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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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bestimmt war, jetzt war sie leer, denn alle Knechte waren mit dem Abladen der Waren beschäftigt.
    »Ich komme viel herum«, murmelte er. » Alle Dörfer und Ortschaften kenne ich, die Gesichter der Bauern und Handwerker könnte ich Euch malen – es treibt mich um, kann nie lange an einem Fleck bleiben. Auch die Grenzen des Landes reite ich ab und kehre in den Burgen ein …«
    Man hörte Nessa zornig kreischen – vermutlich hatte eine der Mägde ihre Last fallen gelassen. Alina sah in Donns Augen ein böses Licht aufglimmen. Er hasste Nessa. Der Bursche war wirklich nicht so übel.
    »Vor drei Tagen stolperte ich am Steinernen Meer herum und wagte wohl auch ein paar Sprünge über das Geröll hinweg, denn ich war einem Fuchs auf der Fährte, der sich dorthin verzogen hatte …
    Eifersüchtig dachte Alina daran, dass sie selbst hier auf der Burg wie eine Gefangene lebte, während dieser Kerl reiten konnte, wohin er wollte, nur dem Wind und seiner eigenen Eingebung folgend.
    »Das Füchslein ist mir entkommen, junge Herrin. Dafür aber fand ich etwas Anderes, und das schlug mir so aufs Gemüt, dass ich von Füchsen und Hasen nichts mehr wissen wollte.«
    Er hatte Alina in die Nische gedrängt und stand vierschrötig vor ihr, hielt den weiten Mantel ein wenig ausgebreitet, damit niemand sehen konnte, mit wem er redete.
    »Und was?«, fragte sie ungeduldig, denn die Enge und Donns Geruch nach Schweiß und feuchtem Leder wurden ihr langsam unerträglich.
    »Ich fand ein Ei, junge Herrin. Grau gesprenkelt und groß wie ein Menschenkopf. Zuerst hielt ich es für einen Stein, doch dann erschien es mir dafür zu glatt, auch war schon ein kleiner Spalt darin, so als ob ein Wesen in seinem Inneren nach draußen drängte. Ein verflucht großes Wesen, junge Herrin.«
    »Ein … ein Vogel doch wohl?«
    Er grinste und fuhr sich mit der Hand über den kurzen Kinnbart. Wahrscheinlich machte er sich über ihre Ahnungslosigkeit lustig.
    »Ich habe dieses elende Ding hochgehoben und auf einen Stein geworfen. Da ist die Schale zerbrochen, und das Wesen war frei. Es wand sich wie eine Schlange, zischte mich an und entfaltete dann seine schwarzen Flügel. Ich Dummkopf stand wie gelähmt vor Schreck und verpasste den rechten Moment, dem Drachen den Kopf abzuhauen. Weggeflogen ist das Biest und obgleich es noch ein Winzling war, spuckte es gelbe Funken auf mich herab.«
    Alina war starr vor Verblüffung. Ein Drache. Es gab sie also noch, sie waren nicht alle getötet worden. Einer von ihnen hatte es geschafft, sein Ei zwischen das Geröll des toten Meeres zu legen, und die Sonne hatte sie ausgebrütet.
    »Wo einer ist, da sind auch noch mehr«, sagte Donn düster. »Aber wer jetzt zwischen den Steinen des toten Meeres nach ihnen suchen will, der muss sich vorsehen, denn sie schlüpfen einer nach dem anderen. Niemand weiß, wohin sie fliegen und wo sie sich sammeln.«
    Er blickte Alina mit klaren blauen Augen an, und sie begriff, dass Donn mehr wusste, als er ihr sagen wollte.
    »Du meinst, sie könnten sich mit den Wolfskriegern verbünden, um gemeinsam gegen uns zu kämpfen?«
    Er nickte düster, und sein Blick glitt über ihr Haar, das in der dämmrigen Nische einen schwachen goldfarbigen Lichtschein verbreitete.
    »Ich sage dies Euch allein, junge Herrin. Denn Ihr seid Etains Tochter«, fuhr er fort.
    »Was hat das mit den Drachen und ihren Eiern zu tun?«
    Er starrte ihr ins Gesicht, und es zuckte um seinen Mund, doch dann wandte er den Kopf zur Seite, und seine Züge wurden hart und verschlossen.
    »Nichts. Redet mit Eurem Vater, es ist an ihm zu entscheiden. Meinen Teil habe ich erfüllt.«
    Er blickte sich rasch um, doch es war niemand im Eingangsraum zu sehen, draußen rauschte der Regen auf den gepflasterten Hof, von oben hörte man immer noch Nessas schrille Stimme. Auch Ogyn schien im Frauengemach zu sein, denn man vernahm sein ärgerliches Schelten, vermutlich war er scharf auf die bunten Stoffe, der eitle Gänserich, und Nessa ging nicht auf seine Wünsche ein.
    »Ich denke mal, dass ich mir einen guten Happen und einen kräftigen Trunk verdient habe«, meinte Donn jetzt mit veränderter Stimme. »Es gibt hier eine dralle Küchenmagd, die kennt meine Wünsche recht gut!«
    Er verneigte sich vor ihr und stülpte die Kappe wieder auf sein verfilztes Grauhaar. Dann begab er sich in aller Gemütsruhe zur Seitentreppe, die in die Burgküche hinunterführte. Seine Stiefel hatten hölzerne Sohlen, sie klangen dumpf und schwer auf

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