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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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viel erstaunlicher war die Tatsache, dass es die Reise über das Gebrochene Meer auf einem zerbrochenen Möbelstück überstanden hatte.
    Der Hund beugte sich vor und leckte ihm die Nase ab. Er zuckte zusammen, dann tätschelte er dem Tier den Kopf. Du und ich, wir sind uns ähnlich, dachte er. Wir sind Bastarde, treiben ziellos umher und klammern uns an alles, was wir finden, um den Tag zu überstehen.
    Ihm fiel ein, was Edelfrau Cyreena zu ihm gesagt hatte. Du bist wie ein geprügelter Hund, der seinem Herrn trotzdem noch die Hand leckt, weil er auf ein freundliches Tätscheln hofft.
    In dieser Hinsicht hatte sich die Augmentorin geirrt. Er hatte Salazars Leben nur gerettet, weil sein eigenes auf dem Spiel gestanden hatte. Wenn die richtige Zeit kam, und wenn der alte Schweinehund es am wenigsten erwartete, würde er sich rächen. Er war nicht wie sie, er war kein zerbrochenes, böses und niederträchtiges Wesen. Na gut, gebrochen war er, manchmal auch böse, aber niederträchtig? Wieder tätschelte er den Kopf des Hundes.
    Würde ein niederträchtiger Mann ein gestrandetes Tier vor dem sicheren Tod retten? Ich nehme dich ins Archiv mit. Hoffentlich ist das verrückte Biest nicht mehr da. In der Speisekammer sind noch ein paar Reste für dich, sofern ich sie da herausholen kann. Vielleicht ist noch eine Schweinekeule übrig. Und wenn du wirklich brav bist, darfst du vielleicht sogar …
    »He!«
    Er zuckte zurück, als ein warmer Strom Pisse zwischen den Beinen des Hundes hervorspritzte und sein Gesicht traf, am Kinn hinuntertropfte und seine Kleidung durchnässte. Instinktiv stieß er das Tier weg. Es rutschte ihm aus den Händen und fiel mit lautem Platschen ins Wasser. Mit dem Handrücken wischte er sich das Gesicht ab und spähte nach unten, um das Tier zu suchen.
    Es war verschwunden.
    Er blieb eine Weile sitzen und starrte ins Leere. Dann drehte er langsam den Stuhl herum und machte sich auf den einsamen Rückweg zum Archiv.

Die letzte Prüfung

    »Links. Rechts. Stoßen. Gut so.«
    Er wehrte den gekrümmten Dolch des Meuchelmörders ab, der glücklicherweise nicht mit Gift präpariert war, und trat einen Schritt zurück.
    Seine Ausbildung war anstrengend gewesen, viel härter als alles, was er bisher erlebt hatte. Tag und Nacht spielten an diesem dunklen Ort keine Rolle mehr. Es kam ihm vor, als würde er immer wieder unsanft von seinem Lager gerissen, um abermals unzählige Stunden zu üben, kaum dass er endlich in den Schlaf gesunken war. Er hatte gelernt, wo man einen Mann am besten traf, damit er rasch und geräuschlos starb. Er und der Nachtmann hatten einander in den zerstörten Straßen der heiligen Stadt aufgelauert und versucht, der Entdeckung zu entgehen und den anderen zu überraschen. Es war Cole noch nicht gelungen, den Shamaather zu überrumpeln, aber der Nachtmann hatte sich mehrmals lobend über seine Fortschritte geäußert.
    »Du warst ein Werkzeug mit ungeschliffenen Kanten und unfähig, dich auf dein Ziel zu konzentrieren, aber durchaus vielversprechend«, erklärte ihm der dunkelhäutige Mann jetzt. »Allmählich entwickelst du dich zu einer Waffe.«
    »Eine Waffe«, überlegte Cole. »Ein Todesengel.«
    Der Nachtmann runzelte die Stirn. »Das wird sich zeigen. Bevor wir hier fertig sind, erwartet dich noch eine letzte Prüfung. Du wirst alles aufbieten müssen, was du gelernt hast.«
    Der Meuchelmörder führte ihn über eine von verfallenen Gebäuden gesäumte Straße; mit einer Hand hielt er eine Fackel. Schließlich erreichten sie ein Gewirr kleiner Gassen zwischen schiefen Wänden. Dort drinnen war es stockdunkel.
    »Dieser Abschnitt der Ruinen ist ein wahres Labyrinth«, erklärte der Nachtmann. »Irgendwo dort drinnen ist dein Ziel. Du sollst ihn jagen. Wenn du ihn findest, sollst du ihn töten.«
    »Ihn töten?«, fragte Cole nervös. »Was hat er denn getan, dass er den Tod verdient?«
    Der Nachtmann ließ sich mit der Antwort Zeit. »Spielt das eine Rolle? Er ist ein Feind von Thelassa.«
    Cole dachte darüber nach. Er hatte das Boot versenkt, das die Erlösung verfolgt hatte, aber es war voller Wächter gewesen, die ihn und die anderen Flüchtlinge angreifen wollten. Außerdem war das eine unpersönliche Tat gewesen. Von Angesicht zu Angesicht hatte er jedoch noch nie einen Menschen getötet. Nicht mit blankem Stahl in der Hand.
    »Was für ein Feind?«, bohrte er.
    Der Shamaather kniff die Augen zusammen. »Einer von der schlimmsten Art. Einer von der Sorte, die nach

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