Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Bliefert
Vom Netzwerk:
vertraut. » Gott sei Dank! Er geht die Treppe hoch. Warum um Himmels willen hat Kelly uns nicht gewarnt?«
    Â»Wenn ein Wagen über den Kies in der Einfahrt gefahren wäre, hätten wir das hier drin doch auf jeden Fall gehört, oder?«
    Â»Ja, schon. Aber vielleicht steht Helmuts Wagen ja in der Garage. Kann doch sein, dass sein Anwaltsfreund ihn irgendwo abgesetzt hat und er ist von da aus zu Fuß nach Hause. Oder es ist Nico. Vielleicht hatte er ’ne Autopanne und … und …« Sie suchte verzweifelt nach einem Anlass für das nächtliche Auftauchen ihres Bruders.
    Â»Hattest du nicht gesagt, dass Nico früher Rennen gefahren ist? Dann wird er doch sicher mehr von Autos verstehen als jeder andere und sich im Zweifelsfall selbst helfen können, oder?«
    Malin nickte. Ihr war klar, wie unwahrscheinlich ihre Theorien klangen.
    Jetzt waren die Schritte deutlich in der darüberliegenden Etage zu hören. »Das ist der Flur vor Helmuts Schlafzimmer. Das muss Helmut sein!«
    Â»Und was machen wir jetzt?«
    Â»Wir müssen uns einfach nur beeilen. Wenn wir Glück haben, geht er ins Bad und kommt gar nicht mehr runter ins Erdgeschoss.«
    Mit fliegenden Fingern durchwühlte Malin die letzten beiden Schubladen. In der untersten lag Gräthers Pistole mitsamt passender Munition. Dahinter fand sich ein Schlüsselbund.
    Â»Super!«, wisperte Malin. »Hier!« Sie löste einen der Schlüssel vom Schlüsselring und drückte ihn Anatol in die Hand. » Damit kommen wir vorne raus und müssen nicht noch mal hoch in mein Zimmer! Mach schnell!«
    Während Anatol zurück in den Eingangsbereich rannte und so geräuschlos wie möglich die schwere, alte Eichentür aufschloss, stopfte Malin den Inhalt des Geldschranks kurzerhand in Helmut Gräthers schwarzledernen Papierkorb. Dann rannte sie ebenfalls los: durch den Vorraum in den Flur, von dort aus in die Eingangshalle und schließlich durch die geöffnete Eingangstür hinaus in den Park; Anatol immer dicht hinter ihr.
    Erst als der Mini Cooper in Sichtweite kam, wagten sie, stehen zu bleiben.
    Anatol fand als Erster die Sprache wieder.
    Â»Das hat uns gerade noch gefehlt«, keuchte er.
    Der Wagen war leer. Von Kelly fehlte jede Spur.

Kapitel 8
    D ie Polizeibeamtin war nicht schlecht erstaunt, als Gräther in aller Herrgottsfrühe auf der Wache erschien. Bereits beim Eintreten trompetete er gut gelaunt: »Alles bestens! Es geht ihr gut! Die Sache hat sich erledigt!«
    Â»Na wunderbar! Ist Ihre Tochter wieder da?«
    Â»Nein, das nicht, aber …« Gräther winkte ab. »Die Sache hat sich als völlig harmlos herausgestellt. Sie können jedenfalls die Fahndung einstellen.«
    Â»Tatsächlich?«, fragte die Beamtin indigniert. »Na, dann erklären Sie mir doch bitte erst mal in aller Ruhe, was Sie unter harmlos verstehen.«
    Â»Na ja. Junge Leute halt! Malin hat sich am Telefon gemeldet! Heute Nacht! Alles in Ordnung.« Gräther lachte jovial und hob wie entschuldigend die Hände. »Was will man machen? Sie wissen doch, wie Teenager so sind …«
    Die Beamtin lugte skeptisch über ihren Brillenrand hinweg und zog die Augenbrauen hoch. »Nein, tut mir leid. Das weiß ich nicht.«
    Â»Na ja, sie hat sich verliebt und will jetzt erst mal mit ihrem Freund um die Welt trampen.«
    Gräther zwinkerte der Beamtin zu, doch sein sonst so erfolgreicher Altherrencharme bewirkte bei ihr offenbar genau das Gegenteil.
    Â»Trampen«, wiederholte sie gedehnt. »Aha. Und Sie halten das für eine angemessene Art zu reisen? Für eine Minderjährige?«
    Gräther rieb nervös die Handflächen aneinander: Mit der Dame war ganz offensichtlich nicht zu spaßen und das Letzte, was er nach dem nächtlichen Einbruch in der Villa brauchen konnte, waren allzu neugierige Polizistinnen.
    Â»Ich hab ihr ja angeboten, dass ich ihr ’n Auto kaufe und regelmäßig Geld schicke, aber sie will vor ihrem Freund partout nicht als das verwöhnte Töchterchen aus gutem Hause dastehen.«
    Â»Das hat sie Ihnen am Telefon gesagt?«
    Â»Ja! Und da ich der Ansicht bin, dass auch junge Mädchen sich – wie sagt man so schön? – die Hörner abstoßen sollten …« Er zuckte die Schultern. »Reisende soll man nicht aufhalten.«
    Â»Richtig. Und Heranwachsende soll man in jeder Hinsicht vor Schaden bewahren.

Weitere Kostenlose Bücher