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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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gerechnet, dass die Eichen, von Rushais schwarzen Zaubern erfüllt, sie angreifen würden, doch das hatte sich als Irrtum herausgestellt – bisher waren die Bäume so wenig lebendig gewesen wie die Leichen, die daran festgebunden waren. Inzwischen vermutete Derrien, dass der einzige Grund für die Taten in Rushais Lust auf Grausamkeit zu finden war.
    Inzwischen war es nicht mehr weit bis zu der Siedlung, von der die Kundschafter gesprochen hatten. Als sich der Wald vor ihnen lichtete, ließ Derrien seine Männer absitzen und zu Fuß gehen. Vorsichtig, darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden, sickerten die Waldläufer in Beobachtungspositionen am Waldrand.
    Die Siedlung war tatsächlich groß. Derrien zählte mehr als dreißig Gebäude, die meisten davon die typisch keltischen Rundhütten mit Wänden aus Holz und Dächern aus Stroh. Es gab zwei größere Langhäuser mit steinernen Wänden und zahlreiche Holzhütten und Verschläge für Vieh, Werkzeuge und Leibeigene. Auf dem Dorfplatz stand eine riesige schwarze Eiche, ein weithin sichtbares Symbol für Rushais Verdorbenheit. Der Weg zum Dorf verlief über ein weites Schneefeld, unter dem sich vermutlich Weiden oder Felder verbargen. Rechts hinter dem Dorf lag ein großer See, links davon ein kahler Berg. Baumstümpfe an seinen Flanken zeigten, woher die Fomorer das Holz für ihre Hütten genommen hatten. Die Spuren führten quer über die Felder durch das Dorf hindurch auf einen Pfad zwischen Berg und See und verschwanden dort im Wald.
    Derrien verstand nun auch die Sorge seiner Kundschafter. Weder das Dorf noch der Weg dahinter zwischen Berg und See waren zu erreichen, ohne dabei die Felder oder den kahlen Berghang zuüberqueren. Wenn Rushai auch nur einen einzigen Beobachter mit einem Horn hier zurückgelassen hatte, wäre das genug, die Bemühungen der Waldläufer zunichte zu machen.
    »Sieht mir ganz so aus, als ob Rushai hier gewohnt hat«, kommentierte Deweydrydd. »Ein großes Dorf, einige Weiden für seine Pferde, ein Schlupfloch nach Süden, das mit Leichtigkeit von ein paar Bogenschützen gehalten werden kann … klingt ganz nach Rushai, dem schwarzen Baum!«
    Deweydrydd wischte sich ein paar wilde Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Wenn uns die Geschichte eines lehrt, dann die Tatsache, dass Rushai kein Narr ist. Wenn wir hier unvorsichtig sind, werden wir gesehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir müssen seine Späher ausschalten, bevor sie ihn warnen können.«
    Derrien nickte, ohne zu antworten. Seine Augen beobachteten sorgfältig den Verlauf der Spur. Irgendwo mussten diese Späher den Tross verlassen haben. »Holt Calder!«, befahl er. Der junge Schotte war sein bester Fährtensucher. »Aber wie kommen wir an sie ran? Ich würde meine Männer genau
dort
drüben postieren …« Er zeigte auf einen der Berge südlich des Dorfes. »Um dahin zu kommen, müssen wir über die Felder, und da sehen sie uns …«
    »Wir könnten den Kamm zum Fjord hin überqueren und die Beobachter in ihrem Rücken umgehen«, überlegte Deweydrydd. »Ich kenne diese Gegend. Weiter im Süden gibt es ein Seitental, durch das wir wieder auf die Hauptspur stoßen können.«
    »Von dort könnten wir auch das Dorf von hinten angehen?« Derrien wollte diesen Baum nicht stehen lassen. Es war mit Abstand der größte, vielleicht hatte Rushai eine ähnliche Beziehung zu seinem Baum wie ein Druide.
    Außerdem fürchtete er, dort Quintus vorzufinden. Er
musste
einfach wissen, was mit ihm geschehen war.
    In der Wartezeit begann er, mit der Druidenkraft der Adleraugen die Gipfel abzusuchen. Doch sosehr er sich auch anstrengte, konnte er nichts entdecken. Es wunderte ihn nicht. Nach fast zehn Jahren persönlicher Feindschaft wusste Rushai von Derriens übernatürlichenSehfähigkeiten und gebot seinen Wachtposten grundsätzlich, in Deckung zu bleiben.
Quintus
hätte sie trotzdem finden können, er war in der Lage gewesen, Feinde magisch zu entdecken. Aber Quintus war nicht hier.
    Oder vielleicht doch. Angebunden an jene Eiche dort drüben …
    Inzwischen kam Calder nach vorne geschlichen. Die Strapazen der vergangenen Wochen – der junge Schotte war einer von denen gewesen, die Derrien mit nach Kêr Bagbeg begleitet hatten – hatten dunkle Ringe unter seine Augen gezeichnet. »Ihr wünscht?«, fragte er nun.
    »Ich vermute«, antwortete Derrien, »dass sich hier Männer vom Tross gelöst haben. Sieh zu, dass du ihre Spuren findest. Und zwar, ohne dich von den Gipfeln hier sehen zu

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