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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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verzweifelte Flucht ein, fiel ihr wieder ein, dass sie von einem Pfeil getroffen worden war, die See anschließend über ihr zusammengeschlagen war und sie hinabgezogen hatte.
    Bin ich tot?
    Sie vermochte die Frage nicht wirklich in Worte zu kleiden, denn so etwas wie eine physische Stimme besaß sie nicht. Und sie erwartete, während sie sich nach wie vor in dieser scheinbar endlosen, von grauen Nebelschwaden durchwaberten Ebene umsah, auch keine Antwort. Ihr dämmerte, dass sie nicht mehr Teil ihres physischen Körpers war, und das konnte nach ihrem Verständnis nur eins bedeuten.
    Dann kam ihr der Gedanke, dass sie schon bald zu einem Schatten im Spiegel eines Orakels werden könnte – womöglich gar in dem ihres Sohnes. Vielleicht lag da die Antwort, vielleicht fand Pony im Tod auf eine Weise Zugang zu dem fehlgeleiteten Aydrian, die ihr zu Lebzeiten verwehrt gewesen war.
    War es das?, schrie es erneut in ihren Gedanken. Bin ich tot? Elbryan!
    Geh zurück. Die Antwort, die sich plötzlich in ihre Gedanken drängte, besaß nicht den Klang gesprochener Worte, gleichwohl kam sie von einer »Stimme«, die Pony wiedererkannte.
    Es war Elbryan! Sie wusste, es musste einfach Elbryan sein!
    Dann sah sie ihn oder spürte vielmehr seine Anwesenheit und obwohl nichts von alldem wirklich greifbar war, wusste sie, dass er da war, gar nicht weit entfernt: Er stand … schwebte unmittelbar vor ihr.
    Elbryan! Ihre Gedanken versuchten, zu ihm vorzudringen. Oh, mein Geliebter! Ich bin so müde. Pony zwang ihren Geist nach vorn, in der Hoffnung, ihn von Seele zu Seele zu umarmen. Aber kaum kam sie ihm näher, wich er auch schon zurück.
    Geh zurück!, erklang ein wehmütiger Ruf in ihrem Kopf. Hier darfst du nicht sein. Nicht jetzt. Du darfst unseren Sohn nicht im Stich lassen, jetzt, da seine Stunde der Not näher rückt!
    Pony hielt in ihrer Bewegung inne. Hätte sie in diesem Augenblick einen physischen Körper besessen, ihr wäre vor Staunen der Unterkiefer heruntergeklappt.
    Geh zurück!
    Jag mich nicht fort, Elbryan!
    Geh zurück!
    Aydrian ist mir überlegen, er ist der ganzen Welt überlegen. Es gibt nichts –
    Geh zurück! Elbryans Ruf schien an Beharrlichkeit noch zuzunehmen. Jedes Mal, wenn sie ihm erklären wollte, wie erschöpft sie war, dass sie zu Recht gestorben war und sich ganz zufrieden und bereit fühlte, antwortete er schlicht: Geh zurück!
    Pony drehte sich, um die Gegend in Augenschein zu nehmen, in die es sie verschlagen hatte. Doch lange Zeit war da nur dieser Nebel, bis sie schließlich, ganz allmählich, eine kreisrunde dunklere Stelle ausmachen konnte, einer Tunnelöffnung nicht unähnlich.
    Geh zurück!, beschwor Elbryan sie. Rasch! Die Zeit wird knapp!
    Sie hielt auf die Dunkelheit zu und erkannte, dass es tatsächlich ein Tunnel war. Kaum war sie in ihn eingedrungen, erblickte sie weit vor sich einen winzigen Lichtpunkt.
    Rasch! So flieh doch, meine Geliebte!, hörte sie Elbryan rufen. Und Pony, trotz der Gefühle, die sie für ihn hegte, trotz ihrer Mattigkeit, schwebte, so schnell es ging, davon, denn vor allem vertraute sie Elbryan. Der Lichtpunkt wurde immer größer, bis ihr die Helligkeit in ihre geistigen Augen stach, doch noch immer schwebte sie auf ihn zu. Ein letzter, flüchtiger Ruf drang an ihr Ohr, als sie aus der Dunkelheit des Tunnels plötzlich wieder ans Licht gelangte, und erneut war es Elbryans Stimme, die ihr zurief: Zwei Schatten leben in Aydrians Spiegel!
     
    Bradwarden, Prinz Midalis und Kapitän Al’u’met beobachteten das Schiff, das sich im Wasser langsam zur Seite neigte und dabei allmählich immer tiefer sank. Von den zwölf Schiffen, die vor Dancard vor Anker gelegen hatten, waren acht noch seetüchtig, nicht gezählt das eine, das in diesem Augenblick seinem endgültigen Ende entgegenschlingerte. Vielversprechender noch, sechs von diesen acht waren vollkommen unbeschädigt, und die beiden anderen bedurften nur geringfügiger Reparaturen. Eines hatten Midalis und seine Männer durch die Geschütze an Land verloren, und ein zweites war im Hafen versenkt worden, da sich an Bord zu viele Soldaten aus Ursal befanden, um es problemlos zu kapern. Während des Kampfes waren vom Ufer aus mehrere Lichtblitze herübergeschossen, hatten Brände entfacht, Krieger auf die Planken geworfen und das Deck versengt. Einem dritten Schiff war die Flucht zurück zur Küste gelungen. Allerdings wurde berichtet, es sei wie die beiden im Dock in Flammen aufgegangen. Trotz dieser Verluste

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