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Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Titel: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sein, aber ich war ein junges Mädchen damals. Ich glaubte, Geheimnisse müsse man teilen. Es kam, wie es kommen musste. Zuerst wussten nur zwei andere Mädchen von Sinae. Aus drei wurden sechs, aus sechs wurden zwölf. Und irgendwann merkte ich, dass ich beobachtet wurde.“
    „Clerica?“
    „Natürlich die“, antwortete Mary bitter. „Ich be kam es mit der Angst zu tun, sagte Sinae, sie müsse sich verstecken, aber da war es schon zu spät.“ Sie schüttelte den Kopf, wie um ihre Gedanken zurecht zuweisen. „Ich will ihnen keinen Vorwurf machen. Auch sie tun nur das, was sie tun müssen. Sie waren sehr rücksichtsvoll zu mir und haben versucht, es mir leicht zu machen. Dein Vater war damals zum Stu dium in New York, sie ließen ihn viel mit mir spre chen, er sollte mein Vertrauen gewinnen. Natürlich vor allem, weil sie hofften, dass ich ihnen Sinae gleich in ihre Banngefäße befehlige. Aber dazu hätten sie mich auch mit Gewalt zwingen können. So etwas haben sie nie getan.“
    „Aber überzeugt haben sie dich auch nicht? Nicht mal mein Vater?“
    Mary sah aus, als müss t e sie kurz lachen, verkniff es sich aber. „Dein Vater, dieses Milchgesicht! Ich war ein schwarzes Mädchen aus der Bronx, ging , seit ich alle Milchzähne verloren hatte, selten ohne ein Messer aus dem Haus und hatte schon ein halbes Dutzend Leichen gesehen, deren Namen ich kannte. Ich hatte einen Dschinn beschworen, Jesus Christ! Und da kam dieser blasse Austauschschüler aus dem norddeut schen Dorf mit seinem Schulenglisch daher und wollte mit mir über Pferde und Bücher reden.“
    „Lass das, Mama, du zerstörst mein Weltbild“, sagte Joana halb ernst und versuchte, sich von den Bildern abzulenken, die in ihrem Kopf entstanden und ihren Vater als Dorfnerd zeigten.
    „Es war mein Fehler, sie zu unterschätzen – und ich verwette meinen Arsch darauf, dass sie Frederik des halb zu mir schickten. Weil er harmlos wirkte, unbe holfen und schwach. Ich bedachte nicht, dass hinter ihm eine Organisation stand, die über mehr Macht verfügt als die Katholische Kirche. Ich hatte später immer den Eindruck, dass die deutschen Clerica zu nichts anderem dienen, als eine Harmlosigkeit vorzu gaukeln, die die übrigen Orden schamlos ausnutzen.“
    Wenn Joana an ihre Zeit im Haupthaus der Clerica zurückdachte, kam ihr das nicht so unwahrscheinlich vor. Ohne Frage hatte der Verein ihr damals reichlich Angst eingejagt, aber mit etwas Abstand betrachtet wirkte diese Kommune nicht gefährlicher als eine klei ne Gruppe einer aussterbenden, fanatischen Sekte. Unter Umständen akut gefährlich, keine Frage; aber alternd, schlecht organisiert und unüberlegt. Ausge nommen vielleicht die Schwester ihres Vaters. „Au weia, Mama. Du hast Tante Agnes damals wissen las sen, was du von ihnen dachtest, nicht wahr?“ Da lagen die Wurzeln dieses j ahrzehntelangen Hasses.
    „Ein Mädchen aus der Bronx sagt, was es denkt“, erwiderte Mary vielsagend und wurde dann wieder sehr ernst. „Aber zurück zu Sinae. Ich konnte sie nicht überzeugen, mir fernzubleiben. Alle paar Wo chen tauchte sie auf, um sich zu überzeugen, dass es mir gut ging. Sie hätte sich retten können, wenn sie einen neuen Körper genommen hätte, aber das war es ihr nicht wert. Sie wollte niemanden töten. Es war natürlich nur eine Frage der Zeit, bis sie sie erwisch ten.“ Mary schluckte hörbar. „Es ging schnell. Ich hatte nicht einmal Zeit, ihr noch etwas zuzurufen oder den Clerica um Gnade anzuflehen. Er sah sie, bewegte seine Hände und ihr Körper brach zusam men. Ihre Dämonengestalt war eine Antilope von sil bernem Schimmer. Sie verschwand innerhalb eines Augenblicks in dem Banngefäß. Meine Welt brach zusammen. Nur so, weil der Clerica es so wollte.“
    Ihre Mutter weinte nicht mehr und ihre Stimme blieb klar und fest, dennoch sah Joana ihr ihre unaus sprechliche Trauer an. Sie wollte sie nicht drängen, aber in ihr tobte inzwischen die Frage, wie es dazu kam, dass Mary und Frederik nach Deutschland gin gen, heirateten und ein Kind zeugten.
    „Ich verstehe nicht, wie das alles zusammenpasst.“
    „Das ist einfach“, meinte Mary. „Ich hielt Frederik gelinde gesagt nicht für den hellsten Stern am Him mel und war überzeugt, Sinae retten zu müssen. Wer, wenn nicht Frederik , konnte mir helfen, sie wiederzu finden?“
    „Und das hat er getan?“ Joana war skeptisch.
    „Hatte ich eine andere Chance , als es zu versuchen? Ich bot Frederik an, ihn zu unterstützen, indem ich

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