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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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bloß sehen und aus dem Koma wecken und mit ihm reden könnte!“
    „Das kannst du nicht. Sein Zustand gibt immer noch Anlass zur Sorge. Nun, du wirst drüber hinwegkommen. Das Leben geht weiter …“
    „Nein!“, unterbrach sie ihn wütend. „Ohne Scott ist mein Leben nichts wert. Ohne ihn habe ich nichts, bin ein Nichts …“
    Ihre Worte erschütterten ihn, doch er überspielte sein Mitleid mit einer zynischen Frage. „Er ist dein Seelengefährte, was?“
    „Ja – nein …“, stammelte sie heiser und starrte ins Leere. „Nicht mein Seelengefährte – er istmeine Seele, meine andere Hälfte, ein Teil von mir. Ohne ihn kann ich nicht existieren. Verstehst du das denn nicht?“
    Er musterte sie, sonderbar berührt von ihrem Gefühlsausbruch. Wider Willen bedauerte er sie wegen ihrer Unwissenheit, ihres schmerzlichen Kummers. Merkwürdig – er hatte gewusst, dass sie zu sexueller Leidenschaft fähig war, aber die Kraft ihrer emotionalen Leidenschaft nicht erkannt – vielleicht weil er von irgendeinem Instinkt gewarnt worden war. „Es ist vorbei, Sage“, entgegnete er sanft. „Und je eher du dich damit abfindest, desto leichter wirst du es verwinden.“
    „Nein, es ist nicht vorbei!“, schrie sie. „Niemals kann es vorbei sein, nicht solange wir leben! Er liebt mich – und ich liebe ihn …“
    „Nein“, verbesserte er sie, „du liebst dich selbst. Du willst Scott haben – so wie ein unbescheidenes, verwöhntes Kind ein neues Spielzeug haben möchte. In deinem Egoismus hättest du ihn beinahe umgebracht. Mit deiner Weigerung, seine Rückkehr nach Australien zu akzeptieren, hast du den Unfall provoziert.“ Sprachlos starrte sie ihn an, und er fuhr fort: „So war es doch, oder? Weil er sich krampfhaft bemühte, dir seine Situation zu erklären, konnte er sich nicht mehr aufs Fahren konzentrieren – und kam beinahe ums Leben. Lass ihn gehen, Sage, ehe du ihm noch mehr antust.“
    Da stürzte sie sich wieder auf ihn, attackierte ihn mit Fäusten und Fingernägeln. Tränen stürzten aus ihren Augen, und sie schrie wie am Spieß. Daniel wehrte sie ab, dann fürchtete er, sie könnte sich selbst verletzen, riss sie an sich, presste sie so fest an seine Brust, dass er ihren rasenden Herzschlag spürte. Sie war so dünn, so zart. Trotzdem fühlten sich ihre Brüste erstaunlich üppig und weich an, und er geriet sofort in Erregung.
    Sein Verstand bekämpfte seine Begierde, und er schob sie von sich – zu spät. In ihren Augen las er gemischte Empfindungen – Zorn, und die unwillkommene Erkenntnis, was in ihm vorging. „Verräter!“, zischte sie.
    Spie sie ihm das Wort wirklich ins Gesicht, oder bildete er sich das nur ein? Während er sie in sicherem Abstand von seinem rebellischen Körper festhielt, versuchte er, sanft und gelassen zu sprechen. „Sage …“
    „Ich lasse ihn nicht gehen … Ich liebe ihn …“
    „Ja“, hörte er sich zustimmen, „aber du zweifelst, ob er dich ebenso heiß und innig liebt.“ Was ihn zu dieser Bemerkung bewog, wusste er nicht. Niemals hatte Scott angedeutet, seine Gefühle für Sage seien nicht so stark wie ihre für ihn. Er war von Natur aus ruhiger, weniger leidenschaftlich, aber Daniel hatte stets den Eindruck gewonnen, sein Freund wäre zu echter Liebe fähig. Doch nun sah er, wie Sages Wangen aschfahl wurden, wie ihre Lippen bebten, und da wusste er, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte, dessen Existenz er erst jetzt wahrnahm.
    „Er liebt mich – ganz bestimmt …“ Sie sprach wie ein kleines Mädchen, das sich etwas einreden will. Zorn und Leidenschaft waren erloschen, unverhohlenen Selbstzweifeln und Angst gewichen. Daniels Herz krampfte sich zusammen, und eine sonderbare Wut erfasste ihn – nicht auf Sages Verletzlichkeit, sondern auf all die Menschen, die ihr den wilden Stolz genommen und sie gelehrt hatten, stattdessen nur noch bitteren Schmerz zu empfinden.
    „Sie glaubt, für ihre Eltern, vor allem für den Vater, wäre sie immer nur das zweitbeste Kind gewesen“, hatte Scott einmal erzählt. Daniel war belustigt gewesen, hatte sich verächtlich geweigert, das ernst zu nehmen. Wie konnte sie sich so was einbilden, wo sie stets im Luxus gelebt hatte, ihm Gegensatz zu ihm, zu seiner ärmlichen Kindheit? Was bedeutete ihr vermeintlicher Mangel an Vaterliebe schon, verglichen mit seinen realen Entbehrungen … Doch jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
    Nur eins wusste er, dass er sie umarmen, beschützen, in sein Bett tragen und dort

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