Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
ein.
    Sage kauerte in einem Sessel, das Kinn in die Hand gestützt. Sie hatte geweint, und er entdeckte seltsam rührende Mascaraspuren auf ihren Wangen. Wie ein Kind sieht sie aus, dachteer. Aber sie war kein Kind, und ihr Anblick krampfte ihm das Herz zusammen, erfüllte seinen Körper mit unwillkommener Schwäche.
    Der Raum lag halb im Schatten, nur von Kaminfeuer und einer Schreibtischlampe erleuchtet. Daniel ging zu Sage, und da bemerkte er die Fotos in ihrem Schoß. Ein paar waren zu Boden gefallen. Automatisch hob er sie auf und hielt den Atem an, als ihn Scotts jungenhaftes Gesicht angrinste.
    Zorn und Schmerz stiegen in ihm auf, und er musste den Impuls bekämpfen, die Bilder in die Flammen zu schleudern. Würde es niemals aufhören? Würde sie diesen Mann nie vergessen, immer nur in der Vergangenheit leben, nicht in der Gegenwart und Zukunft? Brennende Eifersucht auf Scott und auf Sages Liebe erfasste ihn, und er wehrte sich erneut gegen die Versuchung, wenigstens die Fotos des Rivalen zu vernichten.
    Er beugte sich über Sage, und da hob sie den Kopf, öffnete langsam die Augen. Sekundenlang starrte sie ihn an, ohne zu verbergen, was sie empfand, und er wollte sie in die Arme nehmen.
    Doch nun veränderte sich ihre Miene, wurde abweisend, verschlossen und feindselig. Sie schwang die Beine über die Sesselkante und wollte aufspringen, aber Daniel stand ihr im Weg. „Was machst du hier?“, fragte sie erbost. „Wer hat dich reingelassen?“
    „Ich bin gekommen, um die Galgenfrist einzuhalten, die du mir gewährt hast“, erwiderte er frostig. „Erinnerst du dich? Oder warst du zu sehr damit beschäftigt, in Selbstmitleid und in der Vergangenheit zu schwelgen? Mein Gott, Sage, was ist los mit dir? Du bist eine erwachsene Frau, kein alberner Teenager.“
    Immer noch schlaftrunken und erschöpft von dem Ansturm ihrer Gefühle, brauchte sie eine Weile, um zu begreifen, was er meinte. Er hatte die Fotos aufgehoben, und nun warf er sie angewidert auf den Schreibtisch. Impulsiv legte sie eine Hand auf seinen Arm. „Du verstehst nicht, Daniel … Scott ist …“
    „Oh, ich verstehe es sehr gut“, unterbrach er sie. Bitter fügte er hinzu: „Es gab mal eine Zeit, da dachte ich, wir beide hätten eine Zukunft – du würdest zur Vernunft kommen und merken …Du willst mich, und verdammt noch mal – ich will dich! Und eins schwöre ich dir – in meinem Bett hättest du viel mehr Spaß gehabt als bei irgendeinem anderen Mann …“ Er begegnete ihrem Blick, verstummte abrupt und verfluchte sich selbst. Unglücklicherweise hatte er es völlig falsch angefangen, er kannte Sage gut genug, um zu wissen, wie sie solche Äußerungen aufnehmen würde. Und das konnte er ihr auch gar nicht verübeln.
    Aber er war so wütend und verletzt gewesen, weil sie nach all den Jahren immer noch um Scott weinte. Das traf mitten in Daniels Herz. Niemals würde er es ertragen, sich ständig fragen zu müssen, wie oft sie an Scott dachte, ob sie Sehnsucht nach ihm hatte. Würde sie doch bloß zugeben, dass die Gefühle zwischen ihr und ihm selbst viel stärker waren als alles, was sie jemals für Scott McLaren empfunden hatte … Aber das würde sie nicht einmal sich selbst eingestehen. Und wenn er sie dazu zwänge, würde er seine Selbstachtung verlieren.
    Verwundert starrte Sage ihn an. Er war eifersüchtig – eifersüchtig auf Scott. Diese Erkenntnis hätte sie beinahe veranlasst, ihm um den Hals zu fallen. Doch sie beherrschte sich und wiederholte: „Du verstehst nicht, Daniel …“
    Auch diesmal fiel er ihr ins Wort. „Natürlich versteh ich’s. Und wenn ich heute Abend hierherkam – voller Hoffnung … Ach, was soll’s? Ich möchte dich nur über den Erfolg der Bürgerinitiative informieren. Dein kostbares Dorf ist gerettet. Man hat eine andere Route für die Straße geplant.“
    Sie blinzelte ungläubig. „Was? Unmöglich! In diesem Stadium …“
    „Die neue Route ist schon seit einiger Zeit auf der Karte eingezeichnet“, verkündete er brüsk.
    „Aber du warst so drauf versessen, mich zu besiegen, mir eins auszuwischen, dass dir diese Kleinigkeit entgangen ist. Gewisse Dinge sollte man nicht so persönlich nehmen.“
    „Daniel, ich …“ Sie wollte ihm so vieles erklären, so vieles mit ihm teilen.
    Die Worte lagen ihr auf der Zunge. Sie brauchte nur eine kleine Geste der Ermutigung von Daniel, um ihm alles zu erzählen. Aber er kehrte ihr den Rücken und sagte grimmig: „Also, dann gehe ich jetzt. Verzeih

Weitere Kostenlose Bücher