Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Ahnung davon vermittelt, dass er vielleicht nicht nur körperlich von seiner noch verbleibenden Zeit bei den Touel’alfar profitieren würde, wie lange das immer sein mochte. Vielleicht würde er noch lernen, seinen offenbar stets in seinem Innern brodelnden Zorn im Zaum zu halten. Vielleicht würde er schließlich sogar lernen, das Schicksal aller Menschen hinzunehmen, nämlich dass er lange vor Dasslerond und all den anderen sterben musste – und das, obwohl viele von ihnen schon seit Jahrhunderten lebten.
    Das waren die üblichen Überlegungen, die normalerweise auf sein Insichgehen folgten, und so wartete Aydrian auch diesmal darauf, dass ihn diese schlichte Logik ein weiteres Mal überkam.
    Stattdessen ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken in alle Richtungen abschweiften. Mit wachsender Neugier fragte er sich, wie es ihm draußen in der Freiheit wohl ergehen würde. Er wollte andere Leute, andere Menschen kennen lernen. Und er wollte Brynn wiedersehen – wie sehnte er sich danach, sich wieder mit ihr zu unterhalten – oder, falls das nicht möglich war, so wollte er andere junge Frauen kennen lernen, mit ihnen sprechen und ihre weiche Haut berühren.
    Die Gedanken wurden immer mächtiger, ergriffen immer mehr von ihm Besitz. Aydrian war den meisten, vielleicht sogar allen kampferprobten Touel’alfar überlegen, obwohl jeder Einzelne von ihnen schon seit Jahrzehnten den Schwerttanz übte; wie würde es ihm unter den viel kurzlebigeren Menschen ergehen?
    Sie waren dort draußen, das wusste er. Zu hunderten, zu tausenden, wahrscheinlich zu zehntausenden! Schon bald, davon war er überzeugt, würde er sich geachtet mitten unter ihnen bewegen. War es überhaupt möglich, dass ihn ein Mensch im Zweikampf besiegte? Konnte irgendein Mensch die Steine mit größerer Energie versehen als er? Eine Frage, auf die er sehr gerne Wetten abgeschlossen hätte.
    Er lehnte sich entspannt zurück und blickte verschmitzt grinsend in den Spiegel.
    Aber dann wurde ihm mit einem Mal klar, dass er sehr viel weniger begriff, als er glaubte. Ob dies auf eine Mitteilung der Schattengestalt im Spiegel oder eine plötzliche Erkenntnis seinerseits zurückging, vermochte er nicht zu sagen, auf jeden Fall merkte Aydrian, dass er sich zu kleinen Träumereien über sich selbst hinreißen ließ, die vor der Realität dessen, wer er war oder zumindest sein könnte, verblassten.
    Sich unter den Menschen bewegen?
    Nein, ging ihm plötzlich ein Licht auf. Mitten unter den Angehörigen seines Volkes würde er sich niemals bewegen. Er war nicht dazu geboren, sich unter sie zu mischen, sondern sie zu überragen. Seine Stärke im Umgang mit Schwert und Steinen würde niemals die rechte Anerkennung finden, wenn er sich seine schwächlichen Mitmenschen zum Maßstab nahm.
    Ich bin etwas Besonderes , sagte er, oder vielleicht war es auch das Bild im Spiegel. Von heldenhaftem Geblüt, ausgebildet zu …
    Ja, zu was eigentlich?, überlegte Aydrian. Sein Leben lang hatte er geglaubt, er werde dazu ausgebildet, als Hüter zu dienen, und dass dies vielleicht ein Schritt auf dem Weg dorthin sei. Aber hier ging es um sehr viel mehr, denn ein einfacher Hüter würde er niemals sein. Seine Stärken gingen weit darüber hinaus, das wurde ihm jetzt schlagartig klar. Wofür ihn die Elfen ausbildeten, schien vollkommen unerheblich, denn in Wahrheit war Aydrian nicht geboren, um zu dienen, sondern um zu herrschen.
    »Um zu beherrschen«, entfuhr es ihm staunend.
    Die Aussicht, sich einen entscheidenden Kampf mit Lady Dasslerond zu liefern und auf sich allein gestellt fortzugehen, erschien ihm plötzlich sehr viel weniger beängstigend und weitaus faszinierender.
     
    »Er verbringt viel zu viel Zeit dort unten«, sagte Lady Dasslerond zu To’el, als die beiden auf der anderen Seite der kleinen Wiese stehend den Baum betrachteten, unter dessen Wurzeln Aydrian wieder einmal das Orakel aufsuchte.
    »Wir wollten doch, dass er das Orakel kennen lernt«, erinnerte To’el die sichtlich beunruhigte Herrscherin. »Das ist die Verbindung zu seiner Vergangenheit, zu der bedeutenden Tradition seiner edlen Familie. Gewiss sprechen Elbryan und Mather mit ihm.«
    »Ich war der Meinung, das Orakel würde Aydrian ein wenig milder stimmen«, erklärte Lady Dasslerond. »Ich hatte geglaubt, Nachtvogels Geist würde den Jungen besänftigen und ihm etwas Bescheidenheit beibringen.«
    »Stattdessen gibt er nur an«, bemerkte To’el.
    Lady Dasslerond bedachte sie mit einem

Weitere Kostenlose Bücher