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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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geordnetes Leben bedachten Mann wie Scott veranlasst haben, sich in ein solches Temperamentsbündel zu verlieben, in eine Frau, deren Wesen wahrscheinlich genauso widerspenstig war wie ihr Haar. Sogar ihre Zähne sahen scharf und herausfordernd aus. Der weich geschwungene Mund konnte einen unerfahrenen Betrachter täuschen, der ihn vielleicht mit Nachgiebigkeit und Sanftmut in Verbindung brachte. Daniel wusste es besser. Sie passte nicht zu Scott, und trotzdem betete sie ihn ganz offenkundig an.
    Wie Daniel in ihren Augen las, wollte sie Scott für sich allein haben, legte keinerlei Wert auf ein Beisammensein zu dritt. Beiläufig sagte er zu dem Australier: „Ich bin gerade auf dem Weg zur ‚Crown‘. Wollt ihr nicht mitkommen?“ Ohne Sage anzuschauen, spürte er ihren Zorn.
    Scott merkte nichts davon und erwiderte eifrig: „Gute Idee! Soeben erklärte Sage, sie würde gern was trinken.“
    Sage … Daniel fragte sich, wie er es schaffte, nicht zu lachen. Wer immer sich diesen Namen ausgedacht haben mochte, würde es längst bereuen oder hoffte vielleicht wider besseres Wissen, ein Name, der Weisheit oder Klugheit bedeutete, könnte das wilde Temperament zügeln. Seinem Geschmack entsprach diese Sage keinesfalls, und er wunderte sich über die Blindheit seines Freundes, der ihr wahres Wesen offenbar nicht erkannte.
    Er bevorzugte umgängliche, manierliche Frauen, kühle, kultivierte Blondinen aus der oberen Mittelschicht. Die typische Wahl eines Straßenjungen aus der Arbeiterklasse, verspottete er sich manchmal selbst, obwohl diese Beschreibung nicht zutraf. Er war der einzige Sohn eines Mannes, der im Wirtschaftsteil seriöser Zeitungen als einer der erfolgreichsten, fortschrittlichsten Bauunternehmer des Jahrzehnts bezeichnet wurde. Inzwischen hatte es Robert zum Millionär gebracht, zumindest auf dem Papier, und Daniel genoss alle Vorteile, die der Sohn eines solchen Mannes erwarten durfte, und er entsprach voll und ganz seiner privilegierten Stellung.
    Die letzten Reste seines Liverpool-Akzents hatte er während der letzten beiden Schuljahre in Cardiff abgelegt. Für die Arbeit, die er in den Sommerferien leistete, bezahlte Robert ihn sehr großzügig, schickte ihn auch regelmäßig für ein paar Wochen ins Ausland, damit er die dortige Bauindustrie kennenlernte. Er war in Deutschland und Frankreich gewesen, in Spanien und Italien, neulich in Amerika und Kanada.
    Neben den Studienkosten bezog er von Robert ein üppiges Taschengeld. Zum einundzwanzigsten Geburtstag hatte der Vater ihm einen schnittigen grünen Morgan geschenkt, um das kleine Auto zu ersetzen, das Daniel mit siebzehn bekommen hatte. Der Morgan stand daheim in der Garage und wurde nur im Sommer benutzt. Nun fuhr er den BMW seiner Mutter, die von ihrem Mann einen neuen Wagen erhalten und den alten an den Sohn weitergegeben hatte.
    Im Großen und Ganzen könnte er sich glücklich schätzen, aber nicht glücklicher als die meisten Kommilitonen. Alcester stand im wachsenden Ruf einer kleinen, aber guten Universitätsstadt, wenn auch nicht auf derselben Ebene wie Oxford, und es war ungeeignet für junge Leute, die in die Computerindustrie einsteigen wollten. Die studierten besser in Cambridge. Aber in akademischen Kreisen galt Alcester als hervorragende Universität für Studenten aus der Ober- und der gehobenen Mittelschicht.
    Nein, Daniel sah keinen Grund, sich wegen seiner erfreulichen Finanzlage schuldig zu fühlen. Auch Scott erhielt von seinem Vater ein großzügiges Taschengeld, und dieser Studentin ging es vermutlich nicht anders, obwohl sie ihn mit der Verachtung einer eben erst konvertierten Kommunistin musterte, die einem eingefleischten Kapitalisten gegenüberstand.
    „Ich wollte nur eine Tasse Kaffee.“ Sie umklammerte Scotts Arm und starrte Daniel herausfordernd an, der ihr träge zulächelte und dachte: nicht nur leidenschaftlich, sondern auch besitzergreifend …
    „In der ‚Crown‘ wird unter anderem Kaffee serviert“, erklärte er nachsichtig und tat so, als wüsste er nicht, warum sie seinen Vorschlag ablehnte. Er sah ihr an, dass sie nahe daran war zu protestieren. Und es amüsierte ihn auf zynische Weise, wie schlecht sie den Charakter ihres Liebhabers kannte. Merkte sie denn nicht, welch großen Wert Scott auf Frieden und Harmonie legte? Er wäre der Allerletzte, der Launen und Wutausbrüche schätzen würde, und dergleichen traute Daniel ihr durchaus zu. War sie so dumm? Wiegte sie sich in der Illusion, es müsste

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