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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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stand der Ewige Baum inmitten des Parks.
    Ein wundervoller Anblick war das. Eine Erinnerung an die Wunder, die es einst vor dem Fall der Götter auf der Welt gegeben hatte.
    Er hatte unter dem goldenen Blätterdach gesessen und gebetet, weil seine Mutter erkrankt war. Das böse Leiden in der Brust hatte sie schließlich getötet, aber sie hatte im Schatten des stolzen Baumes ihren Frieden gefunden.
    Barandas schloss die Augen. Damals hatte er gespürt, dass etwas nicht im Lot war. Über ihm hatten die Blätter auf eine Weise gerauscht, die er als fremdartig empfunden hatte. Einem Impuls folgend, den er auch heute noch nicht richtig verstand, war er an den Augmentoren des Magierfürsten vorbeigelaufen und hatte den unsichtbaren Meuchelmörder umgeworfen, bevor dieser den Dolch in Salazars Rücken stoßen konnte. Da die Tarnung aufgeflogen war, hatte sich auch der zweite Attentäter aus den Ästen des Baumes fallen lassen. Ein paar Sekunden lang hatte das reine Chaos geherrscht. Barandas hatte gegen die unsichtbaren Angreifer gekämpft und sich zahllose Wunden zugezogen, bis ihm einer ein Messer ins Herz gebohrt hatte.
    Ich kniete am Boden und spuckte Blut. Salazar sprach nur ein Wort, und auf einmal waren die Meuchelmörder für alle sichtbar, denn er hatte ihnen den Mantel der Unsichtbarkeit entrissen. Die Augmentoren schritten ein, und danach sind meine Erinnerungen nur noch verschwommen.
    Der Angriff auf Salazar an diesem Fest der Roten Sonne gab letztlich den Ausschlag, die Säuberungen durchzuführen. Die mächtigsten Magier Dorminias hatten sich verschworen und in fernen Ländern Meuchelmörder gedungen, um den Magierfürsten zu beseitigen. An diesem Tag schien etwas in Salazar zu zerbrechen, denn später in diesem Jahr befahl er, den Ewigen Baum ganz und gar zu verbrennen, während in der Grauen Stadt und den abhängigen Gebieten ohne Gnade alle Magier getötet wurden.
    Barandas jedoch war mit einem neuen Herzen aus verzaubertem Eisen zu sich gekommen und durfte sich über die schnellste Beförderung vom Wächter zum Augmentor freuen, die es je in der Stadt gegeben hatte. Manchmal fragte er sich, ob Salazar diese Ironie beabsichtigt hatte. Ein Herz aus Eisen, das die Bürde der Pflichten tragen kann und nicht unter dem Gewicht dessen, was getan werden muss, zerbricht.
    Er erreichte die Eingangstür des Herrenhauses. Hinter ihm bellte ein Hund, der aber gleich wieder um die Hausecke verschwand. Die Hand auf den Knauf des Schwerts gelegt, räusperte er sich vernehmlich. »Auf Befehl von Lord Salazar, Magierfürst von Dorminia und rechtmäßiger Herrscher von Malbrec, öffnet die Tür!«
    Er wartete ein oder zwei Minuten. Schließlich ging die Tür auf, und ein alter Mann mit mürrischem Gesicht, der eine hirschlederne Jacke trug und eine Pfeife in der Hand hielt, stand vor ihm. »Ich habe deinem gepanzerten Moloch schon erklärt, dass hier niemand außer mir wohnt«, behauptete er gereizt. »Ich bin zu alt, um in eurem verdammten Krieg zu kämpfen.«
    Drinnen hustete jemand. Man konnte hören, wie der Betreffende eilig versuchte, den Anfall zu unterdrücken. »Das sehe ich mir lieber selbst an«, entgegnete Barandas. Er schob sich an dem Mann vorbei in die Eingangshalle und dann in einen üppig ausstaffierten Salon.
    »Das … das ist skandalös«, protestierte der Hausherr und zog wie wild an seiner Pfeife. »Weißt du nicht, wer ich bin?«
    »Das ist mir völlig gleichgültig«, entgegnete Barandas. Er betrachtete die ledernen Armsessel und die Rosenholzvitrinen. »Du hast dich nett eingerichtet.«
    Der alte Mann runzelte die Stirn. »Ich habe mit dem Bergbau gutes Geld verdient, weil ich viel Stein in die Hauptstadt befördere. Und ich zahle immer meine Steuern. Bis auf das letzte Kupferstück.«
    »Wer ist das da?« Barandas deutete auf ein Gemälde, das über dem Kamin hing. Es zeigte eine etwas jüngere Version des finster dreinblickenden Kaufmanns. Neben ihm war eine gleichaltrige Frau zu sehen, die ein Pferdegesicht hatte. Zwischen ihnen stand ein Jugendlicher, der ungeheuer gelangweilt tat.
    »Das ist meine Frau Mildra. Sie ist seit sechs Wintern tot.«
    »Ich meinte den Jungen.«
    Auf einmal bekam der alte Mann Angst. »Harald? Er ist nicht hier. Ich habe ihn nach Westfels geschickt …«
    Wieder war ein Husten zu hören. Es kam von oben.
    »Wenn ich feststelle, dass du mich angelogen hast, lasse ich dich in Ketten legen, dein Anwesen beschlagnahmen und deinen Sohn in die erste Reihe stellen, sobald die

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