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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ihn jeden Tag
    mit seinem Heldenmut.
     
    Auf den Zinnen seiner Stadt
    König Mindar finster stand,
    fünfhundert Mannen warteten
    mit der Klinge in der Hand.
    Auf sein Wort marschierten sie
    rüstzeugklirrend an den Strand.
    Die hundert Mann des Araman
    sprangen kampfbereit an Land.
     
    Ehre ist ein teures Gut,
    mit Blut und Tod errungen,
    und des Soldaten Heldenmut
    wird allerorts besungen.
     
    Araman trat vor und sprach
    mit kaum verhaltener Wut,
    als Mindar ihm entgegentrat:
    »Deine Lügen fordern Blut!
    Mag deine Schar auch größer sein,
    und vielfach deine Übermacht,
    ich schwöre dir bei meinem Schwert:
    dies ist deine letzte Schlacht!«
     
    Ehre ist ein teures Gut,
    dem Krieger teurer noch als Gold.
    Ein vielbesung’ner Heldentod
    ist des Soldaten letzter Sold.
     
    Dann mengten die Armeen sich
    auf ihrer Herren Zeichen
    und fochten bis zum bitt’ren Tod
    denn keiner wollte weichen.
    Nur noch ihre Führer standen,
    von Blut und Tod umgeben,
    sechshundert Krieger würden
    nie mehr Schild und Klinge heben.
     
    Ehre ist ein teures Gut,
    Und alle Witwen wissen,
    wieviel wert sie jenen war,
    die ihr Leben dafür ließen.
     
    In stummem Handgemenge
    die beiden Edlen rangen,
    in mörderischen Hieben
    die beiden Klingen sangen.
    Tiefe Wunden schlugen sie
    in bleischwer geword’ne Glieder,
    als Mindar nur noch wankend stand
    streckte Araman ihn nieder.
     
    Ehre ist ein teures Gut,
    für Untertan wie König,
    doch wessen Ehr’ gerettet ist,
    kümmert die Erschlag’nen wenig.
     
    Araman, dem Sieger, fiel
    die Klinge aus der müden Hand,
    aus vielen Wunden blutend
    sank er sterbend in den Sand.
    Der Preis der Ehre ist bezahlt
    mit Blut und Stahl und Tod -
    Sieger und Besiegter liegen
    in ihrem Blut im Abendrot.
     
    Ehre ist ein teures Gut,
    hört zu, daß ihr es wißt:
    zu teuer, wenn man nach der Schlacht
    nicht mehr am Leben ist!
     
    »Das war sehr schön!« lobte Seregil. »Mit einer guten Ausbildung könntest auch du ein brauchbarer Barde werden.«
    »Ich?« zweifelte Alec und lächelte verlegen. »Ich kann mir gut vorstellen, was mein Vater dazu sagen würde!«
    Das kann ich auch, dachte Seregil und kam zu dem Schluß, daß der Verstorbene von recht verdrießlichem Gemüt gewesen sein mußte.
    An diesem Nachmittag sangen sie während des Rittes etliche Lieder. Als Seregil herausfand, daß Alec bei den deftigeren Texten stets errötete, machte er sich den Spaß, möglichst viele Lieder dieser Art zu singen.
     
    Zwei Tage lang ritten sie hart und schliefen auf dem kalten Boden, aber die Zeit verging rasch. In Seregil hatte Alec einen guten Reisebegleiter gefunden, der die langen Stunden mit Geschichten, Liedern und Legenden füllte.
    Das einzige Thema, über das er beharrlich schwieg, war seine eigene Vergangenheit, und Alec hatte rasch gelernt, darüber nicht zu viele Fragen zu stellen. Ansonsten kamen sie gut miteinander zurecht. Alec hörte vor allem die Geschichten aus dem Süden besonders gerne.
    »Du hast noch nicht erzählt, warum die Drei Länder so oft im Zwist miteinander liegen«, sagte er in der Hoffnung, nach einem besonders langen, schweigsam verbrachten Nachmittag eine weitere Geschichte zu hören.
    »Ich schweife wohl gerne ab, nicht wahr? Was möchtest du denn gerne wissen?«
    »Über den Priesterkönig und all das, denke ich. Früher gab es nur ein Land, sagtest du, und nun sind es drei. Was ist geschehen?«
    »Was stets geschieht, wenn jemand der Meinung ist, ein anderer habe mehr Land und mehr Macht als er. Man führte Krieg.
    Vor etwa tausend Jahren wurden die verschiedenen Territorien unzufrieden mit der Regentschaft des Hierophanten. In der Hoffnung, seine Leute halten zu können, gewährte der Hierophant ihnen das Selbstverwaltungsrecht und teilte das Land in Bezirke auf, die in etwa den heutigen Ländern Skala, Mycena und Plenimar entsprechen. Jeder Bezirk hat seinen eigenen Regenten, den natürlich er berufen hat.
    Geographisch betrachtet, war die Teilung glücklich gewählt. Bedauerlicherweise bekam Plenimar den geringsten Anteil. Skala kontrollierte die Ebenen am Fuße des Nimra-Gebirges. Mycena bekam fruchtbare Täler und Vorposten im Norden. Aber Plenimar, das von den Drei Ländern als erstes besiedelt worden war, lag auf einer trockenen Halbinsel, die immer mehr verkarstete. Schlimmer noch kam es, als die ersten Gerüchte von Goldfunden im Norden kursierten, und Mycena die Straßen in den Norden kontrollierte. Plenimar besaß jedoch Kriegsschiffe, und es dauerte nicht

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