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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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zwischendrin – wenn ich kurz mal bei Bewusstsein war – verschiedene Sachen, bis Saul mir drohte, mich ans Bett zu fesseln, wenn ich nicht endlich damit aufhören und meinem Körper die Chance geben würde, zu heilen. Belisa war entkommen. Ihre Fährte führte unterirdisch aus dem Haus heraus und mitten in die Müllhalde, wo sie sich … in Luft aufgelöst hatte.
    Keine der zur Opferung vorgesehenen Frauen hatte überlebt. Acht Leichen konnten geborgen werden – auf ihrem Weg nach draußen hatte Belisa sich die Zeit genommen, ein paar der Kehlen eigenhändig durchzuschneiden. Ausnahmslos Prostituierte, die verschwunden waren, keine einzige über zwanzig. Sie alle gingen in die Mordstatistiken dieses Jahres ein. Fünf der Mädchen hatten Familie, aber ich schaffte es nicht, auch nur zu einer der Beerdigungen zu gehen. Ich wollte ja, aber ich … hatte alle Hände voll zu tun mit anderen Widrigkeiten.
    Die Jungs des Santa-Luz-Bombenkommandos kamen mit irgendeinem explosiven Zeug an, das sie im gesamten Komplex auslegten, während die Werwesen Wache standen. Schließlich jagten sie das ganze Gewölbe in die Luft. Nach einem mächtigen Grummeln blieb nur ein Krater übrig, und die kleine Senke im Boden wurde mit Tonnen von Abfall zugeschüttet.
    Montaigne brauchte eine weitere Familienpackung von seinen Pillen gegen Sodbrennen auf. Juan Rujillo erledigte den nötigen Papierkram, um einen „Außerordentlichen Paranormalen Vorfall“ zu melden, ebenso stellte er für mich einen Antrag auf Gefahrenzuschlag aus dem geheimen Topf des FBI, weil die Söldner aus einem anderen Bundesstaat gekommen waren. Er schickte es per Kurierdienst ab und meinte, ich solle verflucht noch mal Urlaub nehmen. Montaigne teilte diese Ansicht und dankte mir außerdem mit einer gotteslästerlichen Schimpftirade dafür, dass ich ihm zwei Wagenladungen nackter, heulender Frauen geschickt hatte, die nur zu gut verstanden, dass kein Wort über ihr Martyrium an die Presse gelangen sollte. Man hatte die Mädchen in die Obhut von Therapeuten und Sozialarbeitern gegeben. In ein paar Jahren waren sie vielleicht wieder okay. Vielleicht.
    Zwei von ihnen hatten bereits Selbstmord begangen. Aber nicht Hope. Nach ihr hatte ich mich ausdrücklich erkundigt. „Toughes Küken“, hatte Montaigne geseufzt. „Hört nicht auf, schwierige Fragen über dich zu stellen.“
    „Sie wird drüber wegkommen“, sagte ich und nibbelte über den neuen Lederarmreif, den Saul für mich gemacht hatte.
    Montaigne hielt inne und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Saul stand vor der Tür, und der Lärm von klingelnden Telefonen und geschäftigen Leuten war so tröstend, dass ich am liebsten an Ort und Stelle die Augen geschlossen hätte. Ich schwankte ein wenig auf meinen Füßen.
    Monty räusperte sich. „Was diese Zuhälter angeht.“
    Ich machte mich auf was gefasst. Auf keinen Fall werde ich mich entschuldigen, Monty. Was willst du denn machen? Mich feuern? Mich wegen Mord vor Gericht stellen?
    Einer seiner Mundwinkel schob sich nach oben. Es war die Farce eines Lächelns – mehr wie eine schmerzverzerrte Grimasse. „Bandenkriege! Ich wünschte, die Schweine würden sich öfter gegenseitig aus dem Weg räumen.“ Monty ließ den Blick auf seinen papierübersäten Schreibtisch fallen.
    Ich schmeckte Galle. Richterin, Geschworene, Henkerin. Du hast Gottes Platz eingenommen.
    Es stimmte. Doch wie die meisten Wahrheiten hatte auch diese einen Haken, der allerdings nicht mich aufknüpfte. Mit Erleichterung stellte ich fest, was mir stattdessen bevorstand. „Monty …“
    „Halt einfach die Klappe, Jill.“
    „Eigentlich wollte ich nur danke sagen.“
    Monty teilte mir mit, dass ich verflucht noch mal aus seinem Büro verschwinden solle, und ich gehorchte kleinlaut.
    Ausnahmsweise schlief ich so tief und fest, dass ich den Besuch von Carp und Rosie verpasste. Sie kamen vorbei, Rosie brachte einen Blumenstrauß, und Carp ließ mir eine Flasche Jack Daniels da. Nett von ihnen.
    Vater Gui rief an, schlug vor, vorbeizukommen und mit mir zu beten. Saul machte ihm unmissverständlich klar, wohin er sich sein Angebot stecken konnte, und legte auf. Ich nehme  an, er war immer noch schlecht drauf. Zumindest ersparte es mir die Mühe, selbst aufzulegen. Auch ich war noch nicht dazu bereit, dem Priester zu vergeben.
    Und ich spielte noch immer mit dem Gedanken, diese beschissene Kirche so lange auseinanderzunehmen, bis ich wusste, was sie dort sonst noch alles vor mir

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