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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Zelt war etwa fünfhundert Meter von ihnen entfernt. Der Weg dorthin war felsig und teilweise ebenfalls mit Krüppelkiefern bewachsen. Eigentlich sollte es nicht schwer sein, ungesehen näher heranzukommen …
    Mit doppelter Vorsicht gingen sie weiter. Der Wind wurde stärker und blies den Männern immer wieder kalten Schnee in die Gesichter. Sie trugen alle dicke Handschuhe aus Wolle und Leder, um die Finger geschmeidig zu halten für den Schuss am Ende des Weges, dennoch achtete Derrien darauf, nicht zu oft in den Schnee zu greifen.
    Kurz darauf setzte Nieselregen ein. Derrien warf einen angewiderten Blick in den Himmel. Der Wind war so eisig, dass er die Temperatur deutlich tiefer als den Gefrierpunkt geschätzt hatte. Offenbar hatte er sich getäuscht.
    »Sehnen in die Taschen!«, befahl er wütend und entspannte seinen Bogen. Die anderen folgten seinem Beispiel.
    Derrien warf einen Blick nach Westen, wo inzwischen wieder der Berghang zum Jostedalgletscher zu sehen war. Ob Murdoch wohl seinen Posten bereits erledigt hatte?
    Sie kamen näher. Das Zelt verschwand immer wieder hinter Bäumen und Felsen, und sie bekamen auch keinen Späher mehr zu Gesicht. Dennoch waren sie bald auf zweihundert Meter herangekommen. Er versteckte sich hinter einem schneebedeckten Busch und versuchte, durch seine Äste hindurch etwas zu erkennen.
    »Da ist es«, zischte er plötzlich. Ein Stück hinter dem Zelt sah er an einem windgeschützten Platz eine Feuerstelle, das Holz darauf hoch genug aufgeschichtet für ein Leuchtfeuer. Daneben stand eine Sturmlaterne. Aber wo waren die Späher?
    Gerade, als er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, sah er sie. Wie ihr Zelt hatten sie sich selbst im Kieferngestrüpp versteckt. Es waren zwei. Sie trugen Mützen und Schals, mit Sicherheit auchwarme Kleidung, und dennoch saßen sie so eng beisammen, dass sie sich ihre Umhänge teilen konnten. Tagelang hier auszuharren war ohne Zweifel kein Vergnügen.
    Derrien seufzte kurz. Es wäre so einfach, die beiden Männer hier gefangenzunehmen. Zwei Gefangene waren zwei zusätzliche Leibeigene für seinen Stamm oder ein Beutel voller Gold, und verdient hatten sie den Tod hier oben in Wind und Schnee höchstwahrscheinlich auch nicht … Dann verhärteten sich seine Züge. Sie waren Fomorer. Sie waren der Feind.
    In diesem Moment verwandelte sich der Nieselregen plötzlich zu Schneefall. Hastig winkte Derrien seine Männer zu sich, ein breites Grinsen auf den Lippen.
Tarannis sei Dank!
    »Schnell, spannt eure Bögen!«, murmelte er, als sie heran waren.
    »Sie sind zu weit weg!«, murmelte Griffin, während er dem Befehl nachkam.
    Derrien reagierte nicht darauf. Stattdessen spannte er die eigene Waffe und machte sich daran, auf allen vieren zwischen den Kiefern hindurchzukriechen. Griffin hatte recht, für einen sicheren Schuss bei diesen Windverhältnissen waren sie noch immer zu weit weg.
    Er schnaufte schwer, als er sich schließlich hundert Meter weiter hinter einem Felsen aufrichtete. Daneben war eine weitere Krüppelkiefer. Vorsichtig beugte er sich zur Seite, um zwischen ihren Ästen hindurch nach den Spähern zu suchen.
    Er fand sie gleich. Sie hatten sich nicht vom Fleck bewegt und waren ein leichtes Ziel. Derrien zog sich die Handschuhe von den Fingern, nahm seinen Bogen von der Schulter und zog einen Pfeil aus der Pfeiltasche. Hinter ihm bereiteten sich die Waliser auf den Schuss vor.
    »Es sind zwei Mann«, erklärte Derrien noch einmal im Flüsterton. »Ich nehme mit Griffin den linken, Gareth und Evean den rechten. Schießt ihnen hoch in den Rücken.« Eine Lungenverletzung würde ihnen die Luft nehmen, um in ihr Horn zu blasen, falls sie eines besaßen.
    »Dann können sie immer noch schreien«, warf Griffin ein.
    »Die hört hier oben keiner!«, gab Derrien zurück. »Und für einen Schuss in den Hals müssten wir noch näher heran!«
    Die Waliser nickten. Derrien duckte sich wieder und schlich weiter das Kieferngebüsch entlang, um den anderen Platz zu geben. Als alle vier vom Felsen weg waren, beobachtete er sie noch einmal. Als er sah, dass sie sich immer noch nicht gerührt hatten, nickte er den anderen zu. »Jetzt!«
    Gemeinsam kamen sie hoch. Mit einem Stoßgebet an die Kriegsgöttin Morrigan aktivierte er die Kraft des Bogenschusses, die es ihm ermöglichte, mit seinem Jagdbogen ebenso kraftvoll und genau zu schießen wie die Waliser mit ihren Langbögen. Er legte den Pfeil auf die Sehne. Seine Arme spannten sich an, als er sie nach

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