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Schattengold

Schattengold

Titel: Schattengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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Hausmeister und das tote Mädchen mit den Mandelaugen mit eingerechnet, auch wenn wir bei ihm keinen Zettel fanden. Jetzt kennen wir bereits fünf Vokabeln. Das sollte doch wohl ausreichen, um ihren Ursprung zu erklären.«
    Laut fügte er hinzu: »Hopfinger, Sie klemmen sich sofort hinter diese fremden Wörter und finden heraus, aus welcher Sprache sie stammen – wenn sie hoffentlich eine gemeinsam haben. Von allen anderen Aufgaben sind Sie vorläufig befreit, so lange, bis Sie mir einen konkreten Hinweis erbracht haben.«
    Hopfinger nickte mürrisch. Diese langweilige Büroarbeit war nicht unbedingt sein Fall. Er jagte die Verbrecher lieber direkt an Ort und Stelle oder trieb sich undercover im zwielichtigen Milieu herum. Aber er hatte sich zu fügen. Schließlich musste er noch seine Scharte mit der peinlichen ›Operation Tunnel‹ auswetzen.
    Kurze Zeit später stürmte Hopfinger mit stolz geschwellter Brust in Krolls Büro, wo dieser gerade an seinem Schreibtisch saß und einen Berg von Akten bearbeitete.
    »Chef, ich hab’s! Die unbekannten Wörter auf den Zetteln der Toten stammen alle aus der Sprache der Madagassen, dem Malagasy. Das Wort auf dem Zettel des Küsters lautet übersetzt ›Tod‹. Das vom Operndirektor bedeutet ›Schwein‹. Und aus der komischen Formel des Philosophieprofessors wird ›Zeit = Leben + Tod‹.«
    »Madagaskar? – Was hat Madagaskar mit Lübeck zu tun?« Kroll fischte einen zerdrückten Zigarettenrest aus seiner Jeans und steckte ihn in den Mund. Dann angelte er sich sein billiges Feuerzeug, das sich unter einem Berg von Akten versteckt hatte. In Gedanken versunken merkte er nicht, dass er es ständig auf- und zuschnappen ließ, ohne die Zigarette anzustecken.
    »Das gibt für mich noch keinen Sinn. Soviel ich weiß, unterhält hier niemand Verbindungen mit der fernen Insel. Allenfalls jemand aus Hamburg. – Hopfinger, recherchieren Sie bei den Behörden, ob in Lübeck und Umgebung jemand aus Madagaskar stammt oder zumindest Beziehungen dorthin pflegt! Und dann fragen Sie selbiges bei den Hamburger Kollegen nach!«
    Kroll erhob sich und öffnete das Fenster. Es schien, als schaute er verträumt dem Treiben unten auf der Straße nach. In Wirklichkeit grübelte er vor sich hin.
    »Möglich ist natürlich auch, dass uns der Täter an der Nase herumführen will und uns absichtlich falsche Fährten legt. Schließlich kann er die fremden Worte auch aus irgendeinem Wörterbuch oder dem Internet herausgesucht haben. – Und außerdem: Welcher Täter legt uns freiwillig seine Herkunft auf den Präsentierteller? Das wäre entweder töricht oder aber überhebliche Selbstsicherheit.«
    Hopfinger wagte es, seinen Chef in seinen Gedanken zu unterbrechen. »Und dann haben Frau Grell und ich noch etwas Interessantes herausgefunden. Zwar nicht in Zusammenhang mit den Todesfällen, aber in Sachen Schmuckdiebstähle.«
    Er machte eine bedeutungsvolle Kunstpause, um seine Neuigkeiten besser verkaufen zu können. »Alle gestohlenen Gegenstände stammen aus der Goldschmiede des Meisters Ampoinimera unten in der Nähe der Musikhochschule.«
    Kroll stutzte. »Wie heißt der?«
    »Ampoinimera, Adrian Ampoinimera. Ich habe ihn heute Vormittag verhört. Ein seriöser und wohlhabender Geschäftsmann aus Südamerika. Aus Peru, sagten die Nachbarn. Er spricht akzentfrei deutsch und war sichtlich getroffen, als er hörte, dass ausschließlich seine Produkte bei den Dieben so beliebt seien. Er konnte sich das nicht erklären.«
    Hopfinger legte wieder eine kleine Kunstpause ein. Ein wenig übermütig geworden, setzte er sich mit einer Pobacke auf Krolls Schreibtisch. »Sein Geselle meinte, das läge daran, dass sie eben die beste Goldschmiede in der Stadt seien. Ich finde das ziemlich eingebildet. Der Bursche war recht wortkarg und mürrisch mir gegenüber. Mir kam er irgendwie verdächtig vor.«
    Die nächste Atempause nutzte Hopfinger, um die Akten, die auf Krolls Schreibtisch lagen, beiseitezuschieben, damit er mehr Platz für sein Hinterteil hatte. »Und dann habe ich weiterkombiniert: Wer kennt sich mit den Schmucksachen seines Meisters besser aus als er? Er weiß genau, wie sie aussehen, und ihm sind wahrscheinlich auch die Adressen der Kunden bekannt. – Ich schlage vor, in dieser Richtung weiterzurecherchieren. Vielleicht sollten wir bei ihm zu Hause eine Hausdurchsuchung durchführen.«
    »Gute Arbeit, Hopfinger! Weiter so, und Ihrer Karriere steht nichts und niemand mehr im Wege.« Der Assistent

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