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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Und er wäre ein treuer Ehemann und guter Vater geworden, obwohl er sie nicht geliebt hatte, nicht als Frau …
    Hatte es warnende Anzeichen gegeben, die ihm entgangen waren? Die Arbeit auf der Ranch nahm ihn voll in Anspruch. Stieß Elaine stumme Hilferufe aus, die er nicht verstand?
    Wie oft hatte er sich in dunklen, einsamen nächtlichen Stunden diese Fragen gestellt und gewünscht, er könnte die Zeit zurückdrehen, um seine Frau und das Baby zu retten … Als er nach England gereist war, hatte er keinen Sinn in seinem Leben gesehen, nur öde Leere. Dann war er Liz begegnet, und alles hatte sich verändert.
    Sie hatte behauptet, sie könne Edward nicht verlassen. Aber jetzt … Er blickte zum Haus und stellte sich vor, wie sie im Bett lag. Sie war ihm so leicht erschienen, als er sie in den Armen gehalten hatte, so klein und zerbrechlich. Er kehrte zum Haus zurück, begann zu laufen. An der gläsernen Terrassentür traf er Ian Holmes.
    „Bald ist die Ambulanz da“, teilte der Arzt ihm mit. „Chivers hat mir gesagt, Liz wäreeingeschlafen. Sie wohnen im Dorf, nicht wahr?“
    „Da habe ich gewohnt“, erwiderte Lewis. „Bis Liz genesen ist, bleibe ich hier.“
    „Ja …“
    Sie schauten sich lange an, und es war Ian, der sich zuerst abwandte. Ein Fahrzeug rollte die Zufahrt herauf, und als der Doktor den Krankenwagen erkannte, entschuldigte er sich und eilte davon.

24. KAPITEL
    Liz schreckte aus einem unruhigen Schlummer hoch. In dem seltsamen Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachen spürte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Das Licht, das durch die geschlossenen Vorhänge ins Zimmer drang, war nicht die Morgendämmerung. Und dann sah sie die reglose Gestalt im Sessel. „Edward …“ Während sie den Namen aussprach, empfand sie kalte Angst und Verzweiflung.
    „Es ist nicht Edward, Liz. Ich bin’s – Lewis.“
    Sofort wich die Furcht maßloser Erleichterung und Freude – doch dann folgte die Erkenntnis, dass diese Gefühle gefährlich waren. Falsche, verbotene Gefühle …
    „Edward wurde ins Krankenhaus gebracht“, erklärte Lewis, stand auf und ging zum Bett. „Alles ist in Ordnung mit ihm. Aber dein Arzt meint, vorerst wäre Edward in der Klinik am besten aufgehoben. Ich persönlich hätte ihn lieber ins Gefängnis gesteckt“, fügte er grimmig hinzu. Er merkte, wie sie zusammenzuckte. „Mein Gott, Liz, beinahe hätte er dich getötet.“
    „Nein, das wollte er nicht…“
    „Nicht?“, fiel er ihr ins Wort. „Als ich in den Garten kam …“ Er unterbrach sich und stieß hervor: „Warum hast du ihn geheiratet? Das ist kein Mann für dich. Red mir bloß nicht ein, du würdest ihn lieben! Ich sah dein Gesicht, als du dachtest, ich wäre Edward.“
    Sie stöhnte, und ihr wunder, geschwollener Hals gestattete ihr nicht zu sprechen. Tränen brannten in ihren Augen. Alles in ihr drängte sie, die Arme nach diesem Mann auszustrecken, der sie so wütend und sehnsüchtig anstarrte, und ihm zu gestehen, wie sehr sie ihn liebte. Sie wollte ihn anflehen, sie festzuhalten, für immer, sie vor Edward und vor ihren eigenen Ängsten zu schützen.
    Aber wenn sie das tat … Sie erschauerte, kannte die Bürde der Schuld, die sie beide tragen müssten, wenn sie jetzt ihrer Schwäche nachgeben würde.
    Mit gutem Recht übte Lewis Kritik an ihr. Sie war verantwortlich für Edwards Angriff, denn sie hatte nie verstanden, wie sehr Edward sie liebte, wie gefährlich eine solche Liebe werden konnte, wenn sie kein natürliches Ventil fand, und dass sie die Ehe allmählich vergiften würde.
    „Tut mir leid“, fuhr Lewis zerknirscht fort. „So hätte ich nicht mit dir sprechen dürfen. Ich benehme mich fast noch schlimmer als Edward.“
    Plötzlich verspürte sie den Wunsch, ihm alles zu erklären. In knappen Worten schilderte sie ihr Leben, während Lewis im Zimmer umherwanderte. Die Gefühlsarmut jener Jahre in der Obhut ihrer Tante erwähnte sie ebenso wenig wie Kits Grausamkeit. „Ich suche keine Entschuldigung für mein Verhalten – aber hätte ich geahnt, was Edward wirklich empfand …“
    „Wie konntest du das wissen?“, unterbrach Lewis sie sanft. „Du warst noch ein Kind.“
    Sie lächelte wehmütig. „Wohl kaum, ich war siebzehn, alt genug, um …“
    „Ein Kind“, wiederholte er energisch und bezähmte nur mühsam seinen Zorn gegen Edward und dessen Vetter. „Und dieser Kit – Davids Vater – du liebst ihn immer noch.“
    Wie allen Liebenden in solchen Situationen gelang es ihm nicht,

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