Schattenjahre (German Edition)
„So wundervoll … Ich kann mich einfach nicht beherrschen …“
Kit war kein Dummkopf. So willig ihm die Frauen auch entgegenkamen – alle liebten es, wenn man ein großes Getue um sie machte. Und diese hier war eher nervös als willig. Er spürte ihr Zittern, als er sie in die Arme nahm, und seine Erregung wuchs, weil er wusste, dass er der Erste sein würde, der sie berührte oder auch nur küsste. Ihr Mund verriet ihre Unerfahrenheit.
„Du bist noch nie geküsst worden, nicht wahr?“ Er presste seinen Körper an ihren, schwelgte in der Macht, die er auf sie ausübte, in ihrer Naivität und Leichtgläubigkeit. Dann legte er eine Hand auf ihr Herz, fühlte die heftigen Schläge. Seine Fingerspitzen streiften die untere Wölbung einer Brust, und da begann auch er zu beben. Seine Zunge glitt über die glänzenden roten Lippen, und Lizzie erschauerte bei dieser intimen Liebkosung.
Seine Nähe ließ sie schwindeln. Sie hatte es sofort gewusst, schon beim ersten Blick in seine Augen – ohne Worte, ohne Erklärungen –, hatte es einfach gewusst. Jetzt biss er in ihre Lippen – fast etwas zu grob. Aber sie dachte, das geschähe nur, weil er ebenso wie sie von Liebe überwältigt wurde. Sie spürte, wie seine Zunge ihren geschlossenen Mund bedrängte, und öffnete ihn gehorsam.
Die anderen Mädchen sprachen oft über diese Art von Küssen, aber sie hätte nie gedacht, dass sie so etwas selbst erleben würde, ohne Ekel zu empfinden. Aber jetzt, wo Kits Zunge ihren Munderforschte, mit langsamen, betörenden Bewegungen, jagten köstliche heiße Wellen durch ihren Körper.
„Hier kann ich dich nicht lieben“, flüsterte er heiser. „O Gott, du bist Dynamit – weißt du das? Wir beide werden so glücklich miteinander sein.“
Lizzie entnahm dieser Prophezeiung ein Versprechen für die Zukunft, ein Liebesgeständnis.
Zynisch beobachtete er die Wirkung seiner Worte, genoss die Verletzlichkeit des Mädchens und seine eigene Anziehungskraft. Nur flüchtig wünschte er, mehr Zeit mit Lizzie verbringen zu können, sie ins Reich der sexuellen Liebe einzuführen. Seine Begierde wurde fast unerträglich, und er staunte selbst über sein intensives Verlangen nach dieser naiven Kleinen. „Komm, wir fahren irgendwohin, wo wir ungestört sind.“ Er hob sie hoch und trug sie zum Auto.
An seinen Körper geschmiegt, spürte sie die heiße Härte seiner Erregung, und die Erkenntnis, dass sie diesen Zustand herbeigeführt hatte, berauschte ihre Sinne. Aus den Gesprächen der Kolleginnen wusste sie, was diese Härte bedeutete. Aber bis jetzt hatte sie nicht gewusst, wie wundervoll es sein konnte, eine solche Wirkung auf den geliebten Mann auszuüben, sich nach der Vereinigung zu sehnen! Und wie wäre es, den harten Lustbeweis mit ihrem weichen Fleisch aufzunehmen, die wilde, schmerzhafte Freude zu verlängern?
Während er sie in den Wagen hob, glitten seine Hände – zufällig oder absichtlich – über ihre Brüste. „Wohin können wir gehen? Du kennst diese Gegend besser als ich. Natürlich würde ich dich gern in mein Quartier mitnehmen, aber die Pensionswirtin …“
Er wollte mit ihr sein Zimmer aufsuchen? Dazu war sie noch nicht bereit. Das erinnerte sie zu sehr an die Intimitäten der anderen Mädchen, die ihr stets schmutzig erschienen waren. Bei ihr musste es anders sein. Natürlich war es anders, weil sie Kit liebte, weil er ihre Liebe erwiderte. Und nach dem Krieg … Sie holte tief Atem, und der Gedanke an eine wunderbare Zukunft ließ ihr Herz höherschlagen. Doch in die Freude mischte sich die kalte Angst jeder Frau, deren Liebster sein Leben riskierte, um das Vaterland zu verteidigen. Wenn Kit im Kampf fiel – wenn alles, was ihnen vergönnt war, hier und jetzt geschehen musste? Wenn es keine gemeinsame Zukunft gab, nur diese wenigen kostbaren Stunden? Diesen Gedanken ertrug sie nicht. „Ich kenne einen Ort“, wisperte sie, „auf dem Gelände des Krankenhauses. Da kommt nie jemand hin. Aber wir müssen zu Fuß gehen.“
Sie sprach von einem vernachlässigten Sommerhäuschen auf einer Lichtung, umgeben von hohen Büschen. Dornengestrüpp überwucherte den Weg dorthin. Durch einen Zufall hatte sie die Hütte entdeckt, und sie verkroch sich oft darin, wenn sie allein sein wollte. Halb und halb hatte sie erwogen, Edward hinzubringen, der die Schönheit dieses Plätzchens ebenso genießen würde wie sie, den Anblick der ersten Primeln am Ufer eines kleinen Teichs. Aber es wäre zu schwierig gewesen, den
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