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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Countdown tickt die Minuten bis zum Empfang und schließlich jenem Moment davon, da Konstantin mich zu seiner Bucht entführt. Ich werde das Meer sehen und irgendwann in derselben Nacht werde ich zur Frau.
    Komm schon, Elise, ermahne ich mich. Das haben Millionen und Milliarden Frauen vor dir getan. Vermutlich waren sie alle nervös dabei. Einerseits bin ich bereit und andererseits werde ich es womöglich nie sein. Gibt es einen idealen Zeitpunkt?
    Bevor mein Kopf Karussell spielt, gehe ich ins Bad und mache mich frisch. Ich trage Make-Up auf und frisiere meine Haare. Offen, so wie Konstantin sie mag. Ich merke, dass ich trödele und werfe einen Blick auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zum Empfang. Bald wird er zurück sein.
    Im Ankleidezimmer schäle ich mich aus meinen Reisesachen und creme mich am ganzen Körper ein. Dann rolle ich die Seidenstrümpfe auf und ziehe mich an. Ich hätte die rote Unterwäsche wählen können, aber das scheint mir so wenig angemessen. Daher trage ich pastellblaue Spitze und darüber das blaue Kleid. Wie eine Wolke umgibt mich der Stoff des Rockteils. Eng und verführerisch liegt das Oberteil an.
    Als ich in den Spiegel sehe, steht ein fremder Schmetterling vor mir. Ich schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Tief durchatmen. Ich versuche eine Ruhe zu finden, die sich aufgelöst hat. Mir wird eher schwindlig als klarer.
    Also fliehe ich auf den Balkon an die frische Luft. Es duftet salzig und beruhigend. Der Wind weht spielerisch über meine Haut und schafft es, mich zu erden. Ich stelle mir vor, wie meine Unruhe davon geweht wird, als wäre sie eine Puderschicht auf meinem Körper, die mit der Brise davon treibt.
    Das Rauschen der Wellen dringt an mein Ohr und ich bewundere die Sterne und stelle mir ferne Welten vor. Kalte Planeten und brennende Sonnen. Himmel mit vielen Monden. Orte, an denen all dies keine Rolle spielt. Es ist erstaunlich wie nichtig sich dadurch alles anfühlt und ich kann wieder frei atmen.
    Ich sehe den Mond an meinem eigenen Himmel – hier auf der Erde. Voll und glänzend, immer dieselbe Oberfläche. Fast hätte ich ihn nie mehr gesehen. Aber ich tue es. Ich lebe und erlebe.
    Irgendwie muss ich mir beibringen, das zu genießen, doch manche Dinge überfordern mich noch, als müsste ich mit fremden Schuhen laufen lernen. Konstantin hat mich aus meinem alten Leben gerupft und in sein Neues gesteckt ohne auf die Kleidergröße zu achten. Ich will mich nicht beschweren, es kommt mir bloß alles so surreal vor. Als müsste ich jederzeit aufwachen und wieder putzen gehen und mich von meiner Tante demütigen lassen. Es würde mir leichter fallen, jene Variante zu glauben, obwohl es die Schlimmere ist. Was sagt es über mich aus, dass ich so denke?
    Ich fühle einen Mund an meinem Nacken und schrecke zusammen.
    „Shh“, beruhigt mich Konstantin und schließt seine Arme um mich, wärmt meinen Rücken. „Genießt du den Ausblick?“
    Es fällt mir leichter zuzustimmen, als meine diffusen Gedanken mit ihm zu teilen.
    „Ja, es ist wunderschön.“
    „ Du bist wunderschön“, sagt er und dreht mich zu sich um. Sein Blick wandert anerkennend über meinen Körper. „Da werde ich einige neidische Blicke ernten.“
    Das kommt mir unwahrscheinlich vor, denn die Anwesenden sind Vampire und ich fürchte, dass sie nur meinen Defekt zur Kenntnis nehmen. Nicht jeder vertritt die Auffassung, dass Menschen gleichwertig sind.
    Mir geht Desmodans Bemerkung durch den Sinn: »Wenn du nicht schon mit Konstantin zusammen wärst, würde ich selbst mein Glück bei dir versuchen«. Ich habe nie wahrgenommen, dass er mich mit mehr als nur freundlichen Augen betrachtet. Wie konnte ich nichts merken?
    Andererseits ist meine Wahrnehmung leicht fehlerhaft. Ich habe ihn immer für jung gehalten, als wäre er kaum älter als ich. Doch wenn er schon seit zehn Jahren für Konstantin Auto fährt, muss er seit mindestens zehn Jahren achtzehn sein. Ich schätze Männer offensichtlich falsch ein.
    „Alles okay bei dir?“, erkundigt sich Konstantin und innerlich zucke ich zusammen.
    Mir ist klar, dass ich Desmodans Äußerung nicht ausplaudern kann. Eifersüchtig, wie er ist, würde er seinen Chauffeur sonst direkt feuern. Er hat klargestellt, dass er nicht gerne teilt und im Grunde ist überhaupt nichts passiert. Vor allem liegt mir sehr daran, dass die Kinder ein neues Zuhause finden. Würde Konstantin Desmodans Vorschlag befürworten, wenn er sauer auf ihn ist?
    „Nur die

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