Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Liz – in den Armen eines anderen. In ihrem Leib wuchs das Kind eines anderen … Wilde Eifersucht zerrte an Edwards Herzen, an seiner Seele. Für einen dunklen Augenblick wünschte er, Ian hätte ihm dies alles verschwiegen, und die Abtreibung würde erfolgen. Besser, Liz zu verlieren, als … Nein! Beinahe hätte er das Wort hinausgeschrien. Sie zu verlieren, auf solche Weise … Und durfte er ihr überhaupt Vorwürfe machen? Sie war eine junge, schöne Frau, die ihm so viel gegeben und sein ganzes Leben verändert hatte. Und er hätte sie beinahe umgebracht. Er dachte an ihren ersten Besuch im Krankenhaus, wie er sie angefleht hatte, ihn nicht zu verlassen, ihn nach Hause zu holen. Und er erinnerte sich an die Verzweiflung in ihren Augen. An jenem Tag war sie zu ihm gekommen, um ihm zu sagen, sie wolle sich von ihm trennen. So viel hatte sie für ihn geopfert. Konnte er ihr da nicht seinen Stolz opfern?
    War er nicht menschlich genug, um ihr diesen kleinen Fehltritt zu verzeihen? Und wenn er es nicht tat, wie sah die Alternative aus? Er versuchte sich ein Leben ohne Liz vorzustellen, und sofort schienen sich schwarze Schatten auf seine Welt herabzusenken. Und trotzdem – sie hatte ihn mit einem anderen betrogen. Sein männlicher Stolz, so schwer geprüft im Lauf der Jahre, war erneut verletzt worden, und das brachte ihn in helle Wut.
    „Ich gehe jetzt, damit du in Ruhe nachdenken kannst“, sagte Ian Holmes und stand auf. Inständig hoffte er, richtig gehandelt zu haben. Er kannte Liz gut genug, um zu wissen, dass sie ihm die Schwangerschaft niemals gestanden hätte, wäre sie nicht in einem schwachen Moment überrumpelt worden. Und der Vater des Babys bedeutete ihr sicher noch viel mehr, als siezugeben mochte.
    Edward durfte sich glücklich schätzen. Wie viele andere Frauen hätten in dieser Situation ihre eigenen Bedürfnisse vor seine gestellt? Wegen des Hauses oder anderer materieller Vorteile hielt Liz gewiss nicht an ihrer Ehe fest, nur aus Pflichtbewusstsein. Nur zu gut verstand Ian, wie wichtig es für sie wäre, dieses Kind zu gebären. Würde Edward sich großzügig zeigen und es ihr gestatten? Immerhin war auch David nicht sein leiblicher Sohn, und alle Welt konnte sehen, wie er den Jungen vergötterte.
    Als der Doktor die Bibliothek verlassen wollte, rief Edward ihm leise nach: „Wenn Liz das Kind behält – dann darf niemand erfahren, dass meine Frau mir Hörner aufgesetzt hat.“
    Auch über dieses Problem hatte Ian nachgedacht. „Es gibt neue Methoden, einer Frau zur Empfängnis zu verhelfen, wenn aus diesem oder jenem Grund kein Geschlechtsakt stattfinden kann.“ In knappen Worten beschrieb er die wissenschaftlichen Fortschritte, die man auf dem Gebiet der künstlichen Befruchtung erzielt hatte. „Wir könnten behaupten, Liz hätte gemeinsam mit dir beschlossen, noch ein Kind zu bekommen, und diese neue Möglichkeit genutzt.“
    „Ich müsste ganz sicher sein, dass sie diesen Mann aufgegeben hat“, murmelte Edward.
    „Die Tatsache, dass sie immer noch hier ist, sollte eigentlich genügen. Und falls du an ihrem Charakter zweifelst – Liz ist keine Frau, die sich auf billige, schmutzige Affären einlässt oder sich leichtfertig einem Mann hingibt.“ Nun glaubte Ian, er hätte genug gesagt, und verabschiedete sich von Edward.
    Allmählich werde ich alt, dachte er auf der Heimfahrt und seufzte müde. Die Kümmernisse meiner Patienten bedrücken mich immer stärker …
    Edward war ein schwieriger Mensch, und der Arzt bewunderte Liz, die so viel für ihren Mann tat. Halb und halb drängte es Ian, ihr zu raten, sie solle sich nicht mehr für einen Invaliden aufopfern und lieber der Stimme ihres Herzens folgen. Aber ohne sie würde Edward nur ein paar Monate überleben, auch mit Chivers’ Hilfe. Für ein erstklassiges Sanatorium würde ihm das Geld fehlen. Wenn Liz die Fabriken nicht mehr leitete, würden sie viel weniger abwerfen.
    Natürlich war Ian nicht allmächtig und konnte das Leben seiner Mitmenschen nicht lenken. Aber falls es irgendwo einen Gott gab, wollte er um Beistand beten, damit es ihm gelang, auf Edward einzuwirken. Er würde ihn bitten, seinen Stolz zu ignorieren, nicht an den Ehebruch zu denken, sondern nur an die Güte und Liebe, die Liz ihm in all den Jahren geschenkt hatte – und die sie ihm weiterhin zu schenken gedachte, auf Kosten ihres eigenen Glücks, ihrer Selbstverwirklichung.
    Pflicht – ein altmodisches Wort in dieser egoistischen modernen Welt … Aber Liz

Weitere Kostenlose Bücher