Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
habe keine Wahl.“
    „Wenn du sie nicht liebst …“
    „Liebe? Was für ein Narr du bist! Du verbringst zu viel Zeit in deiner eigenen Gesellschaft“, fügte Kit spöttisch hinzu. „Ich brauche eine Frau wie Lillian, aber das hindert mich keineswegs daran, mein Vergnügen anderswo zu suchen.“
    „Du hast dich nicht verändert, Kit. Und du wirst dich nie um die Gefühle anderer Menschen kümmern.“
    „Während du dich zu viel um andere kümmerst. Deshalb sitzt du jetzt in diesem Rollstuhl. Hättest du dich nicht so verdammt heroisch verhalten, wärst du immer noch ein ganzer Mann – kein elender Krüppel. Du bist ein Dummkopf, Edward, und das wirst du immer bleiben. Übrigens, du erwartest doch nicht, dass du in Cottingdean wohnen kannst, wenn ich mit Lillian verheiratet bin? Wahrscheinlich werde ich das alte Gemäuer verkaufen. Lillian träumt von einem Apartment in London. Und ich glaube, wenn der Krieg vorbei ist, wird Haus Cottingdean ohnehin abbruchreif sein.
    Kit neigte schon immer zur Grausamkeit, dachte Edward. Schon als Junge genoss er es, andere zu quälen. Damals hat mich das nicht gestört … Plötzlich merkte er, wie müde und krank, hilflos und verletzlich er sich fühlte. Tränen ohnmächtigen Zorns verschleierten seinen Blick, und er wünschte sich wie so oft, er besäße die Kraft und den Mut, alldem ein Ende zu bereiten.

2. KAPITEL
    „Hast du ein Rendezvous?“
    Lizzie errötete, obwohl die Frage in freundlichem Ton gestellt wurde. Sobald sie die beiden Vettern allein gelassen hatte, war sie zum Schwesternwohnheim zurückgeradelt, um ihre spärliche Garderobe zu durchstöbern. Kit wollte, dass sie hübsch aussah. Aber natürlich fand sie nichts Passendes.
    Nun, wenigstens konnte sie ihre Zopfkrone auflösen und ihr Haar bürsten, bis es glänzte. Das leichte Unbehagen, das sie dabei empfand, spielte keine Rolle. Nur auf Kits Wünsche kam es an. Und um ihm zu gefallen, würde sie jedes erdenkliche Opfer bringen.
    Die Blicke der anderen Mädchen, die sie amüsiert beobachteten, stürzten sie in tödliche Verlegenheit. Stotternd gab sie zu, sie würde sich mit jemandem treffen.
    Eine der Kolleginnen schnitt eine Grimasse. „Du willst doch nicht in diesem Aufzug zu deiner Verabredung gehen?“
    Das Blut stieg noch heißer in Lizzies Wangen. Sie war es nicht gewohnt, sich anderen anzuvertrauen, Intimitäten mit ihnen auszutauschen. Tante Vi hatte ihr beigebracht, stets Abstand zu wahren. „Ich – ich habe nichts anderes.“ Es beschämte sie, das zuzugeben, und sie senkte den Kopf, damit das Haar wie ein Vorhang über ihr Gesicht fiel.
    „Ich könnte dir was leihen“, erbot sich ein Mädchen. „Wir haben ungefähr die gleiche Größe.“
    „Gib’s auf, Rosie!“, rief eine Kollegin. „Sie ist viel dünner als du.“
    „Unsinn!“, protestierte Rosie. „Wie wär’s mit dem Kleid, das ich letzte Woche von Meg bekommen habe? Wenn Lizzie einen Gürtel um die Taille bindet …“
    „Ja, das soll sie mal versuchen. Und ein bisschen Make-up braucht sie auch. Und anständige Schuhe. Was für eine Größe hast du, Schätzchen?“
    Verwirrt stand Lizzie da, während die anderen eifrig und gutmütig über sie diskutierten.
    „Gestern Abend hättest du dein Haar auf Lockenwickler drehen sollen“, meinte ein Mädchen.
    „Nur gut, dass du blond bist! Darauf fliegen die Männer. Was ist er denn? Ein Yankee?“
    „Nein, nein, er …“
    „Da ist das Kleid!“, verkündete Rosie. „Komm, Lizzie, probier’s mal an!“
    Plötzlich war Lizzie eine von ihnen, keine Außenseiterin mehr, aber sie zuckte zusammen, als die Mädchen über ihre praktische Unterwäsche lachten.
    „Schaut euch das an!“, stöhnte eine Kollegin, die ihr die Strickjacke, den Rock und die Bluse ausgezogen hatte und nun auf den voluminösen Baumwoll-BH zeigte, ein Erbstück wie Lizzies gesamte Garderobe.
    Normalerweise zog sich Lizzie unbeobachtet an und aus. Tante Vi hatte ihr stets das Gefühl gegeben, ein Körper wäre etwas, dessen man sich schämen müsste. Niemals betrachtete sie sich nackt im Spiegel. Nun errötete sie wieder, als eine ältere Hilfsschwester zynisch bemerkte: „Wer immer er auch sein mag – wenn er das sieht, wird er einen Schock erleiden. Hoffentlich ist er bei der Artillerie. Diese Jungs sind es gewöhnt, mit Panzern umzugehen.“
    Die anderen lachten, aber es klang wohlwollend, wie Lizzie dankbar feststellte.
    „Dieses Ding darfst du nicht tragen“, entschied Rosie und öffnete den

Weitere Kostenlose Bücher