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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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das Vollbartgesicht abschaltete. »Verdammte Idioten«, knurrte er.
    »Man hat mir gesagt, dass sie mich riechen können!«, flüsterte Keelin.
    »Nur wenn sie ihre wahre Gestalt zeigen«, antwortete das Vollbartgesicht. »Und das werden sie hier zum Teufel auch nicht riskieren.«
    Sie hielten an einer Korridorkreuzung an. Der Mann vor ihr zog einen kurzen Revolver und wartete. Es gelang Keelin, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Er hatte eingefallene Züge ohne Bart, mit dunklem kurzgeschorenem Haar.
    Währenddessen hatte das Vollbartgesicht hinter ihr eine Tür geöffnet. Dahinter lag ein kleiner Lagerraum, in dem sie sich versteckten. Die Musik verschwand endgültig, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Finsternis umgab sie.
    Ihr Atem wirkte unnatürlich laut in der plötzlichen Stille. Keelin hörte ihren Herzschlag, dumpf und schnell.
    »Spürst du sie?«, fragte das Vollbartgesicht.
    Für etwa eine halbe Minute herrschte mit Ausnahme ihrer Atemzüge völlige Stille, bis der Dürre endlich antwortete: »Ganz nahe! Sind tatsächlich Schnüffler, die Kleine hat recht!«
    Keelin hörte Schritte. Angstschweiß trat ihr auf die Stirn. Erschrocken fuhr sie zusammen, als der Hahn des Revolvers mit einem klickenden Geräusch gespannt wurde.
    »Vorsicht«, warnte das Vollbartgesicht im Flüsterton. »Pass auf, dass du keinen Küchenjungen über den Haufen ballerst!«
    Dann hörten sie das Schnüffeln vor der Tür. Keelin hielt den Atem an. Das schabende Geräusch, mit dem die Türklinke ganz langsam nach unten gedrückt wurde, war nahezu lautlos.
    Die Tür schwang auf. Ein schemenhafter, nachtschwarzer Schatten sprang durch den Eingang. Zwei Schüsse krachten in der Stille. In ihrem Nachhall war deutlich zu hören, wie ein schwerer, weicher Gegenstand zu Boden ging.
    Der Dürre sprang auf, lief zur Tür. Kurz darauf flackerte das Licht auf.
    »Von wegen ›Das werden sie hier nicht riskieren‹!«, murmelte er.
    Er stand über der Leiche eines Mannes. Zumindest hatte das
Ding,
das da am Boden lag,
Ähnlichkeiten
mit einem Mann. Seine Gestalt war humanoid und unglaublich dürr. Es trug Springerstiefel, schwarze Hosen mit breitem Gürtel und ein dunkles Hemd. An einem zweiten Gürtel hing eine lange, schmale Scheide, aus der das Heft einer Klinge ragte. Mit einer der krallenbewehrten Hände hielt es noch immer eine mattschwarze Pistole. Über den Kopf war die Kapuze eines grauen Umhangs gezogen. Und obwohl das Licht direkt darunter schien, war in der Dunkelheit der Kapuze nicht mehr auszumachen als die Andeutung, die Umrisse eines Gesichts. Keelin glaubte Reißzähne zu erkennen.
    »Das, Kleine, ist ein Schatten«, kommentierte das Vollbartgesicht.
    »Das ist derjenige, der mich verfolgt hat!«, stammelte Keelin.
    »Der oder einer seiner Brüder. In ihrer wahren Gestalt sehen alle ziemlich gleich aus, wenn sie aus dem gleichen Schwarm stammen.«
    Der Gedanke an noch weitere solche Kreaturen ließ sie erschauern.
    Der Dürre öffnete währenddessen hastig den Waffengürtel der Kreatur und warf dem Vollbartgesicht das Schwert zu. Die Pistole, die er dem Griff der Leiche entwand, gab er Keelin.
    »Wir sollten nicht noch länger trödeln!«, meinte er scharf.»Diese Schüsse wurden gehört!« Er richtete den Revolver auf die Kapuze des Schattens und drückte ab.
    Keelin gelang es rechtzeitig, die Augen zusammenzupressen und den Kopf abzuwenden. Der Knall hallte noch Sekunden später den Gang entlang.
    »Warum habt ihr das getan?«, fragte sie, gegen die plötzlich aufwallende Übelkeit kämpfend.
    Der Dürre packte sie am Arm und zerrte sie mit sich durch die Türe. Keelin gelang es, dabei den Schatten nicht anzuschauen. »Das wird ihn aufhalten«, beantwortete er ihre Frage, während er hastig durch den Korridor eilte.
    »Aufhalten?« Keelins Stimme klang hysterisch.
    »Aufhalten!«, rief der Dürre. »Einen Schatten kann man nicht so einfach umbringen!«
    Hinter ihr hörte sie Vollbartgesicht in das Funkgerät sprechen: »Die haben uns gefunden. Wir kommen jetzt raus, also beeilt euch gefälligst!«
    Vor Keelin tauchte eine halboffene Schiebetüre auf, durch die der Dürre verschwand. Sie stürmte ihm hinterher.
    Dahinter lag eine Küche. Zwischen den Gerätezeilen standen Köche und Gehilfen. Panisches Geschrei setzte ein, als die Leute die Waffen bemerkten.
    Der Dürre hob den Arm und gab einen Schuss in die Decke ab. »Runter!«, schrie er. »Alle runter! Und weg vom Eingang!«
    »Komm mit!«, brüllte

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