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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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hatte. In diesem Augenblick überkamen Jilseponie nicht wenige düstere Gedanken. Sie überlegte, ob sie Danube dazu bewegen konnte, die Frau fortzuschicken, sie zu zwingen, in einer anderen Provinz, einer anderen Stadt zu leben, irgendwo weit weg im Osten vielleicht. Sie spielte kurz mit dem Gedanken, ihren künftigen Gemahl zu zwingen, seinem Verhältnis zu Constances – und seinen – Kindern abzuschwören und sie aus der königlichen Erbfolge zu entfernen.
    Als sie sich diese Gedanken einen Augenblick durch den Kopf gehen ließ, stellte Jilseponie überrascht fest, dass die zwangsläufig dabei entstehenden Bilder von Constance und Danube in leidenschaftlicher Umarmung ihr gehörig zu schaffen machten. Ein weniger abgeklärter Teil von ihr wäre am liebsten quer durch den Saal geeilt und hätte sie geohrfeigt.
    Stattdessen wandte sich Jilseponie ab und musste sogar ein wenig über ihre Torheit lachen. Sie dachte an die Zeiten zurück, als sie mit Elbryan durch die Lande gezogen war, gefangen in einem Kampf auf Leben und Tod mit den Günstlingen Bestesbulzibars. Sie musste daran denken, wie Bruder Francis, einst ihr erklärter Feind, der jedoch Reue gezeigt und den Weg zu Gott und seinem Herzen gefunden hatte, sterbend draußen auf dem Feld vor St. Mere-Abelle gelegen hatte. Und zu guter Letzt richtete sie ihre Gedanken auf den erhobenen Arm von Avelyn Desbris, auf das Blut in seiner Hand, auf den Bund von Avelyn, der die Welt aus den grausamen und unbarmherzigen Klauen der Rotflecken-Pest befreit hatte. Durfte sie angesichts dieser Ereignisse, dieser Leidenschaft, der Reue und der Wunder, tatsächlich so kleinkariert sein, sich Seele und Verstand von solch engstirniger Eifersucht trüben zu lassen?
    Jilseponie blickte abermals zu Constance hinüber, diesmal mit einem ehrlich gemeinten Lächeln im Gesicht. Doch als Constance in ihre Richtung schaute und das Lächeln sah, verdüsterte sich ihre Miene nur noch mehr.
    Jilseponie seufzte und machte sich insgeheim Vorwürfe. Offenbar glaubte die Frau, sie mache sich über sie lustig.
    Wie verrückt und aussichtslos Jilseponie in diesem Augenblick das Spiel der höfischen Politik erschien. Sie würde ihr Leben lang um ihre wahren Gefühle und ihre aufrichtige Gesinnung ringen müssen, und doch konnte das offene Zurschaustellen dieser Aufrichtigkeit, und sei es nur für einen winzigen Augenblick, weit kompliziertere Situationen heraufbeschwören.
    Sie setzte ihr Getränk an die Lippen, zögerte dann aber, als ihr bewusst wurde, dass auch das womöglich nicht ganz ungefährlich war, denn der Brunnen hatte an diesem Abend eine leicht berauschende Wirkung. Es wäre für Jilseponie zweifellos gefährlich, wenn sie hier, inmitten dieser vielen, ihr eher feindlich als freundlich gesinnten Menschen, durch Alkohol die Kontrolle über sich verlor. Herzog Bretherfords Warnung vor Antritt ihrer Reise über den großen Fluss ging ihr durch den Kopf.
    Seufzend fragte sich Jilseponie – weder zum ersten noch zum letzten Mal –, ob es wirklich klug gewesen war, hierher zu kommen.
     
    »Wie erträgst du das bloß alles?«, fragte Roger Jilseponie an jenem Mittsommermorgen. Überall auf dem Palastgelände herrschte buntes und reges Treiben, die Vögel zwitscherten, und die stattlichen Ritter der Allheart-Brigade übten mit ihren To-gai-Ponys die Paradeschritte ein, da sie unter Kalas’ Leitung als Ehrengarde beim großen Festakt auftreten würden.
    Die Ironie, dass man Herzog Kalas mit der Durchführung des Festakts von Danubes und Jilseponies Hochzeit betraut hatte, war Jilseponie keineswegs entgangen.
    »Du siehst wirklich ziemlich mitgenommen aus«, fügte Dainsey sarkastisch hinzu.
    Roger bedachte seine Frau mit einem Seitenblick. »Kann all die Pracht einen überhaupt für die vielen Unannehmlichkeiten entschädigen?«, fragte er.
    »Da müssten sie sich meiner Meinung nach schon verdammt viel Mühe geben«, schnaubte Dainsey verächtlich, griff sich ein Stück Kuchen und stopfte es sich in den Mund.
    Roger wollte gerade erneut aufbrausen, als Jilseponies amüsiertes Lachen ihn innehalten ließ. Jilseponie verstand durchaus, wie Dainsey zumute war. Die Frau war bettelarm in den übelsten Vierteln von Palmaris aufgewachsen, hatte bereits in sehr jungen Jahren bis spät in die Nacht schuften und sich das Trinkgeld der Gäste in den Lokalen, in denen sie bediente, praktisch erbetteln müssen, nur um nicht mit knurrendem Magen herumlaufen zu müssen. Das Palastgelände in Ursal

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