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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Scott gelassen werden.
    Der Vater gab ihr die Schuld an dem Unfall. Aber Scott, der sie liebte und verstand und fast ein Teil von ihr war, konnte sie doch nicht dafür verantwortlich machen? Nicht einmal, wenn sie es verdiente …
    Später hatte er geheiratet, nicht die Nachbarstochter, sondern ein anderes, nach Ansicht des Vaters passendes Mädchen – die Tochter eines reichen australischen Unternehmers. Ich müsste jetzt seine Frau sein, dachte Sage, die Mutter seiner Kinder … Aber sie war es nicht, und bisher hatte sie das ihrer Mutter und seinem Vater angelastet. Jetzt wurde sie plötzlich zu der Überlegung gezwungen, dass Scotts Liebe vielleicht doch nicht so verzehrend und leidenschaftlich und unsterblich gewesen war wie ihre eigene.
    Nach dem Albtraum fand sie keinen Schlaf mehr. Sie war wach, als Jenny an die Tür klopfte und ein Teetablett hereintrug, mit dem hübschen antiken Frühstücksgeschirr, das Liz im Lauf der Jahre gesammelt hatte. Wenn ihre Freundinnen Besorgnis zeigten, weil sie etwas so Wertvolles benutzte, erklärte sie lächelnd, das Vergnügen am Gebrauch schöner Dinge mache das Risiko einer Beschädigung bei Weitem wett.
    Sage runzelte nachdenklich die Stirn und beobachtete, wie die Haushälterin das Tablett auf den Nachttisch stellte. „Jenny, meine Mutter liebt dieses Sèvres-Porzellan so sehr. Ich würde es ihr gern ins Krankenhaus bringen. Sobald sie sich ein bisschen besser fühlt, weiß sie es sicher zu schätzen, wenn sie etwas Vertrautes in ihrer Nähe hat.“
    „Ja, das war immer ihr Lieblingsgeschirr. Und sie pflegte zu sagen, der Morgentee schmecke ihr stets besonders gut, wenn sie ihn aus einer Sèvres-Tasse trank.“
    Sie pflegte zu sagen … Warum die Vergangenheitsform? Sages Magen krampfte sich zusammen. Unfähig, die Haushälterin anzusehen, fragte sie leise: „Ist schon ein Anruf gekommen – aus der Klinik?“
    „Nein, nein“, versicherte Jenny hastig. „Und keine Neuigkeiten sind gute Neuigkeiten. Regen Sie sich nicht auf. Wenn jemand so einen Unfall überleben kann – dann Ihre Mutter. Sie ist sehr stark, körperlich und seelisch.“
    „Das ist sie“, bestätigte Sage. „Aber auch die stärksten Menschen haben ihre Schwäche … Sind Faye und Camilla schon auf?“
    „Camilla ist ausgeritten. Sie sagte, sie würde zum Frühstück zurückkommen. Der armen Faye wollte ich gerade ihren Tee bringen. Ich fürchte, sie hat schlecht geschlafen. Diese Kopfschmerzen, wann immer sie unter Druck steht …“
    Erstaunt hob Sage die Brauen. Von diesen Kopfschmerzen hatte ihr bisher niemand erzählt. Aber warum hätte man das tun sollen? Sie gehörte schon lange nicht mehr zu diesem Haushalt. Vor vielen Jahren hatte sie klargestellt, sie würde ihren eigenen Weg gehen, und der war zu schmal für Reisebegleiter.
    Ein perfekter Spätfrühlingsmorgen brach an. Zarte Nebelschleier über dem Rasen versprachen sich aufzulösen, sobald die Sonne höher steigen würde.
    Das Telefon läutete, als Sage nach unten ging. Sie nahm den Hörer in der Halle ab. Eine Frau, deren Namen sie nicht kannte, erkundigte sich besorgt nach Liz Danvers’ Befinden. „Gestern Abend erfuhren wir von dem Unfall, und da wollten wir Sie natürlich nicht stören. Und es ist mir wirklich unangenehm, aber – heute Abend findet die Versammlung wegen der geplanten neuen Straße statt, und Ihre Mutter sollte den Vorsitz führen. So kurzfristig können wir das Treffen nicht absagen, und es gibt wirklich niemanden, der Liz ersetzen könnte …“
    Sage unterdrückte einen ärgerlichen Seufzer. Die Frau musste doch wissen, dass die Familie Danvers jetzt andere Sorgen hatte als die neue Straße … Und dann begann sie zu überlegen. Ihre Mutter hatte die Bürgerinitiative organisiert. Und da sie stets über die unmittelbare Gegenwart hinaus in die Zukunft blickte, würde sie – so irritierend und lästig und unwichtig eine solche Versammlung im Moment angesichts größerer Probleme auch erscheinen mochte – erkennen, dass das Projekt später erhebliche Bedeutung gewinnen und dass sie wünschen könnte, sie hätte sich damals darum gekümmert.
    „Faye und ich haben bereits darüber gesprochen“, antwortete Sage und bezähmte ihre Ungeduld. „Sie schlug mir vor, ich solle meine Mutter vertreten, als Repräsentantin der Familie und der Interessen von Cottingdean. Ich glaube, meine Mutter hat ein paar schriftliche Unterlagen bezüglich der Pläne … Die Versammlung ist für heute Abend angesetzt? Bis dahin

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