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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Bliefert
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»Alles okay?«
    Â»Alles okay.«
    Â»Ronald, es ist ja nicht so, dass ich dich nicht gewarnt hätte.« Kriminalhauptkommissarin Elke Riess stand rauchend mit ihrem Kollegen im Innenhof und gab sich alle Mühe, ihn von seiner fixen Idee abzubringen. »Auch wenn ihr im Moment wenig zu tun habt, heißt das noch lange nicht, dass du dich in ’nen Fall verbeißen darfst, der keiner ist. Da muss ich deinem Chef ausnahmsweise mal recht geben.« Sie zog gierig an ihrer Zigarette, zündete sich an der letzten Glut eine neue an und steckte die bis zum Filter heruntergerauchte Kippe zu den vielen Hundert anderen in einen mit Sand gefüllten Metallständer.
    Blümcke hustete diskret. Die Raucherecke war der einzige Ort, an dem er während der Dienstzeiten in Ruhe mit seiner Kollegin von der Sitte reden konnte. Die geradezu terrierhafte Verbissenheit, mit der er die Vermisstensache Kowalski/Simons weiterverfolgte, hatte in der Chefetage für einigen Unmut gesorgt.
    Â»Es gibt keinerlei Anzeichen für eine dem Verschwinden der beiden zugrunde liegende Straftat«, hatte der Kommissariatsleiter erklärt, »also kümmer dich jetzt einfach mal um die Sachen, die in den letzten Wochen mehr oder weniger liegen geblieben sind, ja?«
    Â»Hannes! Zwei junge Leute, bei denen beide Mütter straffällig geworden sind …«
    Â»â€¦ und die aufgrund gewisser – unschwer nachvollziehbarer – Anpassungsschwierigkeiten in Therapie gewesen und von da ausgebüxt sind. So weit, so gut und basta!« Er holte mit beiden Armen aus wie ein Opernsänger vor einer Arie. »Die Liebe ist nun mal eine Himmelsmacht!«
    Blümcke hatte sich wie immer seinen Teil gedacht. Aus dem Mund seines zweimal geschiedenen Vorgesetzten klangen solche Statements wenig überzeugend.
    Â»Du vergisst, dass die beiden ohne Geld und Papiere durchgebrannt sind. Von irgendwas müssen die doch leben.«
    Â»Na und? Hallo?! Komm mal auf’n Teppich, Roland! Dieser Anatol wäre schließlich nicht der erste Lover, der seine Süße auf’n Strich schickt, damit die Kohle stimmt!«
    Â»Das kannst du bei Anatol Simons vergessen.«
    Â»Ach? Und aufgrund welcher Tatsachen bist du dir da so sicher?«
    Bauchgefühl , hätte Blümcke am liebsten geantwortet, aber er konnte sich gerade noch bremsen. In Sachen Bauchgefühl war sein Chef weder privat noch beruflich eine Leuchte.
    Â»Mensch, Hannes«, sagte er stattdessen, » warum sollten die beiden, wenn es einfach nur um Liebe geht, aus ’ner Nobel-Klinik abhauen, in der es vom schicken Appartement über Super-Öko-Bio-Feinfood bis zum Swimmingpool so gut wie alles gibt, was das Herz begehrt?«
    Â»Langeweile? Abenteuerlust? Vielleicht wollen die einfach nur in Ruhe vögeln und Spaß-haben-ohne-Ende! Steckst du etwa im Hirn von halb erwachsenen Ritalin-Geschädigten?«
    Â»Wie kommst du auf Ritalin?«
    Â»Wie kommst du auf geplante Flucht? Oder überhaupt auf irgendein planvolles Handeln bei den beiden?«
    Â»Und ich bin mir trotzdem hundertprozentig sicher, dass es hier um weit mehr als ’ne Romeo-und-Julia-Story geht!«, hörte Blümcke sich sagen.
    Kollegin Elke verstaute ihre Rauchutensilien in der Brusttasche ihrer Khaki-Weste und schlug Blümcke kräftig auf die Schulter. »Na, okay. Ich guck mal, ob sich bei uns was finden lässt. Weil du’s bist, Roland!«
    Am Großen Meer herrschte am Nachmittag reger Bade- und Surfbetrieb.
    Als Kelly ihre Shorts auszog, schrak sie zusammen. »Ach du Scheiße …«
    In ihrer Hosentasche steckte immer noch Malins MP3-Player! Sie hatte das Audio-Tagebuch bis zum Schluss angehört und anschließend die Waschaktion wieder aufgenommen, um den angeblichen Zufallsfund des MP3-Players im wahrsten Sinne des Wortes wasserdicht zu begründen. Doch als die beiden nach Hause kamen, hatte sie ganz einfach vergessen, das winzige Ding aus ihren Shorts zu nehmen.
    Fieberhaft überlegte sie, welche Taktik wohl die sinnvollste wäre: das Abhören leugnen? So tun, als wisse sie von nichts, nach dem Motto » Als ich deine Jeans in den Wassereimer stecken wollte, hab ich das Ding Gott sei Dank noch rechtzeitig gefunden und in meine Hosentasche gesteckt«? Oder war es besser, ohne Rücksicht auf Verluste alles zuzugeben und in Zukunft bei den ganzen Verschwörungstheorien mitzumischen?
    Sie glaubte kein Wort von dem,

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