Schattenkrieger: Roman (German Edition)
ich dir die Eier abschneiden und sie zu deiner lieben alten Mami hier zurückschicken, damit sie sieht, was für einen kleinen Angsthasen sie aufgezogen hat.«
»Du erwürgst ihn«, protestierte der Bruder des Jungen, der inzwischen rot angelaufen war. Die Mutter stöhnte verzweifelt.
Ehe Barandas seinem Stellvertreter befehlen konnte, den Jungen freizugeben, packte der ältere Sohn Thurbals Arme von hinten. Er wollte den Augmentor von seinem Bruder wegziehen, doch Thurbal drehte sich blitzschnell herum und drosch dem Burschen den Ellenbogen tief in den Bauch. Der junge Mann ließ los und krümmte sich vor Schmerzen.
»Das reicht«, befahl Barandas, doch der graue Krieger hörte nicht auf ihn, sondern trat vor und schlug dem Burschen einmal, zweimal, dreimal den Knauf seines Krummsäbels auf den Kopf. Jeder Hieb ging mit einem schrecklichen Knirschen einher. Der junge Arbeiter brach leblos zusammen.
»Das reicht!«, rief Barandas abermals, und dieses Mal hatte auch er das Schwert gezogen. »Lass die Waffe sinken. Wenn du noch einmal ungehorsam bist, werde ich dich töten, Thurbal.«
Sein Stellvertreter grinste höhnisch und winkte mit dem Krummsäbel. Der Knauf war voller Blut. »So ist es recht, verteidige diese Feiglinge«, fauchte er. »Dein weichherziger Unfug wird überhaupt nichts mehr nützen, wenn die Sumnier eintreffen. Weißt du, was sie mit ihren Feinden tun? Ich kann es dir …«
Er bekam keine Gelegenheit mehr dazu. Mit einer blitzschnell Bewegung entwaffnete Barandas seinen Untergebenen. Der Krummsäbel flog ein halbes Dutzend Schritte weit durch die Luft. Thurbal riss erstaunt den Mund auf.
»Ich habe dir befohlen, die Waffe sinken zu lassen«, sagte Barandas. Trotz seiner Wut fühlte er sich erleichtert. Thurbal hatte eine Abreibung redlich verdient, doch das Entwaffnen des Kriegers hätte auch schiefgehen können, und dann wäre er selbst ohne Schwert dagestanden. Das hätte nicht unbedingt geholfen, gegenüber dem rebellischen Untergebenen seine Autorität zu festigen.
»Du kannst deinen Krummsäbel holen, wenn ich es dir sage.« Barandas betrachtete den gestürzten Steinhauer. Das Blut tropfte aus dem Schädel und sammelte sich unter dem Kopf zu einer Lache.
Jetzt begann die Mutter zu schreien.
»Jemand soll einen Arzt rufen«, rief er den unbeteiligt dreinschauenden Gaffern zu. Er wandte sich an die Frau und den jüngeren Sohn, der aussah, als wollte er sich gleich in die Hosen machen. »Was hier geschehen ist, tut mir leid. Kommt zu mir und sagt mir Bescheid, wenn ihr wisst, ob er … ob er es schafft. Ich werde dafür sorgen, dass ihr eine Entschädigung erhaltet.«
Damit ließ er die Frau und die kleine Menge stehen, die sich hinter ihr versammelt hatte. So schändlich Thurbals Verhalten auch war, etwas in dieser Art hatte sich abgezeichnet, seit Barandas mit seinen beiden Stellvertretern nach Malbrec gekommen war. Die Stadt hatte anscheinend völlig vergessen, dass sie ein Vasall Dorminias war, und dass Salazar für ihre Sicherheit sorgte, damit die Bürger geruhsam in ihren Betten schlafen konnten. Jetzt drohte ein Krieg mit Thelassa, und die Stadt musste erinnert werden, wem ihre Treue zu gelten hatte.
Nach zweiwöchiger Abwesenheit war Salazar erst vor Kurzem in die Hauptstadt zurückgekehrt. Der Magierfürst hatte sich noch nicht dazu herabgelassen, irgendeine Erklärung abzugeben. Halendorfs Zustand hatte sich verschlechtert, und die Organisation des Heeres von Dorminia hatte Bandaras stark in Anspruch genommen. Der Großmagistrat Timerus hatte sich einigermaßen erholt und war bereits dabei, neue Magistrate auszuwählen, um die Opfer des Mordanschlags zu ersetzen. Bald würden die höheren Ränge von Dorminias Regierung vor Männern wimmeln, die dem adlernasigen Großmagistrat treu ergeben waren – oder jedenfalls treuer als die Vorgänger. Timerus war ein unvergleichlicher Ränkeschmied, der dank seiner Listen beinahe so viel Macht besaß wie Salazar selbst.
Barandas seufzte. Sollte Timerus seine Spiele spielen. Er hatte sich um Wichtigeres zu kümmern. In den Armenvierteln Dorminias war die Einberufung der Soldaten bereits im Gange und bisher überraschend gut verlaufen, doch drei größere Vasallenstädte hatten eine derart geringe Zahl von Männern geschickt, dass der Erste Augmentor beschlossen hatte, die Rekrutierung in Malbrec persönlich zu überwachen.
In seiner goldenen Rüstung schwitzend, begab er sich in den Ostteil der Stadt, wo der gigantische Steinbruch,
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