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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Verzeihung, meine Liebe«, sagte Danube ernst. »Ich hatte nicht die Absicht …«
    Jilseponie hob die Hand und unterbrach ihn, einen aufrichtig freundlichen Ausdruck im Gesicht. Schließlich konnte König Danube nichts für ihre Erinnerungen und hatte sie auch nicht zu verantworten. Da er sie körperlich beim Reiten nicht geschont hatte, sollte er das auch in emotionalen Dingen nicht tun. »Schon gut«, sagte sie. »Es wird Zeit, dass ich die Toten endgültig begrabe, damit ich meinen eigensüchtigen Kummer endlich ablegen und Mut aus all den Freuden schöpfen kann, die ich mit Elbryan erlebt habe.«
    »Er war ein vortrefflicher Mann«, sagte Danube aufrichtig.
    »Ich habe ihn geliebt«, erwiderte Jilseponie. »Von ganzem Herzen und von ganzer Seele.« Sie sah König Danube direkt in die Augen. »Ich weiß nicht, ob ich jemals einen anderen so lieben werde«, gestand sie. »Könnt Ihr mit dieser Wahrheit leben?«
    Danube war überrascht von ihrer Offenheit, doch er erholte sich erstaunlich schnell. »Ihr erweist mir eine große Ehre, wenn Ihr in dieser Offenheit darüber sprecht«, sagte er. »Im Übrigen ist mir Eure Situation nicht völlig unvertraut, denn auch ich habe einst eine andere von ganzem Herzen geliebt. Ich denke, ich sollte Euch von Königin Vivian erzählen, vielleicht schon heute Abend.«
    Er schloss mit einem heiteren Ausdruck im Gesicht, Jilseponies starrer Blick dagegen verlor nichts von seiner Härte. »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet«, erwiderte sie.
    König Danube holte tief Luft und seufzte, um seinen Ärger, dass ihn jemand so in Verlegenheit brachte, zu vertreiben. »Ihr reitet Greystone«, sagte er. »Kann ein Zweifel daran bestehen, dass Ihr und das Pferd eine besondere magische Verbindung eingegangen seid?«
    Jilseponie sah auf ihr Pferd und dessen goldene Mähne herab, grub ihre Hand hinein und zupfte spielerisch daran.
    »Kanntet Ihr je ein prächtigeres und vortrefflicheres Pferd als Symphony?«, fragte König Danube.
    Jilseponie sah ihn ungläubig an. »Nein, natürlich nicht«, antwortete sie.
    »Und doch seid Ihr mit Greystone zufrieden, sogar mehr als zufrieden«, fuhr der König fort. »Oder irre ich mich etwa?«
    Das brachte abermals ein Lächeln auf Jilseponies hübsches Gesicht, und Danubes Herz machte einen Sprung, als er sah, wie sie strahlte.
    »Greystone ist zwar schneller«, sagte Danube plötzlich, sein Pferd wieder in die entgegengesetzte Richtung herumreißend, »aber für ein weiteres Rennen ist er viel zu alt!« Mit diesen Worten donnerten der König und sein junger Hengst zurück zum fernen Chasewind Manor. »Diesmal werdet Ihr das Rennen nicht gewinnen!«, war sein verklingender Ruf zu vernehmen.
    Jilseponie konnte nicht bestreiten, dass er mit seiner Bemerkung Recht hatte, denn Greystones Atem ging tatsächlich bereits schwer. Unmöglich konnte er noch einmal mit dem jungen Hengst Schritt halten – jedenfalls nicht in einem fairen Rennen.
    Also beschloss Jilseponie, es unfair zu gestalten. Das Feld verlief nicht gerade, sondern war leicht gebogen, und zwar eindeutig nach rechts hinüber, um ein kleines Gehölz herum.
    Und zwischen diesen Bäumen verschwanden Jilseponie und ihr Pferd. Die Strecke war ihnen vertraut und voller umgestürzter Stämme, die übersprungen werden mussten, aber es war eine viel kürzere Route als die, die König Danube genommen hatte.
    Und so war Danube nicht wenig überrascht, als er um die letzte Kurve bog und feststellen musste, dass sich Jilseponie und Greystone, mühelos dahinfliegend und den Sieg bereits sicher in der Hand, weit vor ihm befanden.
    König Danube brach bei diesem Anblick in herzhaftes Gelächter aus, und als er die wunderschöne Frau mit ihrem dichten blonden Haar betrachtete, das hinter ihr herwehend im Sonnenlicht schimmerte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Es war nicht unbedingt gelogen gewesen, als er die Ähnlichkeiten ihrer Gefühle für ehemalige Geliebte angesprochen hatte, aber auch wenn er es nicht offen zugab, wusste er, dass es zumindest einen schwer wiegenden Unterschied gab. Danube Brock Ursal hatte Vivian, die Frau, die er in jungen Jahren zu seiner Königin gemacht hatte, geliebt, allerdings nicht so, wie er jetzt Jilseponie liebte. Alles an dieser Frau – ihre Schönheit, die Eleganz ihrer Bewegungen, ihr Mut und ihre Intelligenz, was sie sagte und sogar was sie dachte – gab ihm das Gefühl, jung und voller Leben zu sein, und weckte in ihm den Wunsch, auf einem Pferd über eine

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