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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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ihren ersten Schritt in eine gefährliche, unbekannte neue Welt getan.
    Edward wartete auf Lizzie und las, das Gesicht ernst und angespannt.
    „Tut mir leid, dass ich so spät komme“, entschuldigte sie sich. Irgendein Instinkt, der mit den Jahren der Reife gewachsen war, verschaffte ihr einen Einblick in die Gefühle anderer, und sie wünschte oft, diese Gabe nicht zu besitzen. Sie fand es zu schmerzlich, das Leid anderer zu spüren. Heute war sie besonders empfänglich für Edwards Qualen, wegen ihrer eigenen aufgewühlten Emotionen.
    „Ich dachte schon, Sie hätten sich’s anders überlegt. Sie sollten Ihre Freizeit nicht mit mir verbringen. Ein hübsches Mädchen wie Sie müsste sich stattdessen amüsieren.“
    Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen wurde sie von einem Mann als hübsch bezeichnet. Aber jetzt verspürte sie nichts von jenem heißen Glück, das der andere geweckt hatte – nur Edwards bittere Gewissheit, dass er zwar Mitleid in einer Frau erregen konnte, aber niemals Verlangen.
    Während sie den Rollstuhl in den Garten hinausschob, sah sie, wie der Patient das Gesicht der Sonne entgegenhob. Seine Haut wirkte fahl, die Knochen schienen zu schrumpfen unter dem dünnen Fleisch. Während seines Klinikaufenthaltes hatte er stetig abgenommen. Tiefes Mitgefühl erfasste Lizzie, als sie Edward wieder mit ihm verglich.
    Der Rhododendron wuchs auf einer Böschung außerhalb des sorgsam gepflegten Parks, gepflanzt von einem ehemaligen Hausbesitzer, der vor dem Boxeraufstand häufig nach China gereist war. Der leidenschaftliche Botaniker hatte in der Wildnis verschiedene Pflanzenarten gesammelt und ihnen hier eine neue Heimat geschaffen.
    Inzwischen hatte ein Großteil des Blumenschmucks den Gemüsebeeten weichen müssen, aber der Rhododendron durfte weiterhin gedeihen. Bei Edwards letztem Besuch in diesem Teil des Gartens hatte Lizzie schwaches Interesse in seinen Augen gelesen und sich vorgenommen, es noch einmal zu entfachen.
    Während sie den Rollstuhl den überwucherten Weg entlangschob, geriet sie ein wenig außer Atem, aber ihre Mühe wurde belohnt. Sie bog um eine Ecke, dann hielt sie an, damit Edward die Blütenpracht genießen konnte. Sie hörte, wie er nach Luft schnappte, kniete rasch nieder, um in sein Gesicht zu schauen, und sah Tränen über seine Wangen rollen. „Wie schön“, sagte er leise. „Wie in Cottingdean … Meine Großmutter liebte ihren Garten.“
    „Wer lebt jetzt in diesem Haus?“, fragte sie, nicht aus echter Neugier, sondern weil sie spürte, dass er über sein einstiges Heim sprechen wollte.
    „Niemand. Am Anfang des Kriegs wurde es requiriert, aber nun steht es leer. Es liegt zu abgeschieden, um von Nutzen zu sein – am Rand eines winzigen Dorfs in den Wiltshire Hills. Ich glaube, es gehört jetzt meinem Vetter. Sein Vater war der ältere Sohn, meiner der jüngere. Ich träume manchmal, ich wäre wieder dort …“ Sein Gesicht verzog sich zu einem bitteren Lächeln. „Aber ich – ein hilfloser Krüppel – könnte dort nicht mehr durch den Garten laufen wie in meinerKindheit …“
    Lizzie biss sich auf die Unterlippe. War es richtig gewesen, ihn hierher zu bringen und Erinnerungen wachzurufen?
    Schweigend drehte sie den Rollstuhl herum. Wie sie aus Erfahrung wusste, war es am besten, ihn einfach reden zu lassen, wenn ihn diese schmerzliche Verzweiflung überkam. Es war so, als flösse Gift aus einer Wunde. Aber Edwards unsichtbare Wunde konnte niemals völlig gereinigt werden und heilen.
    Auf halbem Weg zur Klinik sah sie den Mann, der ihnen entgegenkam, und erkannte ihn sofort. Ein freudiger Schreck durchfuhr ihre Glieder. Die Sonne beleuchtete ihn von hinten und verlieh dem dunklen Haar einen goldenen Schimmer. Mit langen, kraftvollen Schritten näherte er sich, in einer unbewusst stolzen Haltung, die erneut ihr Mitleid mit Edward erregte. Sie sah, wie er die Armstützen des Rollstuhls fester umfasste.
    In ihrem Glück über das unverhoffte Wiedersehen fragte sie sich nicht, was der geliebte Mann hier machte. Wie gern wäre sie zu ihm gerannt, um sich in seine Arme zu werfen, seine Lippen auf ihren zu spüren, das ganze Ausmaß wilder Leidenschaft kennenzulernen.
    Aber er wandte sich nicht an sie, schien gar keine Notiz von ihr zu nehmen und sagte in beiläufigem Ton zu Edward: „Ah, da bist du ja, alter Junge. Eine Schwester erklärte mir, ich würde dich irgendwo im Garten finden.“
    „Christopher …“
    Er hieß also Christopher. Irgendwie passte der

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