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Schattengold

Schattengold

Titel: Schattengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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wusste nicht, ob er das als Lob verstehen sollte, oder ob es Kroll ironisch gemeint hatte. »Aber auf Basis eines vagen Verdachts stellt uns kein Richter der Welt einen Hausdurchsuchungsbefehl aus. Wir brauchen mehr. Feste Beweise. Wenn wir jetzt voreilig handeln, würde der Dieb nur gewarnt werden.«
    Der Inspektor schloss das Fenster und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. »Und wenn Sie dann bitte meinen Schreibtisch wieder freimachen würden. Ich muss noch die Akten durcharbeiten, die Sie freundlicherweise zur Seite geschoben haben. Also, an die Arbeit! Telefonieren, recherchieren, nachhaken, im Internet googeln. Stichwort Madagaskar. – Übrigens bin ich gar nicht so sicher, dass die Todesfälle nichts mit den Diebstählen zu schaffen haben. Wir sollten uns diese Option offen halten. – Und dann sagen Sie noch Frau Grell, sie solle sich um den Fall des verschwundenen Hausmeisters kümmern. Hausbesuch, Nachbarn befragen und so weiter. Sie wissen schon.«
    Der Kriminalassistent drehte sich zur Tür um, da rief ihm Kroll zu: »Und noch was. Kann es sein, dass einer der beiden in der Goldschmiede eine Perücke trug?«
    Hopfinger schaute seinen Chef ratlos an. »Darauf habe ich nicht geachtet. – Sie haben mir ja auch nicht die Anweisung dafür gegeben. Warum sollte ich mich denn für das Haar der beiden interessieren?«
    »Wir wissen, dass der Täter eine Perücke mit dunkelbraunem, gelockten Haar getragen haben muss. Kunsthaar. Kanekalon. Lesen Sie eigentlich nicht die Untersuchungsakten? – Aber jetzt ist es sowieso zu spät. Machen Sie sich an die Arbeit!«
    Hopfinger verdrückte sich ein wenig verärgert. Schließlich hatte er ein wenig mehr Lob für seine erfolgreiche Arbeit erwartet.
    Kroll musste an den jüngsten Fall denken. Warum wurden ausgerechnet ein harmloser Philosophielehrer und ein Schulhausmeister Opfer einer Gewalttat? Und was hatte das Zitat mit der Zeit auf sich?

     
    *

     
    Der Philosophieprofessor war im wörtlichen Sinne in ein schwarzes Loch gefallen. Zeit hatte für ihn ein Ende.
    Was er ja auch mit seinem Vortrag beweisen wollte.
    Tage später tauchte in der Unterstadt ein heruntergekommener, hinkender Vagabund auf. Seine zerschlissene Kleidung stank nach Abwasserkanalisation. Er stammelte nur unzusammenhängende Worte.
    Keiner kannte ihn. Ein Irrer, der wohl von außerhalb kam. Der Untersuchungsrichter steckte ihn in die Geschlossene Anstalt jenseits der Stadtmauern.
    Frau Grells Nachforschungen über den verschwundenen Hausmeister blieben ergebnislos. Die Polizei gab eine Vermisstenanzeige auf, auf die sich niemand meldete.

     

     

     

Kapitel 15: Tagebuch der Zofe – 2. Teil

    Endlich kehrte Ruhe ein im Hause Ampoinimera. Der Meister hatte seine Arbeit an der neuen Goldkette für die Frau des Ratsvorstehers beendet und das wertvolle Stück in den Safe gelegt. Er war mit seinem Werk zufrieden und zog sich in sein Allerheiligstes zurück.
    Frau Ampoinimera schloss den Klavierdeckel, träumte noch ein wenig der Musik hinterher und legte sich dann schlafen. Die Zofe Ria musste ihr einen Ceylontee bereiten, dann wurde sie in den Feierabend entlassen.
    Radamo kehrte erst spät in der Nacht zurück. Ria erkannte es wie immer an dem Quietschen der Tür, die vom Garten in den Raum hinter der Uhrmacherwerkstatt, der Bibliothek des Meisters, führte. Wie er in den Garten kam, blieb ihr ein Rätsel.
    Wieder schien es ihr an der Zeit zu sein, die angestauten Eindrücke in ihrem Tagebuch festzuhalten.

     
    Sonntag, den 18. September – 22 Uhr

     
    In meinem Zimmer ist es feuchtkalt. Ich fühle mich krank und niedergeschlagen. Meine Hände sind ganz starr, ich kann kaum den Stift halten und nur schwer die Gedanken ordnen.
    Raiks Nähe fehlt mir – auch wenn ich weiß, dass es mit uns beiden nie etwas werden wird. Er ist jetzt oft bei dieser Sängerin. Ich habe den Eindruck, dass er mir aus dem Weg gehen will. Neuerdings summt er während der Arbeit ständig vor sich hin.
    Manchmal höre ich Herrn Ampoinimera ihn ausschimpfen, weil er träumt, statt ein Uhrwerk zu richten. Oder er läuft mitten während der Arbeitszeit einfach aus dem Haus. Ich weiß, dass er dann zur Musikhochschule rüber rennt. Dabei gibt es dort an den Uhren nichts zu reparieren.
    Ich spüre es: Ich werde ihn verlieren. Er hat eine andere. Ich bin ihm nicht gut genug, ich bin zu alt für ihn. Er liebt diese Sängerin.
    Der Meister ist in der letzten Zeit so nervös. Ob er Sorgen hat?
    Er behandelt mich zwar gut

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