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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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die Störung, ich habe einen ungünstigen Moment erwischt – wo du doch gerade so tief in deinem Selbstmitleid versunken bist … Schade, dass Scott so weit weg ist und das nicht miterleben kann! Leb wohl, Sage.“
    Seine energischen Schritte verrieten, was ihr Herz nicht wahrhaben mochte – das war einendgültiger Abschied, eine zweite Chance würde sie nicht bekommen. Aber ehe sie ihn zurückhalten konnte, trat Faye in die Bibliothek. „Alles ist arrangiert, Sage. Die Operation wurde um vierundzwanzig Stunden verschoben.“
    Inzwischen hatte Daniel die Halle erreicht. Nur noch wenige Sekunden – dann würde er für immer aus ihrem Leben verschwinden. Sie versuchte ihm zu folgen, aber ihre Füße waren plötzlich bleischwer, ließen sich kaum bewegen. Und während sie hinter ihm her taumelte, hörte sie die Haustür ins Schloss fallen.
    Als Sage sie wieder aufriss, fuhr das Auto bereits die Zufahrt hinab. Faye war ihr nachgeeilt und schaute erschrocken in ihr bleiches Gesicht. „Was ist denn los?“
    „Alles okay“, log Sage tonlos.

26. KAPITEL
    „Ich kann es immer noch nicht glauben, Scott. All die Jahre wusstest du Bescheid. Und du hast nie …“
    „Ich konnte es dir nicht sagen“, unterbrach er Sage. „Weil ich Dad versprochen hatte, Stillschweigen zu bewahren. Außerdem dachte ich, deine Mutter – unsere Mutter hätte dich mittlerweile eingeweiht und du wolltest keine Verbindung mit mir aufnehmen. Als Dad mir dann von deinem Anruf erzählte …“
    „Mein Bruder“, flüsterte sie. „Mein Zwillingsbruder. Deshalb fühlte ich mich dir immer so eng verbunden.“
    „Mir ging es genauso“, versicherte Scott. „Vielleicht war’s für mich etwas einfacher, weil ich die Wahrheit kannte – andererseits aber auch schwieriger, denn ich sehnte mich nach dir und wollte so viel mit dir teilen.“
    „Und nun hast du zwei Söhne – meine Neffen!“ Diese verwandtschaftliche Beziehung wurde ihr erst jetzt bewusst, und sie lachte, obwohl sie den Tränen näher war.
    Sie saßen alle im Wohnzimmer von Haus Cottingdean. Am Vorabend war Scott mit seinem Vater angekommen, und Lewis hatte sofort das Kommando übernommen – auf eine Art und Weise, die in Sage Verständnis für die Liebe ihrer Mutter weckte. Er wirkte so vital, so stark. Welch ein Unterschied zu Edward, der ständig Hilfe und Fürsorge gebraucht hatte …
    Wie schmerzlich musste es für Liz gewesen sein, Lewis zu lieben und zu wissen, dass sie ihren Mann nicht verlassen durfte! Sage nahm sich vor, noch rasch das letzte Tagebuch zu lesen, ehe sie zur Klinik fuhr. Um auch wirklich alles zu begreifen.
    Alaric Ferguson hatte betont, es sei sinnlos, wenn sie während der Operation im Krankenhaus warteten. Aber Lewis ignorierte den Rat des Arztes. Sein Entschluss, während dieser schweren Stunden in Liz’ Nähe zu bleiben, stand fest. Sage sah die Angst in seinen Augen und brachte es nicht übers Herz, ihm in einer so kritischen Phase die Gesellschaft der ganzen Familie zuzumuten. Sicher wollte er mit ihrer Mutter allein sein.
    Vater und Tochter … Beide wagten sich nur zögernd aneinander heran, beide dachten an die Vergangenheit.
    Drei Stunden vor dem Operationstermin brach Lewis nach London auf. Sage schaute ihm mit gemischten Gefühlen nach. Langsam krochen die Stunden dahin, und sie suchte Trost bei Scott, der sich zu ihr setzte und einen Arm um ihre Schultern legte. Bei ihm war sie völlig unbefangen. Es überraschte sie selbst, wie leicht es ihr fiel, die Geschwisterbeziehung zu akzeptieren. Es kam ihr so vor, als wäre ein Teil von ihr zurückgekehrt. Dieser Gedanke führte ihr umso deutlicher vor Augen, was für andersartige Emotionen Daniel in ihr erregte.
    Früher hatte sie ihn begehrt, wahrscheinlich sogar geliebt, war aber – im Bann ihrer intensiven Gefühle für Scott – unfähig gewesen, das zu erkennen. Das erzählte sie nun ihrem Bruder und lachte über seine Verblüffung.
    „Du liebst Daniel Cavanagh! Wir schreiben uns immer noch zu Weihnachten. Ein netter Bursche – aber ihr beide …“
    „Er liebt mich nicht“, erklärte sie wehmütig. „Andererseits …“
    „Was?“
    „Andererseits will er mich haben“, gestand sie herausfordernd und beobachtete amüsiert, wie Scott entrüstet die Stirn runzelte.
    „Er ist zwar mein Freund, aber wenn er glaubt, ich lasse ihn nur so zum Spaß mit meiner Schwester schlafen …“
    Jetzt brach sie in schallendes Gelächter aus. „Ich bin eine erwachsene Frau, Scott, kein Kind mehr.

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