Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
bemerkte Cavanaugh. Tatsächlich, Lucas steuerte auf die Ostwand der Lobby zu, weg von den Schaltern.
»Dort befinden sich Unterrichtsräume«, sagte Patrick. »Er will sie von den Kameras fernhalten.«
»Wenn er Zugeständnissen erzwingen will, indem er jemanden tötet – warum sollte er das außer Sichtweite tun?«
»So hat er auch Cherise umgebracht. Vielleicht macht ihn Publikum nervös. Die Scharfschützen müssen eingreifen.« Nur noch wenige Schritte, dann würden sie die Mitte der Halle verlassen haben, den kleinen Bereich, den die Scharfschützen durch das Glas des Eingangs sehen konnten.
Cavanaugh drückte einen anderen Knopf an der Telefonanlage. »Harry, hörst du mich?«
»Roger.«
»Zielobjekt A führt eine Geisel von den anderen weg, Richtung Nordosten. Hat einer von euch klare Sicht?«
»Sicht ja, aber die Ablenkungsgefahr ist zu groß. Zielobjekt B ist außerdem auch nicht in Reichweite.«
»Wovon redet er?«, verlangte Patrick zu wissen, obwohl er es sich denken konnte. Ein Scharfschütze konnte Lucas von der anderen Straßenseite aus problemlos treffen, doch durch Fenster zu schießen, waren ganz andere Voraussetzungen. Das Glas würde die Flugbahn der Kugel beeinflussen, vielleicht nur wenig, vielleicht sehr stark. Das Glas des altehrwürdigen Bankgebäudes könnte dicker als normal sein, und die zwei Menschen befanden sich in einiger Entfernung dahinter, weshalb jede Abweichung sich bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Kugel sie erreichen würde, noch vergrößert hätte. Die Gefahr, Theresa anstatt Lucas zu treffen, war viel zu groß.
Sie gingen weiter, zwei stille, dunkle Gestalten auf dem Monitor.
»Lieber Gott.« Patrick hörte seine eigene Stimme und hasste das Wimmern darin. »Er würde sie doch nicht vergewaltigen, oder?«
Cavanaugh schnappte sich den Telefonhörer, hämmerte auf einen Knopf. »Ich hole ihn zurück in die Leitung. Mehr können wir gerade nicht tun.«
»Das ist nicht alles. Das SWAT -Team könnte den Laden stürmen.« Er wandte sich an den Assistant Chief. »Viancourt. Schicken Sie das Einsatzteam hinein.«
»Das kann ich nicht. Das liegt im Verantwortungsbereich des FBI .«
»Sie sind hier, das FBI nicht. Sie könnten den Befehl geben, bevor man Sie daran hindern kann.« Patrick wusste, dass das, was er da gerade vorschlug, wahnsinnig war. Dennoch ließ er nicht ab.
Viancourt richtete seine volle Aufmerksamkeit auf ihn. »Sich bei mir einzuschleimen, wird Sie nicht auf den Chefsessel bringen.«
Der plötzliche Schock ließ ihn erstarren. Die Vorstellung, er könnte Theresas Lebensgefahr dazu benutzen, sich mit dem Assistant Chief gutzustellen, war einfach absurd. Patrick legte ihm eine Hand auf die Schulter, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. Bedauerlicherweise zerknitterte er den teuren Anzugstoff, als er seine Finger zur Faust ballte und den Mann leicht schüttelte, während er darauf beharrte, das Einsatzteam anzufordern. Ein Déjà-vu – er tat mit dem Assistant Chief gerade dasselbe wie Theresa vorhin mit Cavanaugh, und es würde denselben Effekt haben –, man würde ihn von der Operation abziehen.
Viancourt schüttelte Patricks Hand mit mehr Kraft und Schnelligkeit ab, als dieser erwartet hätte. »Hände weg von mir, Detective, und reißen Sie sich zusammen.«
Cavanaughs Anruf ging durch. Auf dem Bildschirm sahen sie, wie die Geiseln zu dem klingelnden Telefon blickten, doch Lucas hielt nicht inne, bis er am anderen Ende der Lobby angelangt war. Dort wirbelte er Theresa herum und schleuderte sie gegen die Marmorwand, ihre Kehle mit einer Hand umklammert haltend.
Patrick schluckte angestrengt. Das würde er seiner Tante niemals erklären können. »Er ist drauf und dran, eine Geisel zu töten. Wir müssen etwas unternehmen.«
Cavanaugh antwortete: »Wenn das Einsatzteam um sich schießend die Bank stürmt, haben wir sofort ein Blutbad. Sie sagten selbst, dass Jessica Ludlow genau das geäußert hat. Wir können es nicht verantworten, Patrick. Nicht einmal für Theresa.«
»Wir schauen also einfach zu, wie er sie umbringt?«
»Er hat Paul nicht getötet.«
»Aber Cherise, und die hat ihn viel weniger provoziert. Wer weiß schon, was dieser Typ tun wird?«
Patricks Hände schmerzten, und er blickte auf sie herab. Tiefrote Halbmonde zeichneten sich in seiner Handfläche ab, wo sich seine Fingernägel hineingedrückt hatten.
Sie war noch in Sichtweite, und sie war noch am Leben. Doch wie lange noch?
»Er befindet sich unter einem
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