Schattenjäger
aufzeichnen. Zamara weiß genau, wohin Sie müssen.«
Rosemarys Kiefermuskeln spannten sich an, lösten sich wieder. Zamara sprach weiter, erläuterte in aller Ruhe ihren Plan und lieferte logische Gründe, weshalb Rosemary es versuchen sollte. Jake schwieg. Zamara hielt inne, und er spürte ihre Verwirrung und Verärgerung; dann erst begriff er, dass sie seine Gedanken las, noch bevor er sie in Worte kleiden konnte.
Die endgültige Entscheidung lag bei Rosemary. Und die würde nicht auf überzeugenden Argumenten oder Logik oder guten Plänen beruhen. Wenn sie zustimmte, dann würde all das zwar eine Rolle spielen, natürlich, und es wäre wichtig für den Erfolg der Mission. Aber zunächst musste Rosemary Dahl, Killerin, Schwarzmarkthändlerin, Gefolterte und Folternde, die Entscheidung treffen, zu ihrer aller Wohl eine verletzliche Position einzunehmen.
Dieser Entschluss musste von ihr kommen. Und darum wartete Jake.
»Ich gehe gut bewaffnet«, sagte sie schließlich. »Und beim ersten Anzeichen von Ärger eröffne ich entweder das Feuer oder ich mache mich aus dem Staub. Ich werde für euch nicht die Heldin spielen.«
Jake spürte, wie sich ein Lächeln über sein Gesicht breitete. »Tun Sie alles, was nötig ist, um sicher zurückzukommen.«
Ihr Blick begegnete dem seinen, und sie nickte. »In Ordnung. Also, dann machen wir uns mal an diese Karte.«
*
Wie einst Temlaa und Savassan mussten auch Zamara und Jake auf nichtherkömmliche Materialien zurückgreifen, um die Karte zu zeichnen. Aufgrund ihrer fein geschliffenen geistigen Kommunikationsfähigkeiten hatten die Protoss in jüngerer Zeit nichts niederschreiben müssen. Tagein, tagaus ging es allein ums Überleben. Dinge wie Kunst, Musik und Literatur waren größtenteils dahin.
Man hatte versucht, dieses provisorische Flüchtlingslager zu einem einigermaßen schönen Fleck inmitten der Ruinen zu machen, aber niemand besaß irgendwelche Mittel zum Schreiben.
In dieser Nacht wagte sich ein kleiner Trupp in die nächste Waldgegend vor, um nach Feuerholz zu suchen sowie nach Tieren, die die Menschen essen konnten. Rosemary und Jake begleiteten die Gruppe. Ladranix hatte zunächst gezögert, Jake die Erlaubnis dazu zu geben, weil er die wertvolle Bewahrerin, die er in sich trug, nicht gefährden wollte, aber Jake hatte darauf bestanden.
Sie nahmen ein kleines Schiff und steuerten eine Gegend an, die relativ frei von Zerg war. Die Protoss stiegen leise aus. Ihre Augen leuchteten im Dunkeln, ihre Bewegungen waren so leicht, wie es die von Temlaa auf der Jagd gewesen waren, nur eleganter; und dazu trugen sie terranische Gewehre anstelle von Speeren.
Jake fand es vor allem faszinierend, Ladranix und die anderen Templer zu beobachten. Ihre telepathischen Fähigkeiten erlaubten es ihnen, fast lautlos zu jagen, als sie sich in Zweiergruppen verteilten und nach Spuren von Kaltaar oder den leichter zu findenden Unterschlupfen der Lombads suchten. Sie nutzten Technik, aber auch ihre ureigenen Sinne, und nach etwa einer Stunde war klar, dass es hier keine Tiere gab, die man jagen konnte.
Sie widmeten sich dem Holzsammeln, wozu sie tief unter das Blätterwerk vordrangen, um Stellen zu finden, die noch trocken waren. Rasch stießen sie auf abgestorbene Bäume und machten sich daran, trockene Äste abzuschlagen.
Eine der weiblichen Protoss zuckte plötzlich zusammen. »Zerg«, sagte sie.
Jake wusste, was sie wusste – eine kleine Gruppe von Zerg, acht an der Zahl, ihre Gedanken manisch und bestialisch, streiften nicht weit entfernt umher.
»Sie scheinen uns noch nicht bemerkt zu haben«, sagte sie, »aber wir sollten gehen. Kommt.«
Jake rief sich die zwei Begegnungen in Erinnerung, die er mit diesen Kreaturen gehabt hatte, und stimmte aus tiefstem Herzen zu. Sie eilten den Weg, den sie gekommen waren, zurück, wobei ihr Scout die ziellosen Gedanken der Biester überwachte.
Auf einmal schrie sie in seinem Geist auf. »Sie haben uns gewittert!«
Rosemary fluchte halblaut und begann zu rennen. Die Protoss waren den Menschen schnell voraus, aber Ladranix blieb als Schlusslicht zurück, um sie zu beschützen, bereit, notfalls für die Bewahrerin zu sterben, die er so verehrte. Sie stürmten unter dem Laubdach hervor auf die flache, verbrannte Lichtung hinaus, und Jake sah das schöne, goldene Schiff zu Boden schweben. Er meinte, noch nie etwas so Herrliches gesehen zu haben, undals die Rampe ausfuhr, rannten sie hinauf. Drei Sekunden später waren alle an
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