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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Vollbartgesicht, als er an ihr vorbei auf einen Durchgang zustürmte.
    Sie folgte ihm. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Dürre seine Waffe nachlud.
    »Halte sie auf!«, rief ihm Vollbartgesicht zu.
    Dann hatten sie den Durchgang erreicht. Nach einem kurzen, weiten Gang passierten sie eine doppelflügelige Tür und waren unter freiem Himmel. Es hatte in der Zwischenzeit zu regnen begonnen; sie registrierte die Nässe und die damit verbundene Kälte jedoch kaum. Ihre Nerven lagen zu blank.
    Ein dumpfer Schuss krachte hinter ihr im Gebäude und ließ sie zusammenzucken.
    »Es ist noch nicht vorbei!«, rief das Vollbartgesicht und lief los. »Ich hoffe, unser Taxi ist pünktlich!«
    Am Ende der Gasse blieb ein vorbeifahrender Bentley mit quietschenden Reifen stehen. Im nächsten Moment platzte die Fensterscheibe der Fahrertüre davon, ein Schuss bellte.
    »Die gehören zu uns!«, schrie das Vollbartgesicht, ohne langsamer zu werden.
    Keelin verstand nicht. Sie verstand
nichts
. Sie hatte aufgehört, darüber nachzudenken, was mit ihr geschah, vermutlich schon in dem Moment, als der Dürre den Schatten erschossen hatte. Sie wusste nur, dass sie laufen musste. Und das tat sie, so, als ob ihr Leben davon abhängen würde. Höchstwahrscheinlich tat es das auch.
    Ein weiterer Schuss peitschte aus dem Auto an ihr vorbei, dann noch einer. Mit jedem Knall rechnete sie, selbst getroffen zu werden. Doch sie lief weiter, die Kiefer aufeinandergepresst, die Augen starr auf den vor ihr laufenden Mann gerichtet.
    Ein vierter Schuss zerriss die Nacht. Das Vollbartgesicht erreichte endlich den Wagen. Er riss die Tür auf und warf sich hinein, dicht gefolgt von Keelin.
    Der Wagen fuhr mit quietschenden Reifen an. Hastig zog Keelin die Tür zu.
    »Wo ist Chris?«, fragte die Fahrerin barsch.
    »Er ist noch drinnen«, kam die Antwort. Die Stimme des Vollbartgesichts ließ zum ersten Mal Schwäche und Erschöpfung erkennen. »Er kann alleine auf sich aufpassen!«
    »Das sollte er auch«, murrte die Fahrerin. »Wir haben mindestens sieben Schatten gezählt!«
    »Sieben?«
    Den Rest des Gesprächs bekam Keelin nicht mehr mit. Sie hatte den Kopf an das Fenster gelehnt und starrte nach draußen, wo die Welt hinter den Schlieren der Regentropfen und ihren Tränen zu verschwimmen begann. Sie weinte lautlos.

VERONIKA
     
    Eine Landstraße im Kosovo
    Montag, 02. November 1998
    Die Außenwelt
     
     
    Seitdem die Kolonne Raskaˇ hinter sich gelassen hatte, kamen die Fahrzeuge nicht mehr besonders schnell voran. Die Warnung, die sie von den holländischen KFOR 1 - Truppen in der kleinen Stadt erhalten hatten, hatte die Panzergrenadiere vom Begleitschutz vorsichtig gemacht. Niemand wollte in einen Hinterhalt geraten. Die Straße war sowieso nicht für hohe Geschwindigkeiten geeignet, zumindest nicht für die LKWs, die den Großteil der Kolonne ausmachten. Schlagloch reihte sich an Schlagloch, und so kam es, dass sich die Fahrzeuge mit kaum mehr als vierzig Stundenkilometern Richtung Süden bewegten.
    Für Veronika war das in Ordnung. Solange sie unterwegs waren, wurden sie von einem Zug Panzergrenadiere mit ihren
Marder - Schützenpanzern
bewacht. Wenn sie erst einmal bei ihrer Truppe angelangt war, würde sich das schlagartig ändern. Deshalb genoss sie den zweifelhaften Luxus eines verdreckten Beifahrersitzes in der eisigen Fahrerkabine eines 5-Tonner-LKW, dessen Fahrer darauf erpicht schien, auch wirklich
jedes
Schlagloch dieser Straße mitzunehmen. Die Luft stank nach dem ungewaschenen Obergefreiten, dem sie sich in Sarajevo unvorsichtigerweise angeschlossen hatte. Lüften war ausgeschlossen – die Heizung des Fahrzeugs war defekt, und mit dem Gestank würde auch das letzte bisschen Wärme hinaus in die Umgebung verschwinden.
    »Wie oft fahren Sie nach Priština?«, fragte Veronika. Sie fror, dieInformationen, die man ihr gegeben hatte, waren mehr als lückenhaft, und außerdem hatte sie die letzten Tage fast nur Vorgesetzte um sich herum gehabt, die sich kaum mit einer Frau mit einem niedrigeren Rang abgaben.
    »Alle zwei Wochen, Frau Leutnant. Wir versorgen das 373. Fallschirmjägerbataillon mit allem, was sie so brauchen – Munition, Verpflegung, Klamotten, Treibstoff und so weiter.«
    »Und? Schon mal was passiert?«
    Müller, wie der Fahrer hieß, sah sie an, als ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. »
Was passiert,
Frau Leutnant, ist vielleicht
etwas
untertrieben! Wir geraten bei mindestens jeder zweiten Fahrt unter

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