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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Barriere bildeten, sah sie die Mutter nicht mehr, konnte nicht mehr zu ihr eilen, konnte sich überhaupt nicht mehr rühren, als würden sie von unsichtbaren Banden gefesselt.
    Zitternd und schweißüberströmt erwachte sie. Nach einiger Zeit wurde ihr bewusst, dass ihr der Geliebte in den Träumen früherer Jahre niemals entgegengegangen war. Aber die Mutter hatte es getan. Das erschien ihr so, als würde sie plötzlich in der Fremde mit einem bekannten Gesicht konfrontiert. Schaudernd registrierte sie eine Wahrheit, von der sie nichts wissen wollte. Noch nicht.
    Sie setzte sich im Bett auf und zog die warme Steppdecke um ihre fröstelnden Schultern. Vor wenigen Stunden habe ich von der ersten Liebe meiner Mutter gelesen, dachte sie. Von der Beziehung zu Kit, der sie niemals wirklich liebte, obwohl sie es in ihrer Naivität glaubte. Führt mir das vor Augen, dass auch ich den Fehler beging, einen Mann zu lieben, der unfähig war, diese Gefühle zu erwidern?
    Energisch protestierte sie gegen ihre eigenen Gedanken. Diese beiden Fälle ließen sich nicht miteinander vergleichen.
    Ihre Mutter war kaltschnäuzig verführt worden, von einem Mann, in dem sie nur vorübergehende Begierde geweckt hatte.
    Aber Sage und Scott waren in inniger Liebe verbunden gewesen. Eine körperliche Vereinigung hatte nie stattgefunden, weil … Sie biss sich auf die Unterlippe – eine kindische Angewohnheit, die sie eigentlich längst abgelegt hatte.
    Grausam war sie von Scott getrennt worden. Warum? Weil die Mutter sich eingebildet hatte, ihren Erfolgen ein gesellschaftliches Glanzlicht aufsetzen und die Tochter mit dem einzigen Sohn eines Peers verheiraten zu müssen. Sicher, es war ein verarmter Peer, aber er trug immer nochseinen Adelstitel. Und Liz strebte diese Heirat nur an, um mit „meine Tochter, Lady Hetherby“ prahlen zu können. Wütend und verbittert warf Sage ihr das vor, schoss ihre scharfen Worte wie Giftpfeile ab, doch die Mutter blieb wie immer gefasst. „Jonathan wäre ein wunderbarer Ehemann, und sein Charakter würde einen Ausgleich zu deinem schaffen …“
    „Gar nicht zu reden vom Titel seines Vaters, der so gut zu deinem Geld passen würde.“
    „Vorerst bist du ohnehin noch zu jung, um eine Ehe einzugehen.“
    „Nach deiner Ansicht – nach dem Gesetz nicht. Das ist natürlich der Grund, warum Scott von seinem Vater nach Australien zurückgeholt wurde. Wir lieben uns! Begreifst du das denn nicht?“
    „Du bist neunzehn, Sage. Vielleicht glaubst du, Scott zu lieben. Aber in zehn Jahren – schon in fünf Jahren wirst du ein anderer Mensch sein. Als intelligentes Mädchen müsstest du wissen, wie selten Ehen von Dauer sind, die in deinem Alter geschlossen werden.“
    „Du hast mit achtzehn geheiratet.“
    „Das war etwas anderes. Im Krieg …“
    „Der war praktisch schon vorbei, als du Vaters Frau wurdest. Oh, diese Diskussion ist sinnlos. Du und Scotts Vater, ihr seid nun mal fest entschlossen, uns zu trennen. Ich hasse dich – ich hasse euch beide!“, hatte Sage kindisch geschrien und war schluchzend die Treppe hinaufgerannt, hilflos und zornig.
    Nein, Scott war vermutlich nichts anderes übrig geblieben, als seinem Vater nach Australien zu folgen. Aber später hätte er mit ihr Verbindung aufnehmen und zurückkommen können. Zum ersten Mal blickte sie einer Tatsache ins Auge, der sie jahrelang verzweifelt und erfolgreich ausgewichen war. Hätte Scott sie so leidenschaftlich und heiß geliebt wie sie ihn, wäre er zurückgekehrt.
    Dass er das einzige Kind seines Vaters war, spielte keine Rolle – ebenso wenig seine von Geburt an festgelegte Zukunft als Erbe einer großen Schafranch und eines riesigen Investmentkomplexes. Seit er denken konnte, wusste er Bescheid über den Herzenswunsch des Vaters, der Sohn möge die Erbin der Nachbarranch heiraten und zwei gigantische Betriebe zusammenbringen. Bis zur Begegnung mit Sage war Scott recht zufrieden mit seinem Schicksal gewesen. Doch dann erklärte er ihr seine Liebe. Sie wusste, dass er es ernst meinte, und erwiderte seine Gefühle. Natürlich wollte er sie heiraten, den Rest seines Lebens mit ihr verbringen.
    Oder hatte er es doch nicht so ernst gemeint? War er, wieder daheim in Australien, anderen Sinnes geworden? Hatte er irgendwie aufgehört, sie zu lieben, sie vergessen, sogar zu hassen begonnen nach allem, was geschehen war? Schaudernd erinnerte sie sich an jene Nacht im Krankenhaus, wo sein Vater die Anweisung gegeben hatte, Sage dürfe nicht zu

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