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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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gerade die Osterferien in Haus Cottingdean. Seine Mutter hatte ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt, und er freute sich sehr auf sein Brüderchen oder Schwesterchen.
    Diesmal hätte Liz sich viele hübsche Sachen für das Baby leisten können, aber sie kaufte betont sparsam ein. Nach dem Besuch des Friedensrichters und seiner Frau wurde die Schwangerschaft öfter erwähnt. In den Anfangsmonaten hatte sich Edward merklich von ihr zurückgezogen. Nun wurde er etwas zugänglicher, aber sie erkannte instinktiv, dass er dieses Kind niemals so lieben würde wie David. Deshalb durfte auch sie ihm keine größere Liebe zeigen als ihrem Sohn. Eifersüchtig würde Edward aufpassen, ob sie das Baby vielleicht bevorzugte.
    Immer wieder strich sie über ihren Bauch. Die Geburt sollte erst Ende Juli erfolgen. Aber sie fühlte sich schon jetzt so umfangreich, als wäre sie hochschwanger. Liz erinnerte sich: Während sie David erwartet hatte, war sie in diesem Stadium nicht so dick gewesen.
    In den frühen Morgenstunden des 30. Juli begannen die Wehen. Auf Ian Holmes’ Rat hin hatte Liz beschlossen, das Baby daheim zu gebären. Als die Abstände zwischen den schmerzhaften Krämpfen immer kürzer wurden, rief sie ihn an, und er verständigte die Dorfhebamme.
    Wenige Minuten später trafen die beiden ein und stellten fest, dass die Entbindung unmittelbar bevorstand. Die Hebamme kicherte. „So ist das immer bei den zweiten Kindern. Die haben’s besonders eilig, weil sie den Vorsprung ihrer älteren Geschwister verkürzen wollen.“
    Während die Frau munter schwatzte, gab sie Liz zwischendurch Anweisungen, die gehorsam befolgt wurden.
    Ihre Heiterkeit und ihre Erfahrungen haben sicher schon so manche nervöse Erstgebärende beruhigt, dachte Liz.
    „Pressen Sie, Mrs Danvers … Ja, so ist’s gut – noch ein bisschen … Ah, da ist die Kleine, ein wunderschönes Mädchen. Was für ein prachtvolles Haar!“ Strahlend trocknete die Hebamme das Neugeborene ab und reichte es der Mutter, während es seinen ersten wütenden Schrei ausstieß.
    Liz lächelte ihre Tochter an, und da spürte sie plötzlich einen stechenden Schmerz im Bauch. Ihre Muskeln spannten sich so heftig an, dass das Baby in ihrem Arm gellend brüllte. Erschrocken wandte sich die Hebamme zu ihr. „Was … Oh, du meine Güte, ich glaube …“ Rasch nahm sie ihr den Säugling weg, legte ihn in das vorbereitete Bettchen und drängte: „Pressen Sie, Mrs Danvers, ich denke, da kommt noch eins.“
    „Noch eins?“ Liz starrte sie entgeistert an, dann schnappte sie nach Luft, von einer neuen Schmerzwelle überrollt.
    „Welch ein Glück Sie doch haben!“, jubelte die Frau. „Zwillinge! Ein Junge und ein Mädchen! Das Kerlchen ist zwar winzig, aber das macht nichts. Jungs sind oft bei der Geburt viel kleiner als Mädchen. Eigentlich dürften wir nicht überrascht sein, wo Sie doch so einen großen Bauch hatten. Aber Ihr Mann wird staunen, was? Ich mache Sie rasch ein bisschen sauber, dann hole ich ihn …“
    „Nein!“, protestierte Liz instinktiv. Vorerst wollte sie mit ihren Babys allein sein und sich wenigstens in Gedanken mit dem richtigen Vater verbunden fühlen. Zwei Kinder, zwei ganz besondere Geschenke … Sie betrachtete die kleinen Geschwister, und ihr Herz schien zu schmelzen vor Liebe. Als sie ihre Tochter ein zweites Mal musterte, stockte ihr Atem, denn sie erkannte deutlich Lewis’ Züge. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie drückte die beiden überwältigt an sich. „Meine zwei süßen Lieblinge …“, wisperte sie.
    Edward bestand darauf, eine Geburtsanzeige in die Times zu setzen, obwohl Liz das lieber verhindert hätte.
    Sie hatten vereinbart, die Zwillinge Nicholas und Sage zu nennen. Allerdings hatte sich Edward zunächst ein wenig gegen diesen ungewöhnlichen Namen für seine Tochter gesträubt. Aber Liz ließ sich nicht umstimmen.
    Lewis hatte einmal flüchtig erwähnt, seine Großmutter habe Sage geheißen. Und wenn Liz sich auch sagte, ihr Wunsch sei lächerlich, sentimental und gefährlich – sie musste wenigstens einem ihrer Babys etwas vom Vater mit auf den Weg geben. Sie versprach Edward, keines der beiden Kinder würde jemals die Wahrheit über seine Herkunft erfahren – ebenso wie sie gelobt hatte, Lewis nie wiederzusehen. Trotz seines ursprünglichen Entschlusses, dieses Thema nicht anzuschneiden, hatte ihr Mann eines Tages doch nach dem Namen des Liebhabers gefragt und eine wahrheitsgemäße Antwort erhalten. Seither wurde

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