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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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anscheinend ein Musikinstrument beherbergte.
    «Guten Tag», sagte Frau Pfister gehetzt und ohne ein Lächeln.
    «Hallo», sagte Andrea und deutete auf die Tasche. «Sie haben den Kindern wohl ein Geschenk mitgebracht?»
    Frau Pfister schluckte, bevor sie «Jawohl» sagte.
    Irgendetwas stimmt nicht mit der Frau, dachte Andrea.
    Laut sagte sie: «Die Kinder haben sich anscheinend gerade verkrümelt. Kommen Sie doch erst mal mit ins Wohnzimmer.»
    Die Mädchen waren den ganzen Morgen aufgedreht und schwierig gewesen, schwankend zwischen Freude und Nervosität angesichts des ersten Wiedersehens mit ihrer Großmutter nach der Katastrophe. Als es klingelte, waren sie in Merles Zimmer gerannt.
    «Ich möchte aber die Kinder sehen», sagte Frau Pfister steif.
    «Das wird Ihnen auch niemand verwehren», sagte Andrea schnippisch. Hinter ihr hörte sie, wie sich eine Tür öffnete. Die Kinder wagten sich jetzt doch hervor, Wolke vorsichtig und großäugig vorneweg, ihren rosa Hasen im Arm, was bei ihr Unsicherheit anzeigte. Dann nahm sich Merle ein Herz. «Oma, Oma», rief sie halblaut und preschte vor. Frau Pfister betrat den langen Flur, der mit einem schwarz-weiß quergestreiften Designer- PVC ausgelegt war. Den PVC hatten Andrea und Ulli wie alle anderen Bodenbeläge in der Wohnung von den unkonventionellen Vorbesitzern geerbt.
    Die Großmutter stand stocksteif da, während sich Merle an sie drückte und ihr Gesicht im Stoff des Pullovers der alten Frau verschwinden ließ. Nach einem langen Moment legte Frau Pfister ihre Hand auf den Kopf des Mädchens, ließ aber bald wieder los, um auch Wolke zu tätscheln.
    «Ich wäre gern mit den Mädchen allein», sagte sie nun würdevoll zu Andrea. Zu den Kindern hatte sie noch kein Wort gesprochen.
    Andrea stieg die Hitze ins Gesicht. Irgendwie lief das alles beinahe so schlecht, wie sie es sich in ihren Albträumen ausgemalt hatte. «Fürs erste Mal wäre ich eigentlich lieber dabei», hörte sie sich sagen. (Dass sie das nötig hatte!) «Ach, kein Problem», schob sie abschwächend hinterher. «Aber gehen wir doch erst mal ins Wohnzimmer, ich hab was zu essen vorbereitet, Sie müssen ja Hunger haben.»
    Frau Pfisters Ausdruck war nicht zu deuten.
    «Es tut mir leid, ich habe keinen Hunger», sagte sie.
    Andrea hatte auch keinen. Natürlich nicht. Sie war viel zu angespannt. «Vielleicht kommt der Hunger noch», sagte sie, bemüht um einen fröhlich unbeschwerten Ton. «Gehen wir trotzdem ins Wohnzimmer, ich bin gespannt, was Sie den Kindern da mitgebracht haben. Es sieht fast aus wie eine Geige.»
    «Wo ist denn euer Zimmer?», fragte Frau Pfister Merle, als hätte sie Andrea nicht gehört. Merle nahm ihre Großmutter an der Hand. Andrea ging entschlossen hinterher. Da drehte sich Frau Pfister mit einem harten Blick zu ihr um. «Gut, dann zeigen Sie mir aber bitte zuerst die Toilette.»
    «Hier rechts, gleich die erste Tür», sagte Andrea. Frau Pfister ließ Merles Hand los und verschwand mit ihrem gesamten Gepäck hinter der Klotür. Die Kinder gingen vor in Merles Spielzimmer. Andrea aber stand im Flur, hörte auf die Klogeräusche, die Frau Pfister hinter der Tür produzierte, und konnte sich von dem albtraumhaften, unwirklichen Gefühl nicht befreien. Sie wünschte, Ulli wäre da. Aber die war noch bei der Arbeit, hatte heute nicht schon wieder freibekommen können.
    Endlich kam Frau Pfister wieder hinter der Tür hervor. Andrea brauchte einen Moment, bevor sie deuten konnte, was sie da sah. Frau Pfister zielte mit einem zweiläufigen Gewehr direkt auf ihr Gesicht. «Sie wollten es ja nicht anders», sagte die alte Frau tadelnd. «Nehmen Sie die Hände hoch und gehen Sie in ein Zimmer, das man abschließen kann.»
    Andrea hob langsam die Hände. Nach der Schrecksekunde ratterte es in ihrem Gehirn. Sie drehte sich um und bewegte sich langsam auf die Küche zu, die auf der anderen Seite der Wohnung lag. Von dort aus ging sie ins Arbeitszimmer, das keine Tür zum Flur hatte.
    In dem Moment, als Frau Pfister die Arbeitszimmertür hinter ihr schloss und den Schlüssel umdrehte, schrie Andrea los, so laut, wie sie konnte: «Versteckt euch! Versteckt euch! Hilfe, Hilfe!» Sie schrie immer weiter. Unter Ulli und Andrea wohnte ein Arzt, der im Erdgeschoss seine Praxis hatte. Wahrscheinlich war in der Privatwohnung jetzt niemand. Aber das Haus war wegen der alten Holzdecken hellhörig, vielleicht drang Andreas Schreien weiter nach unten.
    Nach einer knappen Minute hörte Andrea auf zu

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