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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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sinnlos, sich über etwas zu ärgern, das der Vergangenheit angehörte und ohnehin nicht geändert werden konnte. Vielleicht war der Entschluss von Scotts Familie sogar richtig gewesen. Hätte sie früher, im Zustand mangelnder Reife, die Tatsachen erfahren, wäre sie sicher unfähig gewesen, die von ihrer Mutter gebrachten Opfer zu würdigen. Wahrscheinlich hätte sie sich gegen Liz gewandt, in ihrer unvernünftigen besitzergreifenden Art von den beiden eine emotionale Unterstützung verlangt, zu der sie nicht imstande gewesen wären. Mit idealistischen, irrealen Forderungen hätte sie womöglich die verwandtschaftliche Beziehung endgültig zerstört – und sich selbst dazu.
    Vor Jahren hatte sie Daniel beschuldigt, ihre Trennung von Scott würde ihn mit Schadenfreudeerfüllen. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen – und nach ihrer damaligen Meinung grausam –, hatte er erklärt, sie sei emotional völlig unreif und würde von Scott erwarten, alles während der Kindheit vermeintlich an ihr begangene Unrecht wiedergutzumachen. Der arme Scott müsse zu viele Rollen in ihrem Leben spielen. In Wirklichkeit verstecke sie sich nur hinter ihrem dringenden Bedürfnis, mit sich selbst ins Reine zu kommen, sich zu mögen und zu akzeptieren.
    Damals war sie entrüstet gewesen. Jetzt gab sie Daniel recht.
    Wehmütig lächelte sie vor sich hin. Hätte ihr früher jemand prophezeit, sie würde sich einmal – in trauter Zweisamkeit mit Scott – so verzweifelt nach Daniel sehnen, sie hätte es nicht geglaubt. Wie wenig sie sich selbst und andere gekannt hatte …
    Nun lebte sie in Frieden mit sich selbst, in einem Ausmaß, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Für ihre Mutter empfand sie Mitleid, Liebe und Achtung. Ihrer Gefühle für den Vater war sie sich noch nicht sicher. Er hatte Liz’ Behauptung geglaubt, sie würde ihn nicht lieben, und sie dadurch verletzt. Andererseits wusste Sage, wie furchtbar er gelitten hatte. Und es stand ihr nicht zu, seine Handlungsweise zu beurteilen, seine Fehler zu verdammen. Sie hatte ihn bei der Lektüre des letzten Tagebuchs beobachtet und ihm die unwandelbare Liebe zu ihrer Mutter deutlich angesehen.
    Ja, sie war mit sich selbst im Reinen, aber sie vermisste Daniel. Nicht nur körperlich – sie liebte ihn, sehnte sich verzweifelt nach seiner Nähe.
    Erst jetzt begriff sie, was diese Art von Liebe bedeutete. Hätte sie anstelle ihrer Mutter die Kraft besessen, ein so großes Opfer zu bringen? Wohl kaum.
    „Stimmt etwas nicht, Sage?“, fragte Scott.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte nur an Mutter. Ihre Charakterstärke ist bewundernswert.
    Sie liebte unseren Vater über alles und liebt ihn sicher immer noch, aber weil Edward sie brauchte …“
    „Ich weiß. Auch ich habe die Tagebücher gelesen, erinnerst du dich?“
    „Natürlich. Was glaubst du, wann wir angerufen werden? Inzwischen müsste die Operation vorbei sein.“
    „Noch nicht, der Arzt meinte, es würde etwa sechs Stunden dauern. Also noch eine Stunde. Ich bin froh, dass du die Wahrheit herausgefunden hast, bevor …“
    „Bevor es vielleicht zu spät gewesen wäre“, vollendete sie tonlos den Satz. „O Gott, denkst du, sie wird sterben? Das könnte ich nicht ertragen. Nicht jetzt … Ich will ihr so viel sagen, so viel fragen …“
    „Wenn Dad dir eine Gelegenheit dazu gibt. Die beiden müssen eine ganze Menge nachholen.“
    Das Telefon läutete, während sie alle im Speisezimmer saßen und so taten, als würden sie die Mahlzeit essen, die Jenny ihnen aufgezwungen hatte. Faye erreichte den Apparat vor den anderen und riss den Hörer von der Gabel. Angespannt lauschte sie, dann verkündete sie: „Es ist vorbei. Liz hat die Operation gut überstanden und liegt jetzt auf der Intensivstation. Wir dürfen sie alle besuchen. Alaric betonte allerdings, sie sei noch ziemlich groggy von der Narkose. Vielleicht wird sie uns gar nicht erkennen.“
    Scott chauffierte sie alle im Porsche zur Klinik, denn Sage hatte gestanden, sie könne sich jetzt nicht aufs Fahren konzentrieren. „Obwohl wir alle wissen, was passiert ist, als du mich das letzte Mal herumkutschiert hast …“
    Mit einem Lächeln gab er ihr zu verstehen, diese Dummheit habe er ihr längst verziehen.
    Sie kamen an einem Zeitungskiosk vorbei, und eine Schlagzeile sprang Sage ins Auge.
    „Aufsichtsratsvorsitzender von Cavanagh Construction tritt inmitten eines Konflikts um Straßenbau zurück.“ Hastig bat sie Scott anzuhalten, stieg aus und

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