Schattenjäger
mir?«
Sie konnte nicht antworten, konnte überhaupt nichts sagen, denn sie wusste, dass Protoss zwar hören konnten, aber Terranisch verstanden sie nicht. Sie konnten nur mittels Gedanken kommunizieren, und ihre waren vor Alzadar verschlossen. Stattdessen schüttelte sie heftig den Kopf und rannte weiter auf ihn zu, wobei sie ihm mit Gesten verständlich zu machen versuchte, dass es ihr sehr, sehr schlecht ging und sie dringend die Droge brauchte, die er ihr gegeben hatte. Und dass sie immer noch seine Verbündete war.
Er war arrogant, und das war sein Pech. Er war so fest davon überzeugt, dass sie infolge des Sonnentropfens unter seinem Bann stand, dass er verwirrt zögerte – ein paar Sekunden zu lange. Mehr brauchte es nicht.
Sie konnte Alzadar jetzt sehen, seine Augen leuchteten im Schatten der Bäume. Und im nächsten Moment sah sie Jene, die ausharren aus dem Dschungel auftauchen und über ihn herfallen.
Rosemary hörte auf, sich zu verstellen und zog ihre Pistole. Sie wollte auf Alzadar schießen, bis das Magazin leer war, aber sie hielt sich zurück und rannte nun so selbstsicher, wie sie eben noch unsicher gewesen war, auf das Kampfgeschehen zu.
Aber, Donnerwetter! Sie waren schön, wenn sie kämpften. Sie kannte verschiedene Kampftechniken, die meisten immerhin so gut, dass sie sich befreien konnten, wenn jemand sie zu packen bekam – was nur sehr selten geschah –, und sie hatte Ethan jahrelang beim Training zugesehen. Sie wusste, dass er stolz war auf seine Eleganz, auf seine Genauigkeit und Kraft, und sie wünschte, er könnte dieses Bild der kämpfenden Protoss sehen. Es hätte ihn vielleicht etwas Demut gelehrt.
Templer gegen Templer kämpften sie, Ladranix in seiner verbeulten, beschädigten Rüstung, immer noch an seinem Erbefesthaltend, und Alzadar in einem langen, fließenden Gewand. Sie hatte gedacht, es würde ein ungleicher Kampf werden, nachdem sie Ladranix schon in Aktion erlebt hatte, aber hier hatte er es mit einem Freund zu tun, dessen Fähigkeiten den seinen ebenbürtig waren. Und obschon Alzadar keine Rüstung hatte, schien es, als brauchte er eine solche auch gar nicht. Jeder Angriff, jeder Stoß von Ladranix wurde entweder von Alzadars Psi-Klingen abgefangen, oder er wich so flink aus, dass Rosemary ihm mit Blicken nicht mehr zu folgen vermochte. Zum Nachteil gereichte es Ladranix außerdem, dass er seinen alten Freund weder verletzen noch töten wollte. Alzadar hingegen kannte solche Skrupel nicht.
Licht brach pulsierend aus leuchtenden psionischen Klingen hervor, die sich so schnell bewegten, dass sie weniger wie Klingen als vielmehr wie Bänder aus Licht wirkten. Alzadar duckte sich und sprang dann in die Höhe, seine blitzenden Klingen wischten gefährlich nahe an Ladranix’ ungeschütztem Gesicht vorbei, aber er brachte seinen gepanzerten Arm gerade noch rechtzeitig hoch. Er setzte über seinen einstigen Freund hinweg, schlug in der Luft einen Salto und landete geschickt hinter Alzadar. Lange, kräftige Beine traten zu.
Noch in der Drehung begriffen, um seinen Feind vor sich zu haben, war Alzadar verletzbar. Der Tritt traf ihn voll. Alzadar wankte nach hinten – und hinein in den plötzlichen Ansturm untrainierter Khalai, die sich, weil sie vom Kämpfen nichts verstanden und auf ihre eigene Sicherheit pfiffen, kurzerhand auf den Templer stürzten und ihn zu Boden rissen. Dann war Ladranix zur Stelle und setzte seinem Freund eine Psi-Klinge an die Kehle, ohne sie jedoch, wie Rosemary wusste, wirklich benutzen zu wollen.
Auch Jake war nun da und ließ sich neben dem sich windenden Geschmiedeten auf die Knie fallen. Rosemary hörte Zamaras Gedanken in ihrem Kopf, während sie ihren Schritt verlangsamte und stehen blieb, um nur zu beobachten, die Pistole jedoch schussbereit.
»Wir können dir helfen«, sagte Zamara.
»Helfen?« Hätten Protoss einen Mund, dann hätte Alzadar – diesen Eindruck gewann Rosemary jedenfalls – jetzt ausgespuckt. »Du bist so gut wie tot, Bewahrerin. Du wirst schon bald niemandem mehr helfen können.«
»Hör dir nur an, was du redest«, drängte Zamara ihn. »Du bist ein Templer – du hast geschworen, andere Protoss zu beschützen und zu verteidigen. Und jetzt beharrst du darauf, einen Bewahrer töten zu wollen. Das verstößt gegen alles, was du bist.«
»Ich bin einer der Geschmiedeten!« Alzadar machte eine plötzliche Bewegung und hätte sich beinahe – beinahe, aber nicht ganz – aus Ladranix’ stählernem Griff
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