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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Tiefbau absolvierte, lernte er Scott McLaren kennen – und durch ihn Sage.
    In den Sommerferien hatte er oft mit Robert zusammengearbeitet und schließlich widerstrebend erkannt, dass er sich trotz der anfänglichen Abneigung nun doch zur Bauindustrie hingezogen fühlte. „Muss in deinem Blut liegen“, lautete der einzige Kommentar des Vaters zu Daniels Sinneswandel. Sie waren sich nähergekommen, vielleicht nicht als Vater und Sohn, aber wie zwei Männer, deren Persönlichkeiten gut zusammenpassten und die einander respektierten.
    Daniel hatte mit Robert über seine Absicht gesprochen, noch einen Kurs für Hoch- und Tiefbau zu belegen, ein Fachgebiet, auf das sich die Firma nun zusätzlich spezialisierte. Diesen Geschäftszweig sollte Cavanagh junior später übernehmen. Nach dem einjährigen Kurs in Alcester sollte er zwei Ausbildungsjahre auf diversen Baustellen verbringen. Er war ein paar Jahre älter als die meisten Kommilitonen und wirkte auch reifer und erwachsener, was ihm half, seine Verletzlichkeit und seine innere Unsicherheit zu übertünchen.
    Wenn er auch nie bedauerte, Roberts und nicht John Ryans Sohn zu sein, so gab es doch noch immer eine kleine Wunde in seinem Innern, die nicht heilen wollte, das unlogische Gefühl, er wäre verraten worden, einen Zorn, der sich nicht verdrängen ließ. Weil diese Emotionen sein Gewissen belasteten, ignorierte er sie meistens, vergrub sie unter den komplexen Schichten seines Wissens und der Erfahrungen, die seine Persönlichkeit ausmachten.
    Während des ersten Studienjahres hatte er ein intensives, leidenschaftliches Verhältnis mit einer Kommilitonin angefangen. Aber als sie eine engere Bindung anstrebte, zog er sich zurück, unfähig, ihre Wünsche zu erfüllen. Sosehr er sie auch begehrte, er fürchtete, verletzt zu werden, wenn er eine feste Beziehung einging. Immerhin hätte sie eines Tages feststellen können, dass sie nicht ihn, sondern einen anderen wollte.
    Daniel und Scott gehörten an der Universität demselben Debattierklub an. Der Australier absolvierte gerade sein erstes Semester, war zum ersten Mal von seiner Familie getrennt und litt unter Heimweh.
    Bald erfuhr Daniel eine ganze Menge über die riesige Schafranch, die Scotts Vater betrieb, die unerwartete Gelegenheit eines Studentenaustausches zwischen der heimatlichen und dieser britischen Universität. Der Rancher hatte seinen Sohn zunächst daran hindern wollen, die Chance zu nutzen, dann aber doch zugestimmt.
    „Ich vermisse meinen Alten“, seufzte Scott. „Es gibt nur noch uns zwei, Mum starb kurz nach meiner Geburt. Sie war Engländerin. Dad heiratete sie, als er ein Jahr lang auf Reisen ging und auch hierherkam.“
    Daniel mietete ein kleines Haus in Alcester, Scott bewohnte immer noch ein Universitätsquartier.
    Wie Scott und Sage sich kennengelernt hatten, fand Daniel nie heraus. Er nahm an, sie mussten sich irgendwo auf dem Campus begegnet sein. Schon nach kurzer Zeit sagte sein Freund keinen einzigen Satz mehr, in dem nicht der Name „Sage“ vorkam.
    Daniel war drei Jahre älter als der Australier und zynisch und erfahren genug, um sich über diese hingebungsvolle Liebe zu amüsieren. Er kannte Sage noch nicht, bezweifelte aber, dass dieser Ausbund an Tugend sich von den anderen unreifen Erstsemesterstudentinnen unterscheiden könnte, die alle in Einheitskleidung herumliefen, in langen, wallenden Gewändern. Vermutlich war sie ein schmächtiges kleines Ding. So, wie Scott von ihr sprach, schien er sie für zartbesaitet zu halten. Daniel stellte sich ein bleiches Gesicht mit großen, von Kajal umrandeten Augen vor. Sicher studierte sie irgendwas, das mit Kunst zu tun hatte und völlig nutzlos war.
    Sein gewaltiger Irrtum verblüffte ihn. Zuerst fiel ihm das dunkelrote Haar auf. Wie ein wildes Banner flatterte es im Wind, der fast immer durch die High Street von Alcester fegte. Scott entdeckte den Freund und zerrte seine sichtlich widerstrebende Begleiterin zu ihm, machte die beiden miteinander bekannt. Sages Händedruck war erstaunlich kräftig. Sie hatte lange, schmale Finger und geschmeidige Handgelenke, war ziemlich groß – nur etwa zehn Zentimeter kleiner als Scott, der einsfünfundachtzig maß. Und sie trug kein wallendes Kleid.
    Sie mag mich nicht, registrierte Daniel belustigt. Den normalerweise sicher glutvollen Ausdruck ihrer ungewöhnlichen Augen schien sie nur mühsam zu bezähmen, während sie seinen prüfendenBlick erwiderte. Was mochte einen ruhigen, stets auf ein

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