Und wenn doch – wer wird Ihrer Meinung nach dann das nächste Opfer sein? Er hat bereits einen Cop angeschossen – warum dann nicht als Nächstes einen von euch? Oder unsere Forensikerin?«
Mulvaney hielt ihm die Tür zum Treppenhaus auf, vielleicht, damit Patrick sie ihm nicht auf dem Weg nach draußen vor der Nase zuschlug. »Es ist nichts im Geld. Sie müssen das für sich behalten, und das meine ich ernst. Die Angestellten hier wissen nichts davon, aus offensichtlichen Gründen. In den Banderolen ist ein Metallfaden eingearbeitet, aber der wird nur an den Metalldetektoren an den Türen Laut geben. Ich habe nicht gelogen – ein Bankräuber würde es unter normalen Umständen nie hier hoch schaffen, weshalb es hier keine Standardsicherheitsvorkehrungen gibt. Die Banderolen sind dafür gedacht, Diebe aus dem Haus zu entlarven, die eines Tages beschließen, früher Feierabend zu machen und nach Aruba zu fliegen. Das letzte Mal ist so etwas 1963 passiert.«
»Lucas würde also nicht bemerken …«
»Er wird
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