Schattenjäger
wurde rahiger, reservierter. Dennoch war der Unterschied kleiner als zuvor. Jake wurde mehr und mehr wie Zamara. Sie fragte sich, was er davon hielt – ob er es überhaupt bemerkte.
»Die Dunklen Templer haben keine Bewahrer«, sagte Zamara, mit Jakes Stimme sprechend. »Als sie beschlossen, sich aus der Verbindung der Khala zurückzuziehen, gaben sie die Fälligkeit, Bewahrer zu erschaffen, auf. Die Khala ist für einen Bewahrer von größter Wichtigkeit – nur durch diese Verbindung sind wir in der Lage, auf die Erinnerungen zuzugreifen.« Jake/Zamara lächelte, als er/sie die Verwirrung in Rosemarys Gesicht sah. »Es ist für Terraner nur schwer zu begreifen, und du brauchst es auch nicht ganz zu verstehen. Wichtig ist nur: Ich verfüge über keine Erinnerungen der Dunklen Templer aus der Zeit, nachdem sie Aiur verlassen haben. Deshalb habe ich auch noch keinen Dunklen Archonten gesehen – bis auf einen, den ich aber nur sah, als ich die Gedanken des Meuchelmörders las, der ihn geschickt hatte, um mich zu töten.«
Zamara sah die Versammelten ernst an. »Ich weiß aber, dass dieser Dunkle Archont – Ulrezaj mit Namen – mich zum Schweigen bringen will. Er ist mehr als nur ein Dunkler Archont. Während Archonten für gewöhnlich aus zwei sich verbindenden Seelen bestehen, enthält diese Wesenheit die psychische und spirituelle Energie von sieben Dunklen Templern.«
»Sieben?« Ladranix’ Erschrecken rollte gleichsam über Rosemary hinweg. »Wie ist so etwas überhaupt möglich?«
»Dieses Wissen liegt wahrscheinlich allein in Ulrezaj verborgen, und es ist zu bezweifeln, dass er es mit anderen jemals teilen würde«, sagte Zamara. »Er ist mächtiger als alles, worauf ichje traf, und das sagt viel aus, da ich eine Bewahrerin bin. Sein Assassine wurde geschickt, um mich und alle anderen Bewahrer zu töten, um dafür zu sorgen, dass die Protoss nie erfahren sollten, was wir wissen, und lahmgelegt wären, weil sie nicht mehr auf uns bauen könnten. Als ich die Gedanken dieses Dunklen Templers las…«
Zamara zögerte. »Laut dem, was ich herausfand, bin ich einer der letzten noch lebenden Bewahrer. Und wenn ich sterbe, stirbt mit mir alle Hoffnung für unser Volk – für diese ganze Galaxis.«
KAPITEL SECHZEHN
In seinem eigenen Körper, aber ohne Kontrolle darüber, wandte sich die Essenz, die Jake Ramsey war, entsetzt an Zamara. Du gehörst zu den letzten Bewahrern? Warum hast du mir das nicht gesagt?
Welchen Zweck hätte das gehabt? Es hätte dich nur noch mehr beunruhigt.
Zamara, du musst damit aufhören, mir manche Dinge vorzuenthalten. Du bist in meinem Körper. Du führst die meiste Zeit über Regie. Ich hätte es verdient gehabt, das zu erfahren.
Nun… jetzt weißt du es ja.
»Ich weiß nicht, wie Ulrezajs Plan aussieht«, fuhr Zamara fort, als hätte sie soeben nicht die Entsprechung einer Atombombe unter ihnen gezündet, sondern als betreibe sie nichts weiter als Smalltalk. »Aber er braucht Helfer. So muss es sein, andernfalls brauchte er die Geschmiedeten nicht. Er hat diese Droge entwickelt, um sie abhängig zu machen und zu versklaven. Aus Rosemarys Unterbewusstsein erfuhr ich außerdem, dass sie aufgrund dieses Sonnentropfens das Herz der anderen nicht so berühren können, wie es die Khala erlaubt. Die Droge hat vielleicht auch noch andere Wirkungen, von denen sie gar nichts wissen und die sie auf unterschwelliger Ebene beeinflussen. Sie sind zorniger geworden, urtümlicher. Also würden sie sich auch in anderer Hinsicht verändern.«
Rosemary nickte. »Ja, sie kamen mir alle… weniger vernünftig vor, muss ich sagen. Als könnten sie jeden Moment in die Luft gehen, außer Alzadar. Ich habe zwar keine große Erfahrung mit Telepathie, aber es fiel mir auf, dass ich von ihnen keine emotionalen Treffer abbekam. Es war mehr wie… wie Worte, die mit tonloser Stimme gesprochen werden, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Ladranix nickte. »Das war das Geschenk Khas und der Khala. Nicht nur ein Berühren des Geistes, sondern der Seelen, der Herzen. Dieser Intimität haben die Dunklen Templer den Rücken gekehrt.«
»Die Geschmiedeten waren nicht daran gewöhnt, nicht in der Khala zu sein. Sie waren allein, hatten Angst und schämten sich, zugeben zu müssen, dass sie sich nicht verbinden konnten. Damit nahm ihre Loyalität gegenüber ihrem Gönner und ihre Abhängigkeit von ihm, von Ulrezaj, noch zu«, fuhr Zamara fort. Jake wusste, dass das Meiste von all dem Rosemary zuliebe
Weitere Kostenlose Bücher