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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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auf den Straßen haben. Das ist unsere beste Chance, sie aus der Stadt zu kriegen.« Er sprang auf und verschwand die Treppe nach oben.
     
    Fünf Minuten später brachen sie auf. Die Renegaten führten Keelin durch mehrere Gänge hindurch in eine Garage. Etliche schwarze Motorräder und ein großer dunkelblauer Pritschenwagen amerikanischen Aussehens befanden sich darin, ebenso wie Unmengen von Werkzeug und Geräten. Der Bentley von neulich fehlte.
    Keelin beobachtete, wie die Männer ein Gestänge auf der Ladefläche des Pickups montierten. Als sie eine lange Holzkiste öffneten und eine ziemlich schwere Feuerwaffe heraushoben, verstand Keelin, wie naiv ihre bisherige Weltvorstellung war. Zu zweit hievten sie die Waffe auf die Ladefläche, wo sie Connor auf demGestänge festschraubte. Währenddessen hatte Madeleine aus einem Nebenraum eine weitere Kiste herübergebracht und auf die Ladefläche gestellt. Chris zog einen Munitionsgurt mit riesig wirkenden Patronen hervor und befestigte ihn. Nachdem die Montage fertig war, legte sich Chris auf die Ladefläche und ließ sich mitsamt dem Waffenaufbau von den anderen beiden unter einer Plane verstecken.
    »Tötet ihr damit die Schatten?«, fragte Keelin. Das Kaliber war so groß, dass man damit wahrscheinlich sogar
Elefanten
erschießen konnte.
    Connor schüttelte den Kopf. »Schatten tötet man nur mit Artefakten aus der Innenwelt, nie mit Schusswaffen. Steig ein!«
    Nachdem sie zwischen ihm und Madeleine eingekeilt im Wagen saß, erinnerte sie sich daran, was ihr einer der Renegaten gesagt hatte:
Aber aufhalten kann man sie damit.
    »Glaubt ihr, dass wir auf Schatten treffen?«, fragte sie.
    »Nein«, knurrte Connor düster. »Wir treffen auf Druiden.«
    Keelin nickte und verstand. Das erklärte wohl, warum sie das Maschinengewehr mitnahmen. Sie waren Abtrünnige. Vermutlich hatten sie auf die harte Tour gelernt, vorsichtig zu sein.
     
    Die Autofahrt verlief ereignislos. Es war bereits spät, und der Verkehr aus der Stadt heraus hielt sich in Grenzen. In den Vorgärten und auf den Häuserdächern lag eine dicke Schicht Schnee. Über Nacht schien der Winter hereingebrochen zu sein. Keelin lächelte traurig. Schneeweiß stand der Stadt besser als Ölschwarz. Der Schnee verdeckte all den Müll und Schmutz.
    Madeleine steuerte den Wagen. Connor und Keelin teilten sich den für zwei Leute ausgelegten Beifahrersitz. Der Renegat saß außen, was eine Flucht aus dem Wagen etwa an einer roten Ampel unmöglich machte. Nach einer Weile kramte Madeleine Zigaretten aus ihrer Jackentasche und steckte sich eine in den Mund. Als sie Keelins Blick bemerkte, bot sie ihr auch eine an. Keelin nahm nur zu gerne an.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie, nachdem sie den ersten Zug genommen hatte. »Bis zum Loch Affric?«
    »Nein«, antwortete Connor. »Nach Drumnadrochit. Dort ist die Übergabestelle.«
    »Warum dort? Das liegt doch nicht auf dem Weg ins Glen.«
    »Aber Drumnadrochit liegt am Loch Ness.«
    »Aha.« Der Zusammenhang entging Keelin.
    Sie schwiegen eine Weile. Dann entschloss sich Connor zu ihrer Überraschung, doch noch eine Erklärung zu liefern.
    »Pass auf! Wir befinden uns hier ganz tief in Feindesland. Das Great Glen 1 ist eine zentrale Schaltstelle für Schatten aus ganz Europa. Hier sitzen ihre ältesten Lords, hier geschehen ihre dunkelsten Rituale. Und außerdem …« Connor warf einen Blick über die Schulter, bevor er leise weitersprach: »Es heißt, dass in den Tiefen des Lochs etwas unglaublich Finsteres,
Böses
lebt. Du kennst die Geschichten von einem Monster im Loch Ness?«
    Keelin nickte. Wer kannte sie nicht?
    »Es ist ein Dämon. Du kannst also davon ausgehen, dass diese Gegend hier unter
besonderer
Beobachtung steht. Du kannst hier nicht einmal einen magischen Furz lassen, ohne dass ein Schatten davon Wind bekommt. Deshalb liegt unser Treffpunkt am Loch. Die Druiden werden es nicht wagen, dort Streit vom Zaun zu brechen.« Connor wandte sich wieder nach vorne.
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Keelin genoss gedankenverloren ihre Zigarette und dachte an ihre Träume vom Loch Affric. Sie konnte sich ein Leben in jenem Dorf durchaus vorstellen – besser jedenfalls als ein Leben in Inverness, nach allem, was sie inzwischen erlebt und erfahren hatte.
    Am Ende der Fahrt quälte Madeleine den Wagen einen kiesigen Pfad durch einen Kiefernwald einen Hang hinab, wo dieÜberreste einer alten Burg das Ufer des Loch Ness bewachten. Am Waldrand stoppte

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