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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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gingen aus, noch ehe er den letzten Knopf gedrückt hatte, und er bekam einen Schreck. War das auch beim letzten Mal geschehen?
    Mach schon, mach schon, trieb er sich an. Die Worte dröhnten in seinem Kopf.
    »Jen?«, rief er. »Jen?«
    Er lief treppauf, treppab, suchte in jedem Zimmer.
    »Jen? Du musst dich nicht verstecken. Ich bin's, Luke.«
    Das Haus war riesengroß, drei Stockwerke und ein Kellergeschoss. Er konnte nicht überall suchen, aber warum sollte sich Jen verstecken, wenn sie da wäre? Wider alle Vernunft hoffte er es immer noch.
    »Jen? Mach schon. Das ist nicht lustig.«
    Er fand die Schlafzimmer - große, elegante Räume mit wunderschön geschwungenen Betten und hohen, verspiegelten Einbauschränken. Er konnte nicht einmal feststellen, welcher davon Jen gehörte.
    Schließlich gab er es auf und lief hinunter ins Computerzimmer.
    Er ging zum Computer, schaltete ihn an und tippte die gleiche Buchstabenfolge ein, die er Jen so viele Male hatte benutzen sehen. Seine Finger waren unbeholfen und er machte es immer wieder falsch. Schließlich gelangte er zum Passwort für den Chatroom. F-E-R-I. Nein. Weg damit. F-R-I-E. Nein. Dann war es endlich richtig. F-R-E-I.
    Der Bildschirm wurde schwarz, keine Spur von dem netten Geplänkel, das jedes Mal, wenn er Jen zugesehen hatte, wie von Zauberhand erschienen war. Hatte er etwas falsch gemacht? Panisch und mit zittrigen Fingern versuchte er es noch einmal. Wieder nichts. Schließlich tippte er mit seinem rechten Zeigefinger: »Wo ist Jen?« Er musste die eine Hand mit der anderen festhalten, damit sein zitternder Finger die Eingabetaste drücken konnte.
    Fast augenblicklich verschwanden seine Worte und tauchten am oberen Bildschirmrand wieder auf. Er wartete. Nichts. Unterhalb seines Satzes blieb der Bildschirm leer.
    Und weil es nichts Schlimmeres gab als nichts zu tun, schrieb er noch einmal: »Hallo? Ist da jemand?«
    Immer noch nichts. Er schlug mit der Faust so fest auf den Computertisch, dass es wehtat.
    »Ich muss es wissen!«, rief er. »Sagt es mir! Ich kann hier nicht weg, ehe ich es weiß!«
    – 62 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Er hörte die Tür viel zu spät, um noch zu reagieren. Plötzlich dröhnte hinter ihm eine Stimme: »Dreh dich ganz langsam um! Ich habe ein Gewehr! Wer bist du und warum bist du hier?«
    – 63 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Kapitel 27
    Luke musste sich zwingen nicht auf und davon zu rennen. So langsam wie möglich drehte er sich um. Schon lange vor seiner Geburt hatte man Gewehre für alle außer für Regierungsangestellte verboten. Aber er kannte das auf ihn gerichtete Ding aus Büchern und von Vaters Beschreibung. Der Vater erzählte gern von Jagdgewehren und Schrotflinten, von großen Kalibern zum Erlegen von Rehwild und Wölfen. Dieses Gewehr war kleiner, gebaut, um Menschen zu töten.
    All das schoss Luke durch den Kopf, ehe er über das Gewehr hinaus zu dem Mann sah, der die Waffe in der Hand hielt. Er war groß und kräftig, die teure Kleidung kaschierte den Bauch nur ansatzweise. Bisher hatte Luke ihn immer nur aus der Ferne gesehen.
    »Sie sind Jens Vater«, sagte er.
    »Ich habe dich nicht gefragt, wer ich bin«, schnauzte der Mann. »Wer du bist, will ich wissen!«
    Luke atmete langsam aus.
    »Ein Freund von Jen«, sagte er vorsichtig.
    Nur weil er den Mann ganz genau beobachtete, sah er, dass dieser das Gewehr ein kleines bisschen absenkte.
    »Bitte«, sagte Luke. »Ich will doch nur wissen, wo sie ist.«
    Dieses Mal senkte der Mann die Hand mit dem Gewehr ganz offenkundig. Er ging um Luke herum und schaltete den Computer aus.
    »Jen sagt, dass man die Festplatte erst herunterfahren muss, ehe man ausschaltet«, meinte Luke.
    »Woher weißt du von Jen?«, fragte der Mann und kniff die Augen zusammen.
    Luke stutzte. Er begriff, dass der Mann verhandeln wollte. Luke musste ihm erst etwas anbieten, ehe der Mann ihm etwas über Jen verraten würde. Aber was?
    »Ich bin auch ein drittes Kind«, sagte er schließlich. Das Gesicht des Mannes blieb unbewegt, aber Luke meinte in seinen Augen so etwas wie Interesse aufflackern zu sehen. »Ich bin ein Nachbar. Ich habe sie entdeckt und angefangen sie zu besuchen, wenn ich konnte.«
    »Wie hast du herausgefunden, dass sie hier ist?«, wollte der Mann wissen.
    »Ich...« Luke wollte Jen nicht in Schwierigkeiten bringen. »Ich habe Licht brennen sehen, obwohl ich wusste, dass alle fort waren. So habe ich es erraten. Ich ... ich habe mir

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