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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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vor langer Zeit arrangiert, zwei willensstarke Männer – daran gewöhnt, dass man ihnen aufs Wort gehorchte, und fest entschlossen, stets die Macht zu nutzen, die vom Besitz einiger Tausend Morgen Land und zahlloser Schafe herrührte. Diese Autokraten beherrschten ihre privaten Welten nach Belieben. Und weil es ihnen ratsam erschien, ihre riesigen Ländereien zu vereinen, musste der Sohn des einen die Tochter des anderen heiraten.
    Vielleicht – wenn die beiden nicht beim selben Flugzeugabsturz ums Leben gekommen wären – in jener Maschine, von Lewis’ Vater gesteuert … Elaine hatte ihren Vater beinahe angebetet. Nach seinem Tod versank sie in dumpfer Verzweiflung, gab dem Schwiegervater und dessen Sohn die Schuld an der Tragödie. Wenig später erlitt sie eine Fehlgeburt.
    Danach erlaubte sie Lewis drei Jahre lang nicht, sie anzurühren. Er tat sein Bestes und fragte sich, ob ihr bewusst war, dass ihm diese Ehe genauso missfiel wie ihr. Aber eine Scheidung kam nicht infrage, und er brauchte einen Erben für die Woolonga-Ranch. Schließlich hatte er die Initiative ergriffen. Bis zum heutigen Tag fröstelte ihn bei der Erinnerung, wie er sie betrunken gemacht, ins Bett getragen, ausgezogen hatte und in den schlaffen Körper eingedrungen war, unter Aufbietung seiner ganzen Willensstärke.
    Später hatte sie ihn genauso verflucht wie nach dem Verlust ihres Vaters und ihres Babys. Er wollte ihr erklären, ihn treffe keine Schuld, er traure ebenso um das Kind wie sie, erkannte aber, dass er nur seine Zeit vergeuden würde. Innerlich hatte sie sich bereits weit von ihm entfernt. So wirkt die Wildnis auf manche Frauen. Ein anspruchsvolles Land, ein Männerland, grausam zu jenen Frauen, die es wagen, ihm Paroli zu bieten … Eine Frau braucht sehr viel Kraft und großes Durchhaltevermögen – und sie muss ihren Mann sehr lieben, um sich in der gnadenlosen Wildnis zu behaupten.
    So war Elaine nicht gewesen, sondern schwach und anfällig. Er empfand keine Befriedigung, nachdem er sie gezwungen hatte, die eheliche Sexualbeziehung wieder aufzunehmen. Als sie wieder schwanger wurde, schien sich seine Hoffnung zu erfüllen, ein Kind könnte ihr helfen, die Trauer um den Vater zu überwinden, sich nicht mehr wie eine Besessene an die Vergangenheit zu klammern.
    Tatsächlich bereitete sie sich voller Begeisterung auf die Geburt vor, und Lewis’ Sorge verflog allmählich. Seine Ehe würde niemals so glücklich werden, wie er es erträumt hatte. Aber wenn er Elaine auch nicht leidenschaftlich und innig zu lieben vermochte, so konnte er sie wenigstens als seine Frau und die Mutter seiner Kinder respektieren.
    Das raue Leben in der Wildnis ließ ihm wenig Zeit für Grübeleien und Muße. Niemals geriet er in die Versuchung, Elaine zu betrügen, obwohl sich einige Gelegenheiten boten. Er hatte sie geheiratet, in der Überzeugung, es wäre das Beste für sie beide und für die Woolonga-Ranch. Sein Vater hatte ihm eingeredet, Elaine wünsche diese Ehe und liebe den Sohn. Dass dies nicht stimmte, war Lewis bald nach der Hochzeit klar geworden. Sie hatte ihn nur geheiratet, um ihrem Vater zu gehorchen, und immer nur ihn geliebt – nicht ihren Mann.
    Quälende Nervosität und Angst vor ihren eigenen Gefühlen, die sie verbergen wollte, bewogen Liz zu der Frage: „Sind Sie ohne Ihre Frau nach England gekommen, Mr McLaren? Stört sie das nicht?“
    „Meine Frau ist tot“, erwiderte er brüsk, dann sah er ihre bestürzte Miene und fügte etwas sanfter hinzu: „Tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein.“
    Sie wandte ihr bleiches Gesicht zu den Bergen, ertrug es nicht mehr, ihn anzuschauen. „Ihnen tut es leid? Ich müsste mich entschuldigen. Aber ich hatte keine Ahnung. Vic erwähnte in einemseiner Briefe, Sie seien verheiratet, und er schrieb mir nie von …“ War er deshalb nach England geflogen? Um seinen Kummer zu vergessen? Er musste seine Frau sehr geliebt haben. Wie war sie gewesen? Hochgewachsen, mit sonnenbrauner Haut und einer wilden Haarmähne?
    „Ich liebte sie nicht, und ich hätte sie niemals heiraten dürfen.“
    Die leisen Worte erschütterten Liz. Sie sah ihn wieder an, und er stand reglos da, das Profil eine scharf geschnittene Silhouette vor dem blauen Himmel. Erst jetzt merkte sie, wie groß er war. Bei seinem Besuch in Haus Cottingdean hatte sie vor lauter Verwirrung nicht darauf geachtet. Alberne, triviale Gedanken gingen ihr durch den Kopf, zum Beispiel, wie gut ihm das Tweedjackett passte, wie

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