Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
Gemeinschaft meines Königreiches eingegliedert werden. Und jetzt geht.«
»Sehr wohl, mein König.« Damit verbeugte sich Mackaront, verließ den Saal und hastete durch den Haupteingang von St. Bondabruce ins Freie.
»Ich bin etwas überrascht, dass Abt Olin nicht hier ist, um Euch persönlich zu empfangen«, sagte Marcalo De’Unnero.
»Und auch Herzog Bretherford nicht«, fügte Kalas hinzu. »Vielleicht hat der Abt die Südlande nicht so fest im Griff, wie er glaubt.«
»Nun«, erwiderte Aydrian, »er wird sich mit den ihm anvertrauten Truppen zufrieden geben müssen. Ich werde mich hüten, den Norden jetzt aus den Augen zu lassen – nicht, solange St. Mere-Abelle noch nicht erobert und Prinz Midalis noch nicht aufgespürt ist. Gibt es Nachricht von Graf DePaunch?«
»Nicht, seit das Botenschiff von Pireth Dancard mit der Meldung von der Einnahme der Festung in Palmaris eingetroffen ist«, gestand Herzog Kalas.
»Die Wetterbedingungen haben sich inzwischen so weit gebessert, dass DePaunch eine Fahrt nach Süden auf dem Kurierschiff riskieren könnte«, sagte De’Unnero.
»Vielleicht hat eines in Palmaris festgemacht, während wir hierher marschiert sind«, erwiderte der Herzog.
De’Unnero machte Anstalten, etwas zu erwidern, doch Aydrian fiel ihm ins Wort. »Das braucht uns derzeit nicht zu kümmern. Nehmt Pireth Tulme ins Visier – ich möchte, dass es in Kürze in unsere Gewalt gebracht wird. Und St. Mere-Abelle ebenfalls. Zeigt sich Prinz Midalis dort, werden wir ihn vernichten. Wenn nicht, bringen wir eben die gesamten Südlande in unsere Gewalt. Sollte der Prinz dann doch bis in den Süden vordringen, wäre unsere Position dadurch zusätzlich gestärkt.«
»Und was ist mit diesem ehrgeizigen Grafen DePaunch?«, fragte De’Unnero, ohne sich im Mindesten zu bemühen, seine nach wie vor bestehende Verachtung für den jungen Emporkömmling zu verhehlen.
»Um den werde ich mich kümmern«, sagte Aydrian. »Ein Nebeneffekt seines Sieges im Golf, wenn Pireth Tulme uns gehört, wird die völlige Isolation St. Mere-Abelles sein. Das Gleiche gilt für Prinz Midalis. Die Zeit arbeitet gegen den Prinzen, nicht für ihn. Sogar die Bauern, die ihn einst unterstützt haben mögen, dürften sich inzwischen mit der Vorstellung eines Königs Aydrian angefreundet haben.«
»Diese Leute sind wankelmütig«, pflichtete Herzog Kalas mit einem verächtlichen Schnauben bei, eine Einschätzung, die jeder im Raum teilte.
Prinz Midalis’ Flotte verließ unter vollen Segeln den Hafen von Vanguard. Flaggschiff dieser Flotte war die schlanke Saudi Jacintha . Mühelos durchschnitt ihr Bug die dunklen Fluten, während die schwerfälligeren erbeuteten Kriegsschiffe des Bärenreiches sich neben ihr durch die Wogen kämpften.
Dass der Prinz die Schiffe so rasch wieder hatte auslaufen lassen, überraschte Aydrians über den Wassern des Golfes dahingleitenden Geist nicht annähernd so sehr wie die Tatsache, dass er hinter ihnen eine Flotte alpinadoranischer Barkassen erblickte.
Midalis hatte in Vanguard demnach Verbündete gefunden.
Der Gedanke, seine restliche Flotte in Palmaris auslaufen zu lassen, um den Prinzen hier zu stellen, hatte sich angesichts der Größe und Stärke dieser Armada mit einem Schlag erledigt. Als der Geist des jungen Königs auf seinem Flug über Pireth Dancard die verkohlten Gerippe der drei Kriegsschiffe sowie den Mast eines vierten, das in der Bucht gesunken war, gesehen hatte, hatte er nicht lange überlegen müssen, um auf die Ursache dieser Katastrophe zu schließen. Die Erkundung der Insel – Graf DePaunch und die ihm verbliebenen Truppen saßen tatsächlich an Land fest – hatte Aydrian unmissverständlich vor Augen geführt, dass vermutlich auch der Rest seiner verschollenen Flotte gekapert worden war.
Und tatsächlich, dort unten fuhren sie und verließen Vanguard auf südlichem Kurs, bis oben hin voll gepackt mit Feinden der Krone.
In gewisser Hinsicht war Aydrian froh zu sehen, das diese Schiffe gegen ihn aufgeboten wurden – endlich gab Prinz Midalis seine wahren Absichten zu erkennen. Und angesichts der Größe der Flotte vermochte er nun auch die ungefähre Größe seiner Streitmacht einzuschätzen. Fünfzig Schiffe, die meisten davon Barkassen, und lediglich neun schwerere Kriegsschiffe.
Also nicht mehr als fünftausend Krieger.
Gerne hätte der junge König in diesem Augenblick die Fähigkeit besessen, sich in eine handfestere Naturgewalt zu verwandeln, in einen
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