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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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alles, was sie fühlte. „Ich kann Edward nicht betrügen, Lewis.“
    Ohne sie loszulassen, schaute er sie an, und sie spürten, wie ihre Herzen im Gleichklang schlugen, als wären ihre Körper bereits vereint. „Aber unsere Liebe kannst du betrügen? Genau das tust du, wenn du bei ihm bleibst. Verlass ihn, Liz, geh mit mir nach Australien …“
    „Nein …“
    „Falls du an deinen Sohn denkst, an David – er wird uns begleiten.“
    Liz schüttelte den Kopf. „Das würde Edward niemals dulden, und ich darf die beiden nicht im Stich lassen, sie brauchen mich.“
    „Ich brauche dich, Liz. O Gott, du ahnst nicht, wie dringend ich dich brauche.“
    Tränen verschleierten ihren Blick. Wie konnte sie ihm verwehren, was sie selbst so heiß ersehnte? Aber sie hatte keine Wahl. Ihr Lebensweg stand seit der Hochzeit fest, und sie musste ihm folgen. Entschlossen stand sie auf. „Der Schäfer wird mich schon erwarten. Bitte, komm nicht mit, Lewis.“
    „Ich gebe nicht auf, Liz!“, stieß er hervor. „Niemals!“
    Während sie den Hang hinaufstieg, wagte sie nicht, sich umzudrehen. Nicht einmal, als sie einen Motor aufheulen und Lewis davonfahren hörte. Erst kurz vor dem Berggipfel merkte sie, dass sie weinte.

23. KAPITEL
    „Sind Sie okay, Liz?“
    Sie zwang sich, Colin Hedley, ihren Fabrikleiter, anzulächeln. Den Vormittag hatten sie damit verbracht, die Rechnungsbücher durchzusehen. Nachmittags wollte sie sich mit einem Einkäufer aus einem großen Londoner Textilwarenladen treffen. Seit drei Wochen schlief sie sehr schlecht. Seit dem Tag, wo sie Lewis McLaren am Berghang begegnet war.
    Er wohnte immer noch im Dorf, doch sie hatte ihn nicht mehr gesehen. Mehrmals war er zum Haus Cottingdean gekommen, aber sie hatte Chivers erklärt, sie wolle Mr McLaren nicht empfangen. Bei diesem Gedanken seufzte sie wehmütig. Sie wollte es nicht? Wenn das bloß wahr wäre …
    Wenn sie ihn auch aus ihrer Nähe verbannt hatte – sein Bild stand unablässig vor ihrem geistigen Auge, tagsüber, wenn sie hart arbeitete, um vor Erschöpfung Schlaf und Vergessen zu finden. Und nachts, wenn sie beinahe fürchtete, einzuschlafen, weil sie dann jedes Mal viel zu lebhaft von Lewis träumte …
    Sie hatte abgenommen, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, und Colin Hedleys besorgte Frage war verständlich.
    „Alles in Ordnung“, log sie und lächelte geistesabwesend. „Ich bin nur ein bisschen müde.“
    „Soll ich an Ihrer Stelle mit dem Einkäufer sprechen?“, schlug er vor.
    Sie wollte das Angebot ablehnen, doch dann glaubte sie plötzlich ihren Garten vor sich zu sehen, empfand heftige Sehnsucht nach dem Trost der langen Staudenrabatten, der Blumenfarben, die ihre schmerzenden Augen besänftigen würden. Augen, die noch von den Tränen der rastlosen letzten Nacht brannten … Sie wollte unter ihren Händen die kühle Feuchtigkeit des Erdreichs spüren, den Glauben festigen, dass alles, was sie tat, gut und richtig war. Und eine Stunde Gartenarbeit würde ihre Nerven beruhigen, so wie die Blumenpracht die ermatteten Augen angenehm zu kühlen vermochte. Und wenn sie in der frischen Luft angestrengt genug arbeitete, würde sie vielleicht sogar schlafen können, ohne von quälenden Träumen heimgesucht zu werden.
    Woolonga… Deutlich sah sie die Ranch vor ihrem geistigen Auge. Sie hatte sich so viele Einzelheiten aus Vics Briefen eingeprägt. Eine raue Wildnis, die wohl kaum die sanften Pastellfarben ihrer englischen Blumen willkommen heißen, deren Durst nach dem kühlen Regen und dem sanften Sonnenschein englischer Sommer stillen würde. Trotzdem könnte sie auch dort einen Garten anlegen.
    Hör auf, sagte sie sich energisch und nahm Colin Hedleys Angebot dankbar an. Der Einkäufer hatte Cottingdean schon einmal besucht und kam an diesem Tag nur hierher, um eine neue Bestellung aufzugeben. Die Leitung des Geschäfts, das er vertrat, war hochzufrieden mit Liz Danvers’ Ware. Heimlich war sie in dem Londoner Laden gewesen und hatte sich gefreut, weil die Sachen so vorteilhaft in der Auslage präsentiert wurden.
    Wie sie vorausgesehen hatte, wuchs das Bedürfnis nach Luxus. Trotz der hohen Preise verkauften sich Liz’ weiche Tweedstoffe in den schönen, gedämpften Farben viel besser als die billigeren Produkte von minderer Qualität.
    Erleichtert stieg sie ins Auto und fuhr auf schattigen Landstraßen zum Haus Cottingdean, das in der Sonne döste, unter dem Gewicht seines ehrwürdigen Alters zu schlummern schien. Wie immer,

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