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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Mann erstand gebratene Ente mit Reis und zwei
    Zitronen von einem alten Händler, der auch billige Tonschalen stellte, aus denen man aß.
    Anschließend ritt der Unbesiegbare rasch aus der Stadt heraus und machte an einer Biegung des Anshwavi halt. An dieser Stelle war vor vielleicht tausend Jahren ein alter Palast in sich zusammengesunken.
    Sie ließen die Pferde trinken und grasen. Der Unbesiegbare führte Borenson an den Handschellen zum Wasser, damit er sich vor dem Essen waschen konnte. Dann setzten sich die Männer zum Essen auf eine uralte Marmorsäule. Der grün gemaserte Stein war glattgewetzt, als hätten sich an dieser Stelle schon oft Reisende zum Essen niedergelassen.
    Der Unbesiegbare schnitt seine Zitronen mit einem
    gebogenen Dolch auf und preßte ihren Saft über die köstlich gewürzte Ente und den Reis. Borenson zog sich bei dem Anblick der Magen zusammen. Er streckte die Hand nach der Schale aus, doch der Unbesiegbare lächelte nur und meinte spöttisch: »Erst Eure Bezahlung.«
    Borenson zog ein erwartungsvolles Gesicht, wartete darauf, daß der Mann seinen Preis nannte. Vielleicht seinen prachtvollen Bogen oder einen Teil seiner Rüstung.
    »Erzählt mir vom Erdkönig«, sagte der Unbesiegbare.
    »Erzählt mir, was für ein Mann er ist, und sprecht die Wahrheit.«
    Borenson überlegte erschöpft. »Was wollt Ihr wissen?«
    »Es heißt, Raj Ahten sei in der Schlacht vor ihm geflohen. Ist das wahr?«
    »Ja«, antwortete Borenson.
    »Er muß ein furchterregender Krieger sein«, erwiderte der Unbesiegbare. »Mein Lord Raj Ahten räumt nur selten das Feld.«
    »Eigentlich nicht«, sagte Borenson. Er hatte nicht die Absicht, die volle Wahrheit zu erzählen. Er wollte nicht zugeben, daß Gaborn es haßte, Gaben von anderen Männern zu übernehmen, und er Raj Ahten in keinster Weise ebenbürtig war.
    »Aber er ist doch groß?« fragte der Unbesiegbare. »Und stark?«
    Borenson lachte ganz unverblümt. Er hatte das Spiel erkannt, das der Mann spielte. Er hatte den gleichen Traum vom Erdkönig gehabt wie sein Gegenüber.
    »Nein, groß ist er nicht«, erklärte Borenson, denn großer Wuchs galt in einigen Teilen Indhopals als Tugend. Von Anführern erwartete man, daß sie groß waren. »Er ist eine Hand kleiner als Ihr.«
    »Aber trotzdem sieht er sicherlich gut aus?« fragte der Unbesiegbare. »So gut wie mein Lord Raj Ahten?«
    »Er übernimmt keine Gaben der Anmut«, gestand Borenson.
    »Raj Ahtens Schönheit ist ein Freudenfeuer. Die Schönheit meines Lords gleicht der verglühenden Kohle, die hoch in den Nachthimmel steigt.«
    »Ah!« sagte der Unbesiegbare, als sei ihm soeben ein Licht aufgegangen. »Dann stimmt also, was ich gehört habe: Der Erdkönig ist klein und häßlich!«
    »Ja«, gestand Borenson. »Er ist kleiner und weniger gut aussehend als Raj Ahten.«
    »Aber er ist sehr weise«, sagte der Unbesiegbare. »Sehr schlau und gerissen.«
    »Er ist jung«, gestand Borenson. »Weise ist er nicht. Und er wäre gekränkt, wenn Ihr ihn als schlau und gerissen bezeichnen würdet.«
    »Und doch hat er meinen Lord Raj Ahten in der Schlacht überlistet?«
    »Das war vermutlich Glück«, antwortete Borenson.
    »Tatsächlich war es nicht eigentlich Gaborns Idee. Der Vorschlag stammte von seiner Gemahlin.«
    »Ah, er läßt sich also von Frauen beraten?« fragte der Unbesiegbare. In Teilen Indhopals legte die Behauptung, ein Mann nehme Rat von Frauen an, nahe, daß dieser entweder unmännlich oder ein Narr sein mußte.
    »Er hört auf den Rat von Männern und Frauen«, verbesserte ihn Borenson.
    Der Unbesiegbare blickte Borenson überlegen lächelnd an.
    Die Pockennarben in seinem Gesicht traten deutlicher hervor, als er sein Gesicht schräg in die Sonne hielt.
    »Ihr habt meinen Lord Raj Ahten gesehen?« wollte der Unbesiegbare wissen.
    »Ich habe Euren Lord gesehen«, bejahte Borenson.
    »Es gibt keinen besseren. Es gibt keinen, der besser aussieht oder im Kampf so leidenschaftlich ist«, ereiferte sich der Unbesiegbare. »Seine Feinde fürchten sich zu Recht vor ihm, und sein Volk hört auf sein Wort.«
    Und doch irritierte Borenson etwas an seinem Ton. Er hatte das Gefühl, der Unbesiegbare stellte ihn auf die Probe. »Darin sind wir einer Meinung. Niemand ist stärker oder gerissener oder sieht besser aus oder wird mehr gefürchtet.«
    »Und warum dient Ihr dann dem Erdkönig?« fauchte der Unbesiegbare ihn an.
    »Niemand sieht so gut aus wie Euer Lord«, erwiderte Borenson, »und niemand ist in

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